CO-Vergiftungen schneller erkennen

Bremen (rd.de) – In Niederösterreich gehen RTW-Besatzungen und First-Responder schon seit Anfang 2011 mit CO-Warnern in den Einsatz. Im August dieses Jahres wurden auch in Wiesbaden Rettungsdienstkräfte mit CO-Messgeräten ausgestattet. Die kleinen Geräte erhöhen die Sicherheit der Einsatzkräfte vor der unsichtbaren Gefahr durch Kohlenmonoxid. Gleichzeitig sind mögliche Kohlenmonoxidvergiftungen der Patienten schneller zu erkennen und verbessern so den Behandlungserfolg.

Zum Beginn der Heizsaison scheinen sich Einsätze, bei denen eine hohe Kohlenmonoxidbelastung nachgewiesen wird, zu häufen. Wie der Fall in Mainz von vergangenem Wochenende deutlich zeigt, ist der Nachweis einer Kohlenmonoxidvergiftung bisweilen allerdings dem Zufall überlassen. In Mainz war es an diesem Wochenende eine Krankenhausärztin, die das Kohlenmonoxid bei einem durch den Rettungsdienst eingelieferten Patienten entdeckte und sofort die Feuerwehr verständigte. In der Folge musste ein ganzes Wohngebäude evakuiert werden.

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Zu oft bleibt die akute Gefährdung, die durch durch das geruchlose Gas, dass aus einer unvollständigen Verbrennung entsteht, unerkannt. Auch im Frühjahr und Herbst hat die Kohlenmonoxidvergiftung “Saison”. Besonders dann, wenn sich warme Luft im Rauchabzug staut, erzeugt der Kamin nicht genug Gasauftrieb und erhöht hierdurch das Risiko, das Verbrennungsgase nach unten in die Wohnung gedrückt werden.

Die typischen Symptome einer leichten Kohlenmonoxidvergiftung wie Kopfschmerzen und Schwindelgefühle sind oft sehr unspezifisch. Auch das Rettungsdienstpersonal kann betroffen sein, wird aber Stunden später wohl kaum einen Zusammenhang zu einem zurückliegenden Einsatz vermuten.

Kohlenmonoxid hat eine 300-fach stärkere Bindung an das Hämoglobin, blockiert so den Sauerstofftransport und heftet sich an das Myoglobin, verdrängt somit auch den Sauerstoff an der Muskulatur. Selbst bei mit vergleichsweise geringen CO-Hb-Werten um zehn Prozent können zerebrale Spätfolgen auftreten. Deshalb ist die frühzeitige Behandlung von CO-Vergiftungen besonders wichtig.

CO-Studie der Feuerwehr Wiesbaden

Bei der Feuerwehr in Wiesbaden läuft derzeit eine Studie zu CO-Gefahren. Im Zusammenhang mit dieser Untersuchung wurden kleine CO-Warngeräte an die besatzungen der 24-Stunden-RTW ausgegeben. Sie werden an den Einsatzrucksäcken befestigt und schlagen bei erhöhtem CO-Konzentrationen Alarm. So bei einem dramatischen Einsatz Ende November 2011: Am Notfallort wurde ein erhöhter CO-Wert in einer Wohnung festgestellt. In der Wohnung über dem ursprünglichen Notfallort fand die Feuerwehr eine bewusstlose fünfköpfige Familie vor. Die Eltern und drei Kinder wurden ins Freie gebracht und umgehend reanimiert. Das Haus wurde evakuiert. Die Bilanz: drei Tote und 30 Verletzte.

Die Berufsfeuerwehr Wiesbaden geht von einer hohen Dunkelziffer bei CO-Vergiftungen aus. So sollen 2009 bundesweit rund 370 Personen offiziell an den Folgen einer Kohlenmonoxid-Intoxikation verstorben sein. Der Deutsche Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks will diese Zahlen nicht kommentieren. Die Behörden melden selten Kohlenmonoxid als definitive Unfallursache. Auch hierbei könnte die routinemäßige CO-Messung für mehr Klarheit sorgen. Erste Studienergebnisse werden im Mai 2012 erwartet.

CO-Warngeräte flächendeckend im Einsatz

Beim Österreichischen Roten Kreuz in Niederösterreich gehören seit Anfang 2011 CO-Warngeräte zur Standardausrüstung aller Rettungswagen und First-Responder-Einheiten. „Zum Schutz und zur Sicherheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzt das Rote Kreuz Niederösterreich flächendeckend CO-Messgeräte ein. Wir bringen die Warngeräte an den Einsatz-Ruck­säcken an, die im Rettungsdienst verwendet werden. So ist auch bestens für die Sicherheit, für das sofortige Erkennen der Gefahrensituation und damit für die optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten gesorgt“, erklärte Rot-Kreuz-Bezirksstellenleiter Johann Paul Brunner.

Ein weiterer wichtiger Vorteil durch den Einsatz der modernen Geräte besteht darin, dass die gezielte Behandlung der Betroffenen bei CO-Vergiftungen rascher erfolgen kann, was auch der bisher erfolgreiche Probebetrieb der Berufsrettung Wien zeigt. Die Investition für solche Warngeräte ist mit rund 120 Euro pro Stück überschaubar.

Wie wichtig die Sicherheit im Einsatzfall ist, zeigte sich bei einem Einsatz in einem Mehrfamilienhaus in Blumau-Neurißhof am 15. November 2011. Nach der Alarmierung durch 144 Notruf Niederösterreich traf der Notarztwagen des Roten Kreuzes vor Ort ein, die Mannschaft ging umgehend zum Patienten. Doch das eingesetzte CO-Messgerät schlug plötzlich Alarm. Die Sanitäter zogen sich aus Sicherheitsgründen sofort zurück und alarmierten die Feuerwehr. 13 Menschen aus dem Mehrparteienhaus wurden in Sicherheit gebracht.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Kann mir jemand sagen wo man die kleinen Lebensretter bekommt?

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  2. Die genannten Geräte sind von der Firma Dräger: Dräger Pac 3500 bzw. 5500. Derartige Geräte sind als Ein- oder Mehrgas-Messgerät bei verschiedenen Herstellern zu finden.

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  3. Die Geräte in Niederösterreich, ja? Wiesbaden wurden von MSA Auer ausgestattet.

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