Notarztdienst: Freie und niedergelassene Ärzte steigen aus

Stuttgart (rd.de) – Nachdem die Verhandlungen zwischen KV, Landesärztekammer und den Kostenträgern bezüglich einer angepassten Vergütung von Notarztdiensten gescheitert ist, steigen immer mehr niedergelassene Ärzte in Baden-Württemberg aus dem Notarztdienst aus.

Die niedergelassenen Ärzte sind in Baden-Württemberg bislang ein Garant dafür, dass Notarztdienste besetzt werden können. Nachdem die Verhandlungen zwischen der Landesärztekammer, der kassenärztlichen Vereinigung und den Krankenkassen zu keiner befriedigenden Stundenvergütung für übernommene Notarztdienste geführt hat, steigen immer mehr Niedergelassene aus dem Notarztdienst aus. Rechtlich gesehen sind ohnehin die Krankenhäuser in der Pflicht, Notarztdienste zu besetzen. Doch in Zeiten dünner Personaldecken, war man über die Entlastung durch freie und niedergelassene Ärzte dankbar.

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Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg werden etwa 10 bis 15 Prozent der Notarztdienste von niedergelassenen und freien Ärzten übernommen. Die Ärzte fordern dafür eine bessere Vergütung. Wie der Onlinedienst Schwäbische.de berichtet, boten die Kostenträger eine 24-Stunden-Pauschale von 374 Euro an. Die Vertreter der Ärzteschaft lehnten das Angebot als unzureichend ab und haben zum 30. Juni 2012 die entsprechenden Rahmenvereinbarungen gekündigt.

„Wir haben den im Notarztdienst tätigen Ärzten empfohlen, eigene Absprachen mit den Kostenträgern auszuhandeln“, erklärt hierzu Dr. Oliver Erens von der Landesärztekammer Baden-Württemberg. Dabei wird eine Vergütung von wenigstens 40 Euro pro Stunde als angemessen betrachtet.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. immer nur die kohle im kopf die netten akademischen kollegen., super leistung. 😉

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  2. Ist doch nichts Neues. Erklär doch mal jemanden dass 374 € für 24 h zu wenig sind. Ca. 15,60 € /Stunde nur fürs da sein………
    Schafft endlich diese geldgeilen Notärzte ab und bildet die Rett.Ass vernünftig aus. Zur Not mit Telemedizin. Dann halten sich die Kosten für das Rettungswesen auch einigermaßen in den Grenzen. Die Notärzte interessiert doch im Großteil der Patient nicht mehr. Allein die Kohle muss stimmen. Gleichzeitig Notarztdienst und KV-Dienst ist doch gang und gebe und wer weiß was da alles als Notarzteinsatz abgerechnet wird. Leute tut endlich was!!!

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  3. ..war zu erwarten ..sie müssen langsam ein wenig mehr fur ein wenig weniger in der Tasche arbeiten..

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  4. ich weiß ja nicht was meine Vorredner so verdienen, wer aber einen Stundenlohn von 40 Euro Brutto für zu viel hält der will selber nichts verdienen , das bekommen in der Regel Mitarbeiter beim Daimler am Band .

    Man sollte sich klar sein das Gerade auf den Land solche Niedergelassene Notärzte ein Garant dafür sind das Hilfe in Akzeptabler Zeit zum Patienten kommt

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  5. Zum Weiterlesen:

    http://www2.landtag-bw.de/WP15/Drucksachen/1000/15_1573_d.pdf vom 30.05.2012

    In der Antwort des baden-württembergischen Innenministers zur Frage 8 findet der geneigte Leser eine detaillierte Auflistung der Entwicklung der Vergütungssätze seit dem Jahr 2002 – getrennt nach Krankenhausärzte sowie Vertrags- bzw. Nichtsvertragsärzte. Ein jeder mache sich so seine Gedanken!

    Herzliche Grüße aus dem Südwesten unserer Republik

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  6. Wenn man bedenkt, dass heutzutage jeder ohne zu zögern 40 EUR für einen Handwerksmeister (Sanitär, Elektro oder ähnliches) ausgibt sehe ich die 40 EUR für einen Arzt mit Zusatz-Qualifikationen (NA) in Relation als armselig an.

    Vergleichbare Ingenieure oder Betriebswirte mit Studium und Berufserfahrung fangen unter 100 EUR/Std. (ich rede von “selbständig” im Kundeneinsatz) gar nicht erst an einen Bleistift in die Hand zu nehmen.

