Streit um geschenkten Baby-Notarztwagen

Baby-Notarztwagen der Björn-Steigerstiftung sind andernorts längst im Einsatz. (Foto: Björn-Steiger-Stiftung)Pforzheim (rd_de) – Die Björn-Steiger-Stiftung will der Kinderklinik in Pforzheim einen Baby-Notarztwagen zur Verfügung stellen. DRK und ASB lehnen das „Geschenk“ dankend ab, weil sie es für eine Mogelpackung halten.

Das Fahrzeug ist eine aufwändige Neuentwicklung, die die Björn-Steiger-Stiftung in Auftrag gegeben hat. Leise, schwingungsarm und nach neusten Sicherheitserkenntnissen gestaltet. Die Stiftung würde das 200.000-Euro-Einsatzfahrzeug zur Verfügung stellen und sich auch um die Betriebskosten kümmern. Die Hilfsorganisationen könnten den Baby-NAW besetzen, würden ihn aber gleichwohl niemals besitzen.

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Die Kinderklinik schloss mit der Steiger-Stiftung bereits einen entsprechenden Vertrag. Dieser stieß bei den Hilfsorganisationen allerdings sauer auf. Demnach sollten innerhalb von 30 Monaten die 200.000 Euro durch Spenden im Raum Pforzheim gesammelt werden. Käme die Summe nicht zusammen, könnte wahlweise die Fahrzeugausstattung abgespeckt oder das Geld zwischen Steiger-Stiftung und Kinderklinik aufgeteilt werden.

„Die Werber der Steiger-Stiftung waren schon im Raum Pforzheim unterwegs“, berichtet DRK-Kreisgeschäftsführer Werner Hänlein gegenüber www.rettungsdienst.de. „Dabei muss man wissen, dass die Steiger-Stiftung nicht um isolierte Spenden für den Baby-Notarztwagen bat, sondern langfristige Fördermitgliedschaften abschließen wollte. Auch wollte man sich beim Baby-NAW nicht auf einen Standort Karlsruhe oder Pforzheim festlegen lassen“, kritisiert Hänlein.

Nachdem gemeinsame Vermittlungsgespräche zwischen Klinik, Björn-Steiger-Stiftung, ASB und DRK zu keinem Ergebnis führten, hat die Klinik nun den Vertrag mit der Steiger-Stiftung unter Hinweis auf mögliche rechtliche Schwierigkeiten gelöst.

„Wir möchten, dass die Bürgerinnen und Bürgern für unseren eigenen Baby-NAW spenden“, wünscht sich der DRK-Geschäftsführer. Mit Firmen aus der Region sei man bereits im Gespräch. „Spenden für das Projekt kommen einem Baby-Notarztwagen zugute, der definitiv in Pforzheim stehen wird und der sich im Besitz der betreibenden Organisationen befindet. Bei uns fließen lokale Spendengelder unter keinen Umständen in Projekte ab, von denen die Pforzheimer keinen Nutzen haben.“

Die Presseberichterstattung über die Ablehnung des auf den ersten Blick großzügigen Angebots der Steiger-Stiftung durch die örtlichen Hilfsorganisationen ist für die inkubatorpflichtigen Neugeborenen keine gute Nachricht. „Es gibt Mitglieder, die unsere Haltung in dieser Frage nicht nachvollziehen können“, gesteht Hänlein. Der Brunnen, aus dem ASB und DRK schöpfen wollen, scheint nun vorerst vergiftet.

(Foto: Baby-NAW der Björn-Steiger-Stiftung in Stuttgart. Quelle: Björn-Steiger-Stiftung)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Im Gefolge der Berichterstattung zum Streit um den Baby-NAW der Björn-Steiger-Stiftung in Pforzheim, stellte uns die Björm-Steiger-Stiftung die inzwischen hinfällige Übereinkunft der Stiftung mit dem Kinderkrankenhaus zur Verfügung.

    In der Übereinkunft ist als Standort des Fahrzeuges unmissverständlich Pforzheim genannt.

    Melanie Storch, Pressesprecherin der Björn-Steiger-Stiftung, räumt ein, dass im Raum Pforzheim versucht wurde, Bürgerinnen und Bürger als Fördermitglieder zur Unterstützung des Baby-Notarztwagens zu gewinnen. Die Björn-Steiger-Stiftung übernehme schließlich langfristig auch die anfallenden Betriebskosten für das Fahrzeug und gegebenenfalls sogar den Ersatz im Falle eines Totalverlustes durch einem Unfall.

