SAMPLER-Anamnese: Dem Notfall auf den Grund gehen

Bremen (rd–de) – Dient das ABCDE-Schema der schnellen, strukturierten Beurteilung eines (Notfall-)Patienten, gehen Notfallsanitäter oder Rettungssanitäter mit Hilfe der SAMPLER-Anamnese einen Schritt weiter. Sie versuchen – allein mit Fragen –, den Zustand des Betroffenen auszuloten. Deshalb wird das SAMPLER-Schema auch als Secondary Survey (zweite Übersicht) oder Assessment (Bewertung) bezeichnet.

Das SAMPLER-Schema ist also ein anderer Begriff für eine sehr gründliche Untersuchung des Patienten und stellt insofern die Ergänzung zum ABCDE-Schema dar. Primär wird das SAMPLER-Schema bei internistischen Patienten angewandt. Handelt es sich um einen Trauma-Patienten, kann die reduzierte Form des AMPLE-Algorithmus genutzt werden.

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Bei dem Namen SAMPLE handelt es sich um ein so genanntes Akronym, also eine Abkürzung, die sich aus den Anfangsbuchstaben der einzelnen Kriterien bildet. Nebenbei lässt sich der englische Begriff (to sample = abfragen) leicht merken.

Aus Zeitgründen kann eine SAMPLER-Anamnese – anders als das ABCDE-Schema – nicht bei jedem Patienten durchgeführt werden. Mitunter hindern dringende, das heißt lebensrettende Maßnahmen das Rettungsteam daran, das SAMPLER-Schema anzuwenden. Sofern möglich, sollte aber daran gedacht und beispielsweise bei einem bewusstlosen Patienten als Fremdanamnese erhoben werden.

SAMPLER-Schema: S wie Signs and Symptoms (Befunde und Symptome)

Im ersten Schritt werden alle bereits festgestellten Befunde und Symptome zusammengefasst. Hierfür bietet sich wiederum das OPQRST-Schema an. Dabei können die subjektiven Beschwerden des Patienten nochmals genauer erfragt werden.

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SAMPLER-Schema: A wie Allergies (Allergien)

Leidet der Betroffene unter ihm bekannten Allergien? Diese relativ simple Frage zielt vor allem auf zwei Punkte ab: 1. muss eine Allergie bei der eventuell nachfolgenden Medikation berücksichtigt werden. 2. könnte die Allergie der (Mit-)Auslöser für den aktuellen Gesundheitszustand des Patienten sein.

SAMPLER-Schema: M wie Medication (Medikation)

Die Frage nach der Medikation sollte sogfältig geschehen. Zum einen will der Notfallsanitäter erfahren, ob der Patient regelmäßig (verschreibungspflichtige) Medikamente einnimmt. Gerinnungshemmer, Schmerzmittel oder Blutdrucksenker lassen wichtige Rückschlüsse auf Vorerkrankungen zu. Außerdem wird geklärt, ob eventuell vergessen wurde, das Medikament zur vorgeschriebenen Zeit einzunehmen, oder ob es womöglich zu hoch dosiert worden ist. Handelt es sich wiederum um ein Antibiotikum, könnte eine Unverträglichkeitsreaktion die Ursache für den akuten Zustand sein.

Andererseits darf das Rettungsteam nicht nur an klassische Medikamente denken. Auch die Frage nach rezeptfreien Präparaten, Nahrungsergänzungsmitteln (Allergie-Risiko) oder Drogen gehört unter dem Punkt M im Rahmen des SAMPLER-Schemas abgeklärt.

SAMPLER-Schema: Past Medical History (Anamnese)

Der Notfallsanitäter erkundigt sich auch nach der medizinischen Vorgeschichte des Patienten. Das heißt, er möchte zum Beispiel wissen, ob und ggf. welche Vorerkrankungen bekannt sind, ob in letzter Zeit Operationen durchgeführt wurden und ob sich der Betroffene augenblicklich wegen einer akuten Erkrankung in ärztlicher Behandlung befindet.

Im Rahmen dessen sollte nicht vergessen werden, den Patienten zu fragen, ob er die gleichen oder sehr ähnliche Beschwerden wie jetzt auch früher bereits schon einmal hatte.

SAMPLER-Schema: L wie Last Meal (letzte Mahlzeit)

Genaugenommen geht es hier nicht um das letzte Essen, das der Patient eingenommen hat, sondern die letzte Nahrungsaufnahme insgesamt – also auch, wann und was er zum Beispiel getrunken hat. Bestimmte Nahrungsmittel können klassische Symptome auslösen, sodass das Rettungsteam über eine bestimmte Speise womöglich der Ursache von Beschwerden auf die Spur kommt (Koliken zum Beispiel).

Das ist der primäre Grund, weshalb man sich nach der letzten Nahrungsaufnahme erkundigt. Eher sekundär ist diese Information für eine mögliche Narkose. Heute werden Notfallpatienten in der Regel grundsätzlich als nicht-nüchtern behandelt.

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SAMPLER-Schema: E wie Events Prior to Incident (Ereignisse vor den Notfall)

Welches Ereignis ist dem Notfall unmittelbar vorangegangen? Gab es unter Umständen einen auslösenden Faktor? Kann sich der Patient daran erinnern? All dies ist für die behandelnden Rettungsdienst-Mitarbeiter wichtig zu wissen. So lassen sich womöglich die Ursachen für einen Krampfanfall, Sturz oder Verkehrsunfall ergründen.

SAMPLER-Schema: R wie Risk Factors (Risikofaktoren)

Die Frage nach den Risikofaktoren zielt darauf ab, herauszufinden, ob der Patient einer bestimmten Risikogruppe zuzuordnen ist. Ist er zum Beispiel Diabetiker, Alkoholiker, schwanger, übergewichtig oder hat er einen zu hohen Blutdruck?

Tipp: Manche Erkrankungen sind vererbbar, sodass es Sinn ergibt, sich nach bekannten Krankheiten innerhalb der nächsten Verwandten zu erkundigen.

(Text: Lars Schmitz-Eggen, Rettungsassistent, Chefredakteur Rettungs-Magazin; Symbolfoto: Markus Brändli; 22.08.2018) [1719]

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ich habe mir angewöhnt das L nicht nur auf die letzte Mahlzeit zu beziehen, sondern generell nach Letzten… passend zum Notfallbild zu fragen.
    Bei Frauen z.B. nach der letzten Regel, Schwangerschaft, oder nach letzte Vorstellung Hausarzt, letzte Schrittmacherkontrolle, etc.

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  2. Sinnvoll ist es auch, noch ein „S“ für Schwangerschaft dranzuhängen:
    SAMPLERS

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