Kein SMS-Notruf an die 112

Foto: VodafoneBerlin (rd_de) – Wer zum Beispiel in Berlin versucht, eine SMS an die Notrufnummer 112 zu schicken, um Feuerwehr oder Rettungsdienst zu alarmieren, wird kaum Hilfe zu erwarten haben. Genau wie in der Bundeshauptstadt, ist der Notruf 112 vielerorts per SMS nicht erreichbar. Handy-Hersteller, die sich auf Senioren und Behinderte spezialisiert haben, versprechen insofern mit der Notruf-SMS-Funktion eine Sicherheit, die in der Praxis nicht immer gegeben ist.

Die Berliner Feuerwehr weist in einer Pressemitteilung darauf hin, dass die Rufnummer 112 nicht mit SMS-Notrufen erreicht werden kann. Die SMS-Annahme sei derzeit technisch nicht möglich und zudem rechtlich umstritten. Die Berliner Feuerwehr verweist hierzu auf das Fernmeldegesetz. Bei Notrufen müsse in Deutschland immer eine Rückfragemöglichkeit gegeben sein.

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Ungeachtet dessen bietet der auf Senioren spezialisierte Handel vermehrt Telefone an, die mit einer Notruf-SMS-Funktion ausgestattet sind. Die Berliner Feuerwehr rät dazu, die Notruf-SMS an einen nahen Verwandten zu senden, der dann den Notruf veranlasst.

Teil der Verwirrungen scheint die Einführung besonderer Notfall-SMS-Nummern zu sein. Die Berliner Polizei, das Land Brandenburg und die Polizei in Köln haben längst spezielle SMS-Nummern für Notrufe von Gehörlosen und Sprachbehinderten eingerichtet. Ihnen allen gemeinsam ist jedoch, dass es sich dabei nicht um die bekannte 110 handelt.

Abseits rechtlicher Fragen sollte über eine technische Erweiterung der Notrufannahme nachgedacht werden. In den USA wurden erste Rettungsleitstellen in Iowa dahingehend erweitert, SMS-Notrufe an die 911 direkt im Leitstellensystem zu verarbeiten. Die Anbieter solcher Systeme machen zum Beispiel geltend, dass für viele Jugendliche der Versand einer SMS – aller Aufklärungsbemühungen zum Trotz – weitaus naheliegender ist, als ein Sprachanruf. Bei größeren Schadenslagen erreiche zudem eine SMS die Leitstelle selbst dann noch, wenn die Sprachnotruf-Annahmeplätze alle belegt seien.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Kein sms-notruf für gehörlos. Eu ist feindlich für gehörlos.

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  2. Nicht nur für Gehörlose ist das sehr schlecht, sondern auch für Leute, die beispielsweise in einer Notsituation aus welchen Gründen auch immer nicht reden und/oder hören können.

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  3. Ich gebe zu, ueber ie Problematik mit der Rueckfragemoeglichkeit nicht nahgedacht zu haben. Denke aber trotzdem, dass es sinnvoll waere, fuer gehoerlose, medizinische notfaelle mit sprach/gehoerbeeintraechtigung und verzwickte soziale situationen.
    Vorschlag: einen ziemlich fiesen disclaimer machen, der den Leitstellen erlaubt, recht frei zu entscheiden, ob eine nachricht direkt in einen einsatz umgesetzt wird, oder erst nach nachfrage (per sms). vielleicht koennte auch ein Stichwort festgelegt werden, das gehoerlose an den anfang schreiben koennen, und das bewirkt, dass die anfrage auch ohne nachfrage direkt umgesetzt wird.
    Man koennte auch – wie fuer den notruf – “must have” infos veroefentlichen und vorschlaege, wie kurz und eindeutig gesmst wird (z.B. “Mueller, Musterstrasse5, musterstadt, ergeschoss, Einbruch, seit 17 uhr, 2 personen im keller versteckt” oder so…)

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  4. Warum sollte das in Deutschland nicht möglich sein, wenn es in Ländern wie Grossbrittanien (für jedermann: http://www.emergencysms.org.uk/) oder Schweden (nur für Gehörlose: http://www.sosalarm.se/PageFiles/1155/SMS%20112%20Systembeskrivning_EN%20_2_.pdf) nach Registrierung problemlos möglich ist?
    Ausser für Gehörlose ist der Notruf per sms auch für all jene interessant, die z.B. beim Wandern in Gegenden unterwegs sind, in denen das Mobiltelefonsignal zu schwach für ein Telefongespräch aber ausreichend für das Verschicken einer sms ist.

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  5. Und was machen die, die einen schweren Sprachfehler wie z. B. Stottern haben? Zusehen was passiert? Da müsste man schnellstens was dagegen machen.

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  6. Halte diese fehlende Möglichkeit auch für sehr problematisch.
    Man stelle sich nur mal vor, man hat einen Einbