Kinder besuchen den Rettungsdienst: So wird’s ein Erfolg

RDESNT Rewa Kirchheim Kazi PR-Arbeit ÖffentlichkeitsarbeitBremen (rd_de) – Rettungswagen haben auf viele Kinder eine faszinierende Wirkung. Die Mischung aus Neugierde und heimlicher Furcht führt dazu, dass sie sich von den „schnellen roten Autos mit dem Blaulicht“ angezogen fühlen. Kein Wunder, dass bei Kindern ein Besuch der örtlichen Rettungswache äußerst beliebt ist. Der bevorstehende Besuch junger Gäste konfrontiert die Verantwortlichen des Rettungsdienstes allerdings mit der Frage: Was, um Himmels willen, können wir den Kindern zeigen?

Welche Ziele verfolgt der Wachenbesuch?

Zunächst gilt es, sich zu fragen, was mit dem Besuch der Rettungswache bezweckt werden soll. Klar, die Kinder finden das Thema „spannend“ und möchten gerne mal „gefahrlos“ einen Rettungswagen von innen sehen.

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Aus Sicht Erwachsener dürfte die Notfallpädagogik die wichtigere Rolle spielen. Die Kinder sollen unverkrampft an das Thema „Erste Hilfe“ herangeführt werden. Sie können sich bei solch einem Besuch mit dem Rettungsdienst vertraut machen, und man kann ihnen spielerisch die möglicherweise vorhandene Berührungsangst nehmen. Darüber hinaus gelingt es einem vielleicht, „Helfer von Morgen“ zu gewinnen und – je nach Alter – zur Gründung bzw. Mitarbeit in einem Schulsanitätsdienst zu motivieren. In jedem Fall bietet sich die Chance, sie schon frühzeitig für soziale Verantwortung zu sensibilisieren.

Vorbereitung, die sich lohnt

Ohne etwas Vorbereitung wird der Besuch einer Kindergartengruppe oder Schulklasse auf der Rettungswache kaum zum Highlight werden. Insofern ist etwas Planung erforderlich. Steht das Programm aber erst mal, lässt sich bei weiteren Besuchen anderer Kindergruppen darauf zurückgreifen.

Erfahrungsgemäß ist von einer Besuchsdauer auszugehen, die zwei bis drei Stunden beträgt. Der Rettungsdienst- oder Wachenleiter muss zwei Mitarbeiter bestimmen, die sich um die Gäste kümmern sollen – es sei denn, er übernimmt diese Aufgabe selbst. Die „Gästeführer“ sollten sich freiwillig zur Verfügung stellen und nicht nur Spaß, sondern auch etwas Erfahrung im Umgang mit Kindern haben. Je nach Konstellation kann es sinnvoll und hilfreich sein, Mitglieder der eigenen Jugendabteilung (zum Beispiel Jugendrotkreuz oder Malteser-Jugend) hinzuzuziehen.

Zu unterscheiden ist, von wem die Initiative für den Besuch ausgeht. Eine Hilfsorganisation oder ein privater Rettungsdienst hat die Möglichkeit, den Wachenbesuch im Rahmen eines Erste-Hilfe-Kurses für Kinder oder als Aktion anlässlich des Sommerferienprogramms durchzuführen. Schulen oder Kindergärten können den Ausflug zur örtlichen Rettungswache ins Auge fassen, wenn sie das Thema „Erste Hilfe“ im Unterricht behandeln. In jedem Fall ist es wichtig, dass den Kindern zuvor altersgemäß in Theorie und Praxis die Erste Hilfe vermittelt wurde – sie also nicht gänzlich unvorbereitet zum Rettungsdienstbesuch aufbrechen.

Sollte ein Besuch der Wache nicht möglich sein, sich der Rettungsdienst aber dennoch den jüngsten Bürgern der Gemeinde gerne vorstellen wollen, besteht eventuell die Möglichkeit einer Kooperation. Sowohl Krankenhäuser als auch Feuerwehren empfangen immer wieder Kindergruppen, um ihnen ihre Räumlichkeiten und Geräte vorzustellen. In diesem Rahmen könnte sich der Rettungsdienst „einklinken“ und den Programmpunkt „Vorstellung eines Rettungswagens“ beisteuern.

Ablauf auf der Rettungswache

Kommt die Kindergruppe zur Rettungswache, steht als erster Programmpunkt die Begrüßung an. Man kann sich hierfür zum Beispiel im Unterrichtsraum der Wache in einem Stuhlkreis zusammensetzen. Um das Eis zu brechen, bietet es sich an, den Kindern Fragen zu stellen und sie erzählen zu lassen:

•    Was wisst ihr über den Rettungsdienst?
•    Habt ihr schon einmal Einsätze zum Beispiel in der Schule oder in der Familie erlebt?
•    Ist vielleicht einer von euch selbst schon einmal mit einem „Krankenwagen“ ins Krankenhaus gebracht worden? Wie war das für dich?

Der anschließende theoretische Teil – also zum Beispiel die Beschreibung des Zuständigkeitsgebietes und die unterschiedlichen Rettungsmittel – müssen dem Alter der Kinder angemessen erfolgen. Andernfalls droht schnell die Gefahr einer „Abstrafung“ in Form von Unruhe. Bei Kindern im Alter zwischen vier und sieben Jahren können zum Beispiel Modell- oder Spielzeugautos genutzt werden; zwischen acht und 16 Jahren darf es etwas abstrakter sein, beispielsweise in Form von Karten oder Bildern.

Nach der Begrüßungsrunde folgt die Kurzvorstellung der Rettungswache. Nicht alle Räume werden für Kinder „spannend“ sein. Lohnenswert sind aber unter anderem der Desinfektionsraum, das Materiallager und – sofern vorhanden – Vitrinen mit alten/historischen Rettungs- oder Funkgeräten. Den Abschluss des Rundgangs bildet die Fahrzeughalle. Hier wird ein Rettungswagen, der während der Zeit des Besuchs außer Dienst ist, als Vorführmodell herangezogen. Soweit möglich, kann dabei kurz auf die Unterschiede zu den anderen Einsatzfahrzeugen in der Halle hingewiesen werden.

Überraschend viele Ausrüstungsgegenstände in einem Rettungswagen lassen sich nutzen, um Kindern zu verdeutlichen, dass ein Großteil der Maßnahmen ohne Schmerzen durchgeführt wird:

•    EKG aufkleben lassen und ableiten,
•    auf der Trage festschnallen,
•    auf eine Vakuummatratze legen und von den anderen Kindern die Luft absaugen lassen,
•    ein Pulsoxymeter oder eine HWS-Schiene anlegen,
•    den Herzschlag mit einem Stethoskop hören.

Um die Arbeit des Rettungsdienstes kindgerecht vorzustellen, kann auf dem Gelände der Wache ein Einsatz simuliert werden. Dabei sollte ein harmloses Szenario gewählt werden, in das Kinder selbst geraten können, zum Beispiel der Sturz mit einem Fahrrad. Dieser Notfall kann mit den Kindern zusammen durchgespielt werden. Die jungen Besucher lernen dabei

•    wie sie am Telefon einen Notruf absetzen,
•    wie sie einen Erwachsenen zu Hilfe holen können,
•    wie sie das verletzte Kind betreuen können, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Je nachdem, wie die Leitstelle eingebunden werden kann, ist zum Beispiel auch die probeweise Auslösung eines Funkmelders denkbar.

