Tracheostoma absaugen: 5 Tipps für die Praxis

Bremen (rd_de) – Die Gründe, warum Menschen mit einem Tracheostoma und anschließend einer Trachealkanüle versorgt werden, sind sehr unterschiedlich. Vertraut ist den meisten dieser Patienten aber das gemeinsame Problem, dass sie ihr Tracheostoma absaugen lassen müssen. Leiden die Betroffenen unter akuter, massiver Atemnot, muss mitunter der Rettungsdienst das Tracheostoma absaugen, um die Atmung wieder zu ermöglichen.

Dem Rettungsteam fehlt es in der Regel an Routine sowie den erforderlichen theoretischen und praktischen Kenntnissen, um ein Tracheostoma absaugen zu können. Dabei können solche Situationen nicht nur im Rahmen eines akuten Notfalls, sondern auch anlässlich eines qualifizierten Krankentransports entstehen. Insofern sollten sowohl Rettungsassistenten bzw. Notfallsanitäter als auch Rettungssanitäter in der Lage sein, Tracheostoma mit einem Absauggerät absaugen zu können.

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Hier unsere Praxistipps für alle Rettungsdienst-Mitarbeiter, die in die Situation geraten, ein Tracheostoma absaugen zu müssen:

  1. Will man über die Trachealkanüle oder das Tracheostoma absaugen, sollte das Rettungsfachpersonal an seinen Eigenschutz denken. Das heißt, sowohl Schutzbrille als auch Mundschutz und Einmalhandschuhe, zum Beispiel gegen austretenden Speichel, tragen.
  2. Ausgelöst durch einen Hustenreiz beim Tracheostoma-Absaugen, kann Sekret über die Trachealkanüle oder das kanülenlose Tracheostoma abgehustet werden. Es wird dann unter Umständen wie ein Geschoss über einige Meter in die Umgebung geschleudert. Insofern sollte sich das Rettungsteam beim Tracheostoma-Absaugen oder Hantieren an der Kanüle immer etwas seitlich vom Patienten stellen.
  3. Für das eigentliche Tracheostoma-Absaugen sind mindestens zwei Katheter erforderlich. Mit ein und demselben Absaugkatheter zunächst das Sekret aus dem Mund und dann aus der Nase oder neben der Trachealkanüle am Tracheostoma abzusaugen, ist aus hygienischen Gründen unzulässig.
  4. Einige Trachealkanülen besitzen eine so genannte „Seele“. Hierbei handelt es sich um ein zusätzliches kleines Röhrchen beziehungsweise Tubus, das in die eigentliche Trachealkanüle eingeführt wird. Die Seele dient dazu, die Kanüle einfacher sauber zu halten: Sie wird herausgezogen, außerhalb der Trachealkanüle zum Beispiel mit Wasser gereinigt und anschließend wieder eingesetzt. Die eigentliche Trachealkanüle bleibt dabei im Tracheostoma.
  5. Meist sind tracheotomierte Patienten und deren Angehörige im Umgang mit der Trachealkanüle gut geschult. Sie sind daher „Profis“, wenn man ein Tracheostoma absaugen will. Insofern sollten sie – wenn möglich – in die rettungsdienstliche Versorgung mit einbezogen werden. Ihre Meinung und Erfahrung sollte das Rettungsteam beim Vorgehen berücksichtigen.

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Tracheostoma absaugen: Hintergründe

Unter anderem werden Patienten tracheotomiert, die eine akute Obstruktion der oberen Atemwege aufweisen. Aber auch eine Verletzung oder ein Tumor in den oberen

Blockbare Trachealkanüle mit Seele
Blockbare Trachealkanüle mit Seele.

Atemwegen machen oft eine Tracheotomie unumgänglich. Dies trifft vor allem auf Menschen zu, die beispielsweise an einem Zungengrundkarzinom operiert wurden oder deren kompletter Kehlkopf auf Grund eines Kehlkopfkarzinoms operativ entfernt werden musste. Nach abgeschlossener klinischer Therapie werden sie mit einer Trachealkanüle zurück in die häusliche Umgebung oder eine stationäre Pflegeeinrichtung entlassen.

Die Luft, die durch eine Trachealkanüle eingeatmet wird, kann in Abhängigkeit von der Luftfeuchtigkeit der Umgebungsluft sehr trocken sein. Diese trockene Atemluft reizt die Schleimhäute der Trachea sowie der Bronchien und trocknet diese aus. In der Folge wird das Atemwegssekret zähflüssig, sodass es zu einer vermehrten Borkenbildung kommen kann. Dieser zähe Schleim kann in Verbindung mit den Borken so ausgeprägt sein, dass das Lumen der Kanüle schrumpft und die Luftzufuhr stark eingeschränkt wird. In solchen Fällen muss man das Tracheostoma absaugen bzw. die Kanüle säubern.