    Sind uns Menschenleben so wenig wert?

    — Vorsicht: Ironie —
    Ärzte… schult um auf etwas “anständiges”… Euer Wissen und eure Anstrengungen werden nicht anerkannt. Und Ingenieure werden derzeit dringend benötigt!
    — Ironie Ende —

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  7. Geldgierige Ärzte…
    40EUR/Std. für Nichtstun? Ist ja nicht so, daß ein NEF 24h ständig unterwegs wäre und/oder der Arzt nichts anderes tut, als auf einen NA-Einsatz zu warten. Die machen selbstverständlich Arbeiten inbzw. für die Praxis nebenbei (Buchhaltung, Arztbriefe etc.)

    Was ist mit den ärztl. Leistungen im NA-Dienst? Werden die nicht abgerechnet? Auch nicht bei Privatpatienten?

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  8. > Wenn man bedenkt, dass heutzutage jeder ohne zu zögern 40 EUR für einen Handwerksmeister (Sanitär, Elektro oder ähnliches) ausgibt sehe ich die 40 EUR für einen Arzt mit Zusatz-Qualifikationen (NA) in Relation als armselig an.

    ..und die Vergütung vom Rettungsfachpersonal ist,.. was?

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  9. Na wer nur € 8.- die Stunde bekommt, hält € 40.- natürlich für viel!
    Ich kenne viel junge Kollegen, die keine Ahnung haben, wie schlecht sie eigentlich bezahlt werden und eben auch mit der Einstellung leben, in diesem Job muss man einfach viel arbeiten.
    Aber vielleicht ändert sich ja auch da mal irgendwas.
    Arzt sein in Deutschland ist zur Zeit nichts Gutes, mal sehen, wann es die Verantwortlichen merken?

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  10. Es leben die Niedergelassenen. Den besten Satz den ich hier gelesen habe war Zitat:”Man sollte sich klar sein das Gerade auf den Land solche Niedergelassene Notärzte ein Garant dafür sind das Hilfe in Akzeptabler Zeit zum Patienten kommt.” Zitat ende. Hilfe?… oder rechtlicher Anspruch!!!!????

    Wenn man nur im Ansatz die HA auf ein Niveau bringen kann, dann darauf ,das Sie in der Notfallmedizin wenig bis gar nichts zu suchen haben. Ihnen fehlt die Routine im RD. Vieles vergisst man einfach über die Jahre als Niedergelassener.

    Wenn man das kurz auf das Jahr rechnet aufgrund der Zahlen im Bericht oben, macht das ca 55 Dienste pro Region. Das muss man dann noch durch die Anzahl der Mitfahrenden Droiden teilen, die mir nicht bekannt ist, somit erhält man eine Zahl an Diensten für den Einzelnen. Wie soll man da erfahrungen sammeln, wie soll sich ein Teamgefühl einstellen das für die Arbeit unablässig ist. Wenn man sich kennt und weis wie der andere Tickt lässt sich der Einsatz am Pat. um ein vielfaches an Qualität steigern. Ich denke bei der Anzahl der Dienste sind 374 € für nebenbei völlig ausreichend. Und ich kenne solche Freelancer die die Versicherungskarte des Pat. noch in ihr privates Lesegerät packen und den Pat. nochmals abrechnen mit der KV. Sowas nennt man Betrug und muss der KV angezeigt werden.

    Die Argumente der Freelancer belaufen sich immer am selben Schema wenn es um die Entlohnung geht. “Davon müssen wir auch noch Steuern zahlen!” Das müssen leider alle in der BRD.

    Mehr aus und Fortbildung für Personal im RD und die daraus resultierende Kompetenz würde somanchen Notarzteinsatz überflüssig machen.

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  11. Woher nehmen Sie (@ Chris) überhaupt die 374 € für 24 h? Lt. der von Jörn verlinkten Landtagsdrucksache beträgt der 24 Stundensatz incl. 2 Einsätzen unter der Woche 320€ sowie am Wochenende 340€. Während unter der Woche tagsüber der Dienst zusätzlich zur Praxisöffnungszeit geleistet wird erfolgt er am Wochenende primär in der Freizeit. Bei einem Satz von 340€ kommt man auf einen Stundensatz von ca 14,16€! Hiervon sind dann aber noch Einkommenssteuer (selbständige Arbeit) sowie ggf. Sozialversicherungsbeiträge und z.B. Haftpflichtversicherung zu bezahlen.