    Das DRK Pforzheim-Enzkreis e.V. informiert inzwischen auf seiner Webseite im Detail (unter http://www.drk-pforzheim.de ), weshalb man unter den gegebenen Bedingungen nicht bereit war, sich zusammen mit der Björn-Steiger-Stiftung für den Baby-Notarztwagen zu engagieren und stattdessen versucht, selbst für die Bereitstellung eins Baby-NAW zu sorgen.

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  2. Die Bevölkerung hat eh die Nase voll von der dauernden Bettelei.
    Und von den Drückerkolonnen sowieso!

    Wenn müßten die Krankenkassen -sofern es notwendig sein sollte- für solch ein Fahrzeug aufkommen, wenn das so weiter geht, dann fahren bald alle Rettungswagen auf Spendenbasis herum und wir zahlen bis dahin 20 Prozent KV Anteil.

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  3. @Matthias

    Deine Krankenkasse hat in keinerlei hinsicht mit Anschaffungen von Fahrzeugen zu tun.
    Ich weiss nicht was du glaubst wofür deine Krankenkasse da ist aber deine Krankenkasse zahlt den Einsatz wenn du oder dein Kind in einen Rettungsfahrzeug transportiert wirst aber nicht die Anschaffung. Wenn die Krankenkassen medizinische Fahrzeuge und Geräte finanzieren würden wären wir glaube ich schon weit über den 20%.

    Alle wollen die beste Rettung haben aber was dafür tun wollen die wenigsten…was sehr schade ist.

    Das ist nicht böse gemeint aber vielleicht solltest du dich erstmal mit unseren Rettungssystem und der Finanzierung davon auseinander setzen.
    Frag doch mal die Rettungssanitäter ob sie fest Angestellt sind oder Ehrenamtlich tätig sind und wie Fahrzeuge mit spezieller Ausstattung finanziert werden. Du wirst überrascht sein!

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  4. @Daniela

    Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.
    Erkläre uns doch bitte, woher die Gelder für die Finanzierung des Rettungsdienstes – hier speziell für die Anschaffung der dafür benötigten Fahrzeuge – kommen. Vielleicht hast du neue Geldquellen, von denen wir bislang nichts wussten. Vermutlich wurde unser bundesdeutscher Rettungsdienst all die Jahre nur falsch finanziert 😉

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  5. Auch im Nachbarkreis Böblingen hat man sich jetzt FÜR die Neuanschaffung eines Baby-Notarztwagens entschieden (das aktuell eingesetzte Fahrzeug stammt aus dem Jahr 1999) – und GEGEN die Björn Steiger Stiftung.

    Finanziert werden soll das nach Angaben von DRK-Kreisvorsitzenden Michael Steindorfner und DRK-Kreisgeschäftsführer Wolfgang Breidbach rund 120.000 Euro teure Spezialfahrzeug durch eine eigene Spendenaktion im Landkreis:

    vgl. http://www.drk-rettungsdienst-bb.de/aktuelles/news/newsdetails/archiv/2014/02/25/meldung/40-drk-kreisverband-boeblingen-startet-spendenaktion-fuer-neuen-baby-notarztwagen-praesident-stei.html vom 25.02.2014 sowie http://www.szbz.de/nc/nachrichten/news-detail-kreis-bb/er-rettet-neugeborenen-das-leben-917529.html vom 26.02.2014 und
    http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.boeblingen-ein-neuer-baby-notarztwagen-fuer-den-landkreis.5b20ef7d-8fef-4fe3-bd07-700bdf63de74.html vom 26.02.2014

    Viel Erfolg bei diesem unterstützenswerten Unterfangen!

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  6. Hat für mich den klaren Beigeschmack, weil ASB und DRK den Baby Notarztwagen nie “besitzen” werden, will man aus Eigennutz und Image lieber einen Eigenen anschaffen. Seit 1974 wäre das möglich, da die Björn Steiger Stiftung in dieser Zeit technisch entwickelte. Bisher sah man keine “Notwendigkeit” für die Kleinsten alles Erdenkliche zu tun. Nun, seitdem der Druck durch die Arbeit der Björn Steiger Stiftung wächst, kommen auf einmal derartige Ambitionen. Lächerlich und traurig zu gleich. Und auch dem ASB und DRK sind langfristig Förderer 1000mal lieber wie Spender.

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