(Text und Fotos: Herbert Mannel, Rettungsassistent, Krankenpfleger, Ausbilder, Einsatzleiter Rettungsdienst und KIT; zuletzt aktualisiert: 11.09.2018) [2115]

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Alles richtig beschrieben. Besonders gut gefällt mir der Punkt “Insofern sollten sie – wenn möglich – in die rettungsdienstliche Versorgung mit einbezogen werden. Ihre Meinung und Erfahrung sollte das Rettungsteam beim Vorgehen berücksichtigen”.
    Als wir den Rettungsdienst brauchten, sagte uns die Besatzung das sie keine Erfahrung mit einem Tracheostoma bei Kindern hat. Meine Frau ist dann mit gefahren und konnte unterwegs noch ein wenig Schulen 🙂
    Viele Grüße von einem Papa dessen Sohn seit 3 Jahren ein Tracheostoma hat.

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  2. Von Eigenschutz schreiben, aber schon auf dem ersten Bild ohne Handschuhe arbeiten …Verbesserungswürdig, aber prinzipiell gut TKs und den Umgang damit auch im RD zu thematisieren Gruss von einer Rettungsdiensterfahrenen Krankenschwester der Ausserklinischen Intensiv- und Beatmungspflege

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  3. Liebe Rettungsdiensterfahrene Krankenschwester der Ausserklinischen
    Intensiv- und Beatmungspflege.

    Ich glaube kaum, dass Du bei Dir selbst Handschuhe verwendest.
    Oder Irre ich mich da. Siehe Dir das Bild genau an, dann wirst Du merken
    das er sich selbst absaugt. Das geht sehr gut vor dem Spiegel.
    35 Jahre Erfahrung.

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  4. non-touch methode geht ohne handschuhe. da musst du nur die hände desinfizieren und darfst das ende das in den hals geführt wird nur nicht anfassen. das ist alles

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  5. Der Hals gilt in der HNO Medizin als unsteril somit ist es nicht erforderlich mit Handschuhen zu arbeiten solange diese gründlich gewaschen und desinfiziert sind . So lernen es auch schon die Patienten innerhalb der Einweisung. Bei Pflegepersonal und Einsatzkräften aufgrund wechselnder Patientenkontakte notwendig und das auch nur unsteril . Leider immer wieder ein Dauerthema woran sich Menschen unnötig aufhalten . Bin seit 21 Jahren beruflich nur in der HNO Hals-Kopf-Tumor Chirurgie tätig und die Erläuterung warum man die sterilen Handschuhe braucht werden auch immer dürftiger …

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  6. Hallo,ich war wegen Atemnot per Notfall ins Krankenhaus gekommen und es wurde eine bronchialskopie gemacht.
    Danach kam ich auf die kardiologie.
    Ich trage eine Tracheostomakanüle und versorge mich selbst,aber wenn morgens alles losgeht mit Blutdruckm.Zuckermessen usw,musste ich meine kanüle saubermachen(war am Ersticken)auf dem Weg zum Bad hat das Pfegepersonal nur zugeschaut und mich darauf aufmerksam dass ich auf einer kardiologichen Station wär und sie keine Ahnung von Tracheostoma hätten.Unglaublich aber leider wahr.

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  7. Hallo, ich habe eine Frage dazu 🙂
    Wir fahren im qualifizierten Krankentransport manchmal Patienten mit Tracheostoma, die vorm Transport abgesaugt werden. Infolge dessen husten sie oft auf dem Weg in die Klinik, was mich immer sehr nervös macht, weil sie sich i.d.R. nicht mehr äußern können ob alles in Ordnung ist. Haben Sie Anregungen für mich ob das mit dem Husten nach dem Absaugen normal ist und was man am besten zum Unterstützen tun sollte?
    Danke 🙂

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  8. Der Husten ist normal ,man darf aber auch nicht zu tief in die Kanüle rein, da das auch Hustenreiz verursacht.Aber im Internet gibt es viele seriöse Anleitungen für Tracheostoma
    Mit freundlichen Grüssen
    Suzanne

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  9. Welchen Katheter sollte man beim Absaugen einer Trachialkanülle benutzen?

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  10. Zum Thema Krankentransportwagen: Ein Bekannter mit Tracheostoma wurde durch einen KTW in ein nahes Krankenhaus verlegt.
    Die Sanitäter wussten, dass er ein Tracheostoma hatte und geblockt war. Und dass er zusätzlich zur Atmungsunterstützung 2 Liter Sauerstoff pro Minute bekommen sollte.
    Auf der Fahrt haben sie ihm dann auch Sauerstoff gegeben. Aber eben über die Nase!!!
    Finde den Fehler!
    Den Sauerstoffschlauch hätten sie dahingehend genauso gut aus dem Fenster hängen lassen können! Denn er war doch geblockt!

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