Björn Steiger Stiftung plant Einstieg in den Rettungsdienst

Bekannt für Notrufsäulen und die einheitliche Notrufnummer “112” – die Björn Steiger Stiftung plant nun den Einstieg in den Rettungsdienst (Bild: Björn Steiger Stiftung)

Winnenden (PM) – Seit 1969 engagiert sich die Björn Steiger Stiftung in der deutschen Notfallrettung. Jetzt möchte sie selbst Rettungsfahrzeuge besetzen und aktiv den Rettungsdienst gestalten.

Die Björn Steiger Stiftung stellt die eigene Rolle als reine Denkfabrik infrage und möchte künftig aktiv an der Gestaltung des Rettungswesens teilnehmen. Darunter auch: der Aufbau eines eigenen Rettungsdienstes.

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Dabei betont Pressesprecher Tobias Langenbach gegenüber rettungsdienst.de, „dass auch andere Konstellationen für uns denkbar und erstrebenswert gewesen wären.“ Dritte hätten an einer Diskussion jedoch kein Interesse gezeigt. „Somit bleibt als letzte Option nur das eigenständige Streben in den operativen Rettungsdienst.“

Hohe Belastung durch Respektlosigkeit, Vollkasko-Denken und Wegbrechen des Zivildienstes

Grund für den Wandel der Stiftung: die zum Nachteil der Notfallhilfe veränderte gesamtgesellschaftliche Situation in Deutschland. Die Zentralisierung der Klinikstruktur verlängere die Fahrtwege der Rettungsmittel. Langenbach: „Einsatzfahrzeuge werden dadurch sehr viel länger in Einsätzen gebunden sein, als dies in der Vergangenheit der Fall war.“

Auch habe sich in der Vergangenheit ein „Vollkasko-Denken“ bei den Menschen durchgesetzt: Selbst bei kleineren Verletzungen riefen die Menschen den Rettungsdienst. Die Notfallhilfe betrachteten die Versicherten als einen Dienst, der ihnen zustehe. „Das Anspruchsdenken hat sich in diesem Bereich gravierend auf den Notruf und somit auch auf die Belastungen des Rettungsdienstes ausgewirkt“, weist Langenbach auf die ständig steigenden Einsatzzahlen hin.

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Zudem habe das Aussetzen der Wehrpflicht erheblich zum aktuellen Personalmangel im Rettungsdienst beigetragen. „Mit dem Zivildienst ist eines der größten Rekrutierungstools der Hilfsorganisationen weggefallen.“ Die zunehmende Respektlosigkeit und die Gewalttaten gegenüber Rettungskräften sorgten auch nicht dafür, dass der Beruf für Interessierte attraktiver wird. „Die aus dem Mangel resultierenden und immer härter werdenden Arbeitszeiten und Arbeitsbelastungen machen den Beruf ebenfalls nicht attraktiver,“ beschreibt Langenbach ein grundsätzliches Problem im Rettungsdienst.

Neue Organisations- und Strukturansätze

Die Björn Steiger Stiftung hebt allerdings hervor, dass die Kritik am Rettungswesen nicht gegen die Hilfsorganisationen gerichtet ist. Vielmehr stünde das gesamte System im Fokus. Langenbach: „Ganz neue Steuerungssysteme, Organisations- und Strukturansätze sind nötig.“ Auch dürfe die föderale Struktur der Bundesländer kein Bremser, sondern müsse Motor eines neuen Systems sein.

30 Experten aus allen operativen Bereichen des Gesundheits- und Rettungswesens haben sich in den vergangenen zwei Jahren auf Initiative der Björn Steiger Stiftung intensiv über Lösungen Gedanken gemacht. Auf einem Berliner Kongress im Juli stellen die Iniatoren die Ergebnisse vor und fassen sie zu einem Forderungskatalog zusammen. Für diesen setzt sich die Stiftung anschließend bundesweit ein.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Das ist eine gute Idee.
    Neuer Schwung muss in die Struktur gebracht werden.

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  2. Björn-Steiger-Stiftung aktiv im Rettungsdienst

    Alle vom Pressesprecher der Stiftung, Tobias Langenbach, in´s Feld geführten Begründungen, künftig am Rettungsdienst, der eine öffentl.-rechtliche Aufgabe ist, aktiv mitwirken zu wollen, sind geradezu haltlos und teils sogar gegenüber den existierenden Rettungsdiensten von Feuerwehr und Hilfsorganisationen mehr als nur provokativ einzuschätzen.
    Herr Langenbach wird – wie üblich im Rettungsdienst – Personal einstellen müssen; hier bereits erhebt sich die Frage, ob er – bzw. die Stiftung – bereit ist, bessere Besoldungen zu leisten als Kreise, Kommunen, Feuerwehr und HIOS ??!! Darüber hinaus bedarf es einer völlig neuen, also zusätzlichen, kompletten Infrastruktur (inkl. Einsatzfahrzeuge, Rettungswache/n u.v.a.m., die die Stiftung besser dem existierenden (und funktionierenden) Rettungsdienst “zuschustern” sollte. Dass neues Personal, dass dann einer privaten Stiftung zugehört, z.B. am BOS-Sprechfunk teilnehmen darf, ist ganz klar mit “nein” zu beantworten. Ebenso gehört die Stiftung nicht zum Kreis der so genannten, nichtpolizeilichen BOS (np BOS) und hat keine Berechtigung, am BOS-Sprechfunkverkehr (analog und digital) teilnehmen zu dürfen (BOS-Funkrichtlinie und PDV/KatS-DV 810.3 und ff.)
    Die Stiftung kann darüber hinaus auch nicht “zaubern” und somit auch nicht das derzeitig sicherlich denkwürdige, teilweise gewaltsame Verhalten von Privatpersonen gegenüber Einsatzkräften “verbessern” ; wie Herr Langenbach in´s Feld zu führen versucht. Ebenso wenig kann er an der personellen Gesamtsituation des Rettungsdienstes etwas verbessern, die gar nicht allzu schlecht aufgestellt ist und nach wie vor gibt es – im Gegensatz zu den diesbezüglichen Feststellungen Herrn Langenbach´s – ausreichend interessierte, berufswillige junge Menschen, die jederzeit einen Arbeitsplatz im öffentlich-rechtlichen Rettungsdienst suchen ………und finden. Warum also sollte ein/e Rettungsdienstmitarbeiter/in “bessere Chancen” bei der B.-Steiger-Stiftung haben, anstatt – wie zumindest weitgehend üblich – eine Anstellung im sicheren, öffentlichen Dienst wahrzunehmen und diese Stellen sind – im Widerspruch zu Herrn Langenbach – sehr wohl nach wie vor auch attraktiv ; auch wenn sie sicherlich besser besoldet werden müssten.
    Schon beinahe lächerlich sind die Behauptung Herrn Langenbach´s , mit zusätzlichen Rettungsfahrzeugen “Ressourcen”-Engpässe des existierenden Rettungsdienstes verbessern zu können. Dass diese “Engpässe” tagtäglich bundesweit auftreten ist hinlänglich bekannt und es steht außer Frage, dass ein RTW weder zu einem “Hausnotrufeinsatz” (ohne Notfall) beauftragt werden darf, noch zu einem KTW-Einsatz, mit dem liegende oder meist sogar sitzende Patienten zum Hausarzt oder zu Klinik und zurück gefahren werden. Exakt diese Umstände würden jedoch auch für die Rettungsfahrzeuge der B.-Steiger-Stiftung eintreten, denn eine Leitstelle macht (und darf!) keinen Unterschied machen, ob ein Fahrzeug der Feuerwehr oder einer HIO angehört, oder eben der B.-Steiger-Stiftung; also würden sich solche vorbeschriebenen “Engpässe” keinesfalls verbessern !
    Ferner würden etwaige RD-Mitarbeiter/innen eines B.-Steiger-Stiftung-Rettungsdienstes ebenso “harten” und streng kalkulierten Arbeits-(Dienst-)Zeiten und Arbeitsbelastungen ausgesetzt sein, wie das die derzeitigen Rettungsdienstmitarbeiter/innen sind; wobei hinlänglich bekannt ist, dass private Einrichtungen (eine solche wäre auch ein B.-Steiger-Rettungsdienst) ihr Personal weitaus restriktiver und nachteiliger behandeln als offizielle Institutionen.
    Herr Siegfried Steiger ist mir aus früheren Jahren persönlich bekannt, und ich wage festzustellen, daß er sich niemals für eine solches – jetzt geplantes – Vorhaben entschieden hätte !!!
    “Schuster – bleib´ bei deinen Leisten” …….heißt es ! Herr Langenbach, tun Sie dies bitte auch – gemeinsam mit den weiteren Mitarbeitern und Entscheidungsträgern ihrer Stiftung !!
    Die für den öffentl.-rechtl. Rettungsdienst zuständigen Genehmigungsbehörden tuen ein Gutes daran, ein solches Vorhaben unbedingt zu untersagen. Darüber hinaus gibt es gottlob nicht wenige Bundesländer, die einen privaten, zusätzlichen Rettungsdienst schon aus gesetzlichen Gründen gar nicht dulden werden ! Und das ist gut so……

    Verfasser:
    Alexander Becht

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  3. Bekannte aber interessante Denkansätze der BSS. Auf den Forderungskatalog dieses Berliner Kongresses im Juli bin ich gespannt. So hat doch schon unlängst die Gewerkschaft ver.di ein Positionspapier zum Rettungsdienst in BaWü erstellt.

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  4. Grundsätzlich ist ja nichts zu sagen gegen neuen Wind im RD. Solange die B-S-S sich als guter Arbeitgeber beweisen kann und ohne Qualitätsverlust mitwirkt, warum nicht ?
    Nur so aus Interesse: was hört man denn von der Stiftung über das ehrgeizige Projekt Rettungsdienst in China ? Hat man da aufgegeben ?

    Für beide Ziele drücke ich auf jeden Fall die Daumen.

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  5. Alexander Becht…
    Der Artikel strotzt nur vor sachlichem Unsinn als auch vor überheblichem Scheuklappendenken eines Rot-Kreuz-Seniors (wenn es denn der IuK-Greis aus Thüringen sein sollte.

    Die einzig lächerliche Behauptung ist die, der derzeitige Rettungsdienst würde überall in Deutschland gut und effektiv und kostengünstig funktionieren. Nicht geringe Schuld daran hat unter anderem das Zuschustern von Rettungsdienstleistungen an Hilfsorganisationen.

    Auf den Unfug aus dem Kommentar muss man nicht weiter eingehen, denke ich. Typisch DRK.

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  6. Hallo Herr Brecht,
    ihren Worten kann ich nur entnehmen das Sie Angst vor dem Unbekannten haben. Menschen wie Sie lassen den deutschen RD nie erwachsen werden. Ich habe fast 40 Jahre haupt- und ehrenamtlichen RD hinter mir und wenn ich mir den deutschen RD aktuell im allgemeinen ansehe kann ich nur sagen “Steinzeit”. Ich werde das jetzt nicht alles Begründen das würde den Rahmen sprengen. Deshalb meine Bitte: hören Sie auf gleich mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Es gab und gibt in D schon immer private Unternehmen die Damals wie Heute mit Füßen getreten werden. Die großen alteingessesenen HiOrg werden deshalb nicht untergehen. Es kann für die HiOrg nur ein Ansporn sein besser zu werden.
    Weitere Antworten/Kommentare werde ich nicht schreiben.
    Mit freundlichen Grüßen
    Joachim Klemm

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