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In allen Fällen sollten die Kinder die ihnen an die Hand gegebenen Geräte selbst ausprobieren dürfen. Symbolfoto: Michael Rüffer

Die Versorgung des Patienten können die Kinder unter Anleitung durchführen. Sie wenden dabei ihre zuvor im Kindergarten oder in der Schule erlernten Kenntnisse praktisch an. Größeren Kindern kann man anbieten, sich Wunden zu schminken und diese anschließend zu verbinden. Für kleinere Kinder (vier bis sieben Jahre) kann stattdessen ein „Teddy-Krankenhaus“ eingerichtet werden. Hier können die Kinder ihre von zuhause mitgebrachten Kuscheltiere oder Puppen selbst behandeln. In allen Fällen sollten die Kinder die ihnen an die Hand gegebenen Geräte selbst ausprobieren dürfen. Das baut ebenfalls Berührungsängste ab und ermutigt sie, anderen zu helfen.

Nicht vergessen: Feedback der Kinder

Nach zwei bis drei Stunden wird sich der Wachenbesuch dem Ende zuneigen. Zeit, die Kinder zu fragen, wie ihnen ihr Besuch gefallen hat. So lässt sich heraushören, wie das Programm unter Umständen vor der nächsten Gruppe nachjustiert werden muss. Die „Feedbackrunde“ kann bei Saft, Keksen und eventuell Eis stattfinden. Und ein Gruppenfoto vor dem Rettungswagen sowie eventuell ein Souvenir aus dem Marketingfundus der Hilfsorganisation (Pixi-Buch, Cap oder Ähnliches) werden dazu beitragen, dass die begeisterten Erzählungen der Kinder ihre Eltern daran erinnern, wie lange deren letzter Erste-Hilfe-Kurs schon zurückliegt.

(Text: Lars Schmitz-Eggen, Rettungsassistent, Chefredakteur Rettungs-Magazin und www.rettungsdienst.de; Symbolfotos: Markus Brändli und Michael Rüffer; zuletzt aktualisiert: 13.12.2018) [1603]

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Kinder besuchen den Rettungsdienst: So wird’s ein Erfolg :

    Ich begrüße in besonderem Maße den Beitrag von Herrn Koll. L.Schmitz-Eggen zu seinem Bericht. Es macht Sinn, den Bericht vollständig zu lesen, da erst dann der Eindruck gewonnen werden kann, dass speziell zu diesem Beitrag ein gerüttelt` Maß an Ausführlichkeit unbedingte Erfordernis hat. Der Autor hat kein einziges Thema und “Vor-und Darstellungsmöglichkeiten” einer solchen Veranstaltung weggelassen; prima; Anerkennung !

    Alexander Becht

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  2. m.E. haben Kinder auf einer Feuer- oder Rettungswache nichts verloren (ausser an geplanten Tagen wie “Tag der offenen Tür”)

    Auf einer Rettungswache herrscht immer auch Dienstbetrieb, d.h. Fahrzeuge rücken aus bzw. ein, die diensthabenden Besatzungen müssen ihre Aufgaben (Desinfektion etc.) erledigen. Neugierige Kindergruppen stören dabei nur bzw. binden die Kräfte und/oder behindern den Dienstablauf.

    Ich finde es deutlich besser, wenn “das Blaulicht” zu den Kindern kommt. Auf dem Kita- oder Schulhof (oder einer anderen extra und nur dafür bereitgestellten Fläche) kann man ohne den Dienstbetrieb zu stören auch Fahrzeuge zeigen, Vorführungen machen etc. Dabei kann man auch Personal einsetzen, das sich genau dafür vorbereitet hat und auch dafür interessiert und somit auch motivierter mitarbeiten wird als z.B. eine RD-Besatzung, die gerade von einem schwierigen oder belastenden Einsatz zurückkehrt und dann vor den Kindern gut gelaunt “rosa Wolken” zeigen soll.

    In meiner Organisation wird es so gehandhabt. Sehr gerne wird auf Anfragen von Kitas oder Schulen reagiert und RTW/KTW etc. für einen Besuch an(!) Schule oder Kita bereitgestellt. Die Wache ist aber dabei für Kinder tabu. Allenfalls im Rahmen einer Berufsorientierung von Jugendlichen gibt es mal einen Einblick.

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