    Daß diese Vergütung angesichts Ausbildung und Verantwortung sicherlich nicht zeitgemäß ist müsste eigentlich jedem klar sein. Manch ehrenamtlich tätiger RettAss kömmt im selben Zeitraum mittels Aufwandsentschädigung auf ähnliche Zahlen ohne daß er vergleichbare Abgaben hätte.

    Auch die von Chris genannten Zahlen änderen hieran im Weseltlichen nichts.

    Natürlich ließen sich durch eine verbesserte Aus-/Weiter-/Fortbildung von RettAss sowie dem Einsatz von Telemedizin Ärzte einsparen, aber wäre dies im Hinblick auf die derzeitigen notärztl. Vergütungen (der niedergel. & freien Notärzte) wirklich mit einer Kostenersparnis bei mind. gleichbleibender Qualität verbunden?

    Ich bin froh darüber, daß der Bundesgesetzgeber die Notwendigkeit einer Reform der Ausbildung vom RettAss endlich erkannt hat. Bei herkömmlichen RettAss, die nicht selten lediglich eine 520 Std. Ausbildung als RettSan abgeschlossen haben und dann ohne Nachweis entsprechender Fähigkeiten als RettAss anerkannt wurden, bekomme ich regelmäßig Anstzustände, wenn diese daran gehen ärztl. Maßnahmen zu ergreifen ohne daß die entsprechenden theoretische und teilweise auch praktischen Fähigkeiten sicher beherrscht werden und durch Prüfungen nachgewiesen wurden.

    Es besteht die Hoffnung, daß hier mit der Ausbildung der Notfallsanitäter zukünftig wesetliche Qualitätsverbesserungen zu erwarten sind.

    Wie kommen Sie eigentlich zu der Behauptung, daß Patientenversorgungen im Rahmen des kassenärztl. Notdienstes (zusätzlich?) als Notarzteinsätze abgerechnet werden? Können Sie diese Behauptung in irgendeiner Form belegen? Meines Wissens ist zur Abrechnung einer RD-Leistung immer auch die Auftragsnummer der jeweiligen Rlst erforderlich, Diese setzt natürlich einen entsprechend angelegten und dokumentierten Notarzteinsatz voraus.

    Im derzeitigen Ausbildungsgefüge sehe ich keine Alternative zum Einsatz von Notärzten sowie deren zeitgemäße Vergütung.

    Hier in Ba.-Wü. wird, v.a. in der letzten Zeit, viel auf die Verantwortlichen von Rettungs- und Notarztdienst geschimpft. Warum sind wir nicht stolz darauf, daß hierzulande als einziges Bundesland eine Hilfsfrist für Norärzte gesetzlich vorgegeben ist? Selbst wenn diese mancherorts nur 90 – 80 % beträgt so ist dies dennoch mehr wie anderswo zu erwarten ist. Wem nutz es wenn der RTW innerhalb 10 Min eintrifft, die Kollegen aber keine medikamentösen Therapien einleiten dürfen und sich “lediglich” auf Maßnahmen der erweiterten Erste Hilfe beschränken müssen? Es lassen sich nunmal längst nicht alle Krankheitsbilder mittels SOP abbilden.

    Für die Zukunft wunsche ich mir einen gesunden Mix aus Notärzten & gut ausgebildeten Notfallsanitätern mit entsprechenden Kompetenzen zum Wohle des Patienten, ideralerweise ohne die üblichen Grabenkämpfe, denn dem Grunde nach haben wir doch alle das selbe Ziel einer möglichst optimalen Patientenversorgung.

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  12. @Kranker Pfleger: Auch wenn Sie Ihre Frage nach der Vergütungspauschale in Höhe von 374,00 Euro an Chris gerichtet haben, hier meine Antwort: Der von Chris genannte Betrag steht so nicht nur in der RETTUNG.DE-News, sondern auch im Ursprungsartikel der “Schwäbischen Zeitung”. 😉

    Frühsommerliche Grüße aus dem Südwesten

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  13. Danke Jörn! Das muß mir irgendwie entgangen sein, jetzt seh ich`s auch… An der restlichen Argumentation ändert dies jedoch nix.

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  14. Zur Gelddiskussion die persönliche Perspektive:
    Ich habe während des Studiums 4-6 Nachtwachen auf einer interdisz. Intensivstation verbracht; war vorher Rettungssan., später Rettungsass. bei der BF; habe 6 Jahre studiert, mich weitere 5 Jahre weitergebildet (Anästhesie); davon 1,5 Jahre als AiP für 1800 DM / brutto. Als ärztlicher Freiberufler ist eine Existenz unter 40 Euro / Stunde nur grenzwertig bis unmöglich (es bleibt etwa die Hälfte übrig). Darunter “verkaufe” ICH meine Qualifikation und Verantwortung sicher nicht mehr. Mit “Geldgeilheit” hat das sehr wenig zu tun, würde ich für mich zumindest in Anspruch nehmen.

    Zur “Ewigen” Diskussion = Rett.ass. versus Notärzte
    In der Vergütung einer Leistung steckt auch ein Wert für Ausbildung, Erfahrung und Verantwortung. Sollte zumindest so sein!! Die Kostenträger würden sich doch ins Fäustchen lachen, wenn sie einer politisch und rechtlich derart schlecht vertretenen Berufsgruppe (Rettungsass. etc) die jur. Verantwortung des Notarztes übertragen könnten! Also: Bei aller Liebe zur (Not)kompetenzerweiterung und besseren Ausbildung für RD-Personal: Vorsicht vor den “wahren” Motiven!! Da würde sicher am falschen Ende gespart. (…Wir reden übrigens über 1-3 % der Gesamtkosten des Gesundheitswesens).

    Zur Perspektive:
    Wer die Entwicklung der nächsten Jahre vor Augen hat (Demographie, Nachwuchsprobleme in allen Berufen, zunehmende ältere Bevölkerung etc.), tut eigentlich gut daran, seinen Rettungsdienst schon heute in dieser Richtung auszurichten und attraktiv für Freiberufler zu gestalten In einigen Jahren gibt es weder genügend gut qualifizierte Notärzte NOCH Rettungsassistenten. Dies scheint aber noch Keiner der verantwortl. Politiker begriffen zu haben!

    Zur Position:
    Das deutsche System (Notarzt / Rettungsass.) hat sich international bewährt und hat – trotz der sicher vorkommenden “Negativerlebnisse” im Einzelfall – viele Vorteile (u.a. Zweitmeinung, abgestuftes Vorgehen, Verantwortung auf verschiedenen Schultern lastend); Der Bürger hat mit seinen Steuerzahlungen und Beiträgen zu den Krankenkassen hierzulande ein absolutes Recht auf eine qualitativ hochwertige Versorgung im Notfall. Dies sind meiner Meinung nach Gelder, die sinvoll angelegt sind und nicht – wie im etwa Falle der “Bankenrettung” – zum Fenster hinausgeschleudert werden. Insofern unterstützen wir die Forderung der Notärzte nach einer angemessenen Bezahlung! Dies gilt übrigens in gleicher Weise für die Vergütung von Rettungsdienstpersonal.

    MfG

    N. Schäfer
    Vorsitzender des Bundesverbandes der Honorarärzte e.V.
    Berlin

    Üblich ist für Notärzte in anderen Bundesländern ein Stundensatz von mind. 30 bis 40 Euro. Und das ist im Vergleich zu anderen Berufsgruppen mit ähnlich langer Ausbildungsdauer und Verantwortung nahezu lächerlich!

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  15. @BVH

    Als Vorsitzender des Bundesverbandes der Honorarärzte e.V. müssen Sie ja so argumentieren, daß sich der Markt für Sie in der Notfallmedizin öffnet.

    Nur leider schaden Freelancer mehl als sie nützen. Es wird sich in der Regel nie ein Teamgefühl einstellen aufgrund der Situation heute hier morgen dort, der Arzt wird alle seine Maßnahmen selbst durchführen und wird das Team vermutlich nicht wirklich kennenlernen.Dieses führt zum einen dazu das man nicht oder nicht ausreichend mit einander Spricht, was schon wieder Fehlerpotenzial in sich birgt. Desweiteren wird er seine wirklichen Teamressourcen nie ausnutzen können, was im Falle eines falles das wichtigste ist.

    Sie führen richtigerweise an das der mündige Bürger ein recht auf qualitativ hochwertige Versorgung hat. Diese hat er aber bereits in dem Moment wo der RettAss/San den Raum als erster Betritt. In ländlichen Regionen kann das Warten auf den Notarzt schon mal dauern und 10 – 15 min auf den Arzt zu warten nach den Basismaßnahmen.Den Patienten dann nicht medizinisch zu versorgen, grenzt an unterlassener Hilfeleistung. Ein Bsp. Pat. mit Status Epilepticus, muss dieser 10 min weiter krampfen????? Ich denke nicht!!! Dieser kann genau so gut von einem fachlich guten RettAss ein bisschen Dormicum(R) erhalten. Das ist das Recht auf hochwertige Versorgung.

    Aber ich verschließe mich nicht den realitäten an mangelden Ärzten.

    Nur das System, heute hier morgen dort tut dem System nicht gut und führt nicht zur Qualitätsteigerung. Dieses mögen und müssen Sie vermutlich anders sehen als ich. Sonst verkommt unser Teamgefühl zu (T)oll (E)in (A)nderer (M)achts.

    Fuso33
    RettAss

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  16. Sehr geehrter Herr / Frau “Fuso33”,

    zunächst: Der BV-H hat sich 2008 nicht(!) gegründet um die Tätigkeit von Honorarärzten aus rein finanziellen oder berufspolitischen Gründen zu “pushen” oder zu propagieren, sondern um in diesem Bereich hinsichtlich der Qualität und der rechtlichen Rahmenbedingungen für vernünftige Strukturen zu sorgen. Ich bin also ganz sicher kein reiner “Lobbyist”, wie Sie es evtl. vermuten könnten!

    Sie sprechen daher ein wichtiges Thema an, das ich ebenfalls im Rahmen der Zunahme von honorarärztlicher Tätigkeit als durchaus kritisch ansehe. Teambildung ist ein deutliches Qualitäts-PLUS, und dass sicher nicht nur im Rettungsdienst. Da bin ich mit Ihnen völlig d’accord. Allerdings zeigen die personellen Veränderungen im Bereich der Kliniken ebenfalls heute eine zunehmende Abkehr vom früher gewohnten “lebenslangen Arbeitsplatz” auf. Auch dort nimmt die Fluktuation stetig zu und die Qualifikation der Ärzte, die für Tätigkeiten im Notarztbereich notwendig wären, ändern sich ebenfalls, und das nicht unbedingt zum Vorteil.

    Viele Honorarärzte sind aber sehr erfahrene Fachärzte und auch Notärzte, sie kommen viel herum und sammeln so fachliche Erfahrungen, die durchaus auch qualitaiv von Vorteil für den einen oder anderen Standort sein können. Honorarärzte sind zudem oft unabhängig von lokalen Strukturen und Interessen. Dies kann in qualitativer Hinsicht ebenfalls positiv sein, wenn es z.B. um die unabhängige(!) Auswahl des geeigneten Krankenhauses oder Einsatzmittels im alleinigen Patienteninteresse geht.

    Andererseits arbeiten Honorarärzte durchaus auch gerne regelmäßig(!) für ihre Auftraggeber, so dass der “stetig wanderne Notarzt” sicher die Ausnahme ist und sein sollte. Ich kenne meine Standorte z.B. seit vielen Jahren und ebenfalls das Personal vor Ort. Von mangelhafter Teambildung kann also nicht die Rede sein. Im Gegenteil! Der junge Assistenzarzt der nahegelegenen Klinik wäre schon nach 1-2- Jahren Tätigkeit nicht mehr im Rettungsdienst tätig. Da bin ich mit teilweise 9 Jahren konstanter Tätigkeit vor Ort sicher das größere “Kontinuum” für ein entsprechendes Team.

    Aus unserer Sicht ist es aber oft die Unkenntnis der Standortbeauftragten bzw. Organisatoren des Notarztstandortes, wie sie sich z.B. einen festen und qualitativ hochwertigen Pool von externen Notärzten selbst aufbauen könnten, die zu steter Fluktuation an einem Standort führt. Hier sehen wir ein erhebliches Beratungspotential, das allerdings derzeit kaum genutzt wird. Da “bastelt” eher jeder so vor sich hin. So verwundert es uns auch nicht, dass immer wieder auf teure Vermittlungsbörsen zurückgegriffen wird, die natürlich dann nicht immer den selben Kollegen beauftagen können. Es ist also aus unserer Sicht nicht die “Schuld” der externen Notärzte, sondern die Gründe liegen häufig in Organisationsmängeln und Kompetenzlücken vor Ort. Das können wir sicher besser! Da bin ich mir sicher.

    Insgesamt aber ein sehr komplexes Thema, das wir hier sicher kaum zufriedenstellend diskutieren können. Allerdings tut dies sicher Not, da ich viele Vorurteile sehe, die sich durchaus aus der Welt schaffen ließen, wenn mehr miteinander gesprochen werden würde.

    Mit freundlichen Grüßen,

    N. Schäfer

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