Viele Verletzte bei Chemieunfall

Kassel (ots/rd.de) – Bei einem Arbeitsunfall bei der Firma Cargo-Trans Logistik im Homberger Industriegebiet sind in der Nacht aus einem Fass etwa 30 Liter Thiophenol (Phenylmercaptan) ausgetreten. Feuerwehr und Rettungsdienst sahen sich mit einer Großschadenslage konfrontiert: Über 100 Menschen mussten dekontaminiert werden, etliche erlitten Atemwegsreizungen.

Nach einer ersten Rückmeldung über die Einsatzlage alarmierte die Leitstelle der Feuerwehr in Homberg weitere Einheiten aus den benachbarten Kreisen. Durch die Polizei wurde alle verfügbaren freien Funkwagen und Einheiten des Polizeipräsidium Nordhessen entsandt, um das gefährdete und kontaminierte Gebiet abzusperren und die Rettungswege zur An- und Abfahrt (Teilevakuierung des Industriegebietes) zu kanalisieren sowie die Bevölkerung in gefährdeten Gebieten durch Lautsprecherdurchsagen zu warnen.

Anzeige

An der Stadthalle wurde eine Verletztensammelstelle eingerichtet. Dort wurden mehrere Dekontaminationseinrichtungen aufgebaut. Diese wurden von etwa 120 Kräften des Rettungsdienstes und 10 Notärzten unter Leitung eines leitenden Notarztes betreut.

Die genaue Anzahl der zu dekontaminierenden Personen war in der Nacht noch nicht bekannt, liegt Schätzungen zufolge jedoch über 100 Personen. Diese bekamen, nachdem sie alle Bekleidungsstücke abgegeben hatten durch die Rettungsdienste einen neuen Trainingsanzug, um sich dann weiter in die Stadthalle zu den Duschen zu begeben.

Nach vorläufigen Zählungen der vergangenen Nacht, wurden sechs Personen stationär in Krankenhäusern aufgenommen – darunter vier Arbeiter der Firma CTL, die allesamt über Atemwegsreitzungen klagten. Nach Presseberichten, die sich auf spätere Angaben der Pressekonferenzen stützen, erhöhte sich die Zahl der Verletzten inzwischen auf 16 Personen. Diese Zahl kann sich heute im Verlauf des Tages noch erhöhen, weil Vergiftungsanzeichen nach dem Einatmen von Thiophenoldämpfen sich mit einer Zeitverzögerung manifestieren können. Etwa 150 Personen haben die Dämpfe eingeatmet und mussten von den eingesetzten Ärzten begutachtet werden.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Dass unter den Verletzten auch eine Vielzahl von Einsatzkräften sein soll verwundert eigentlich nicht, wenn man sieht, wie Rettungsdienstler im Dekon-Bereich Patienten helfen kontaminierte Kleidung in Säcke zu stopfen und dabei allenfalls Handschuhe tragen. Da wurde der Sinn von Dekon-Abschnitten wohl nicht ganz verinnerlicht. Das sollte Thema bei Nachbereitungen der LNA, OLRD, etc. sein.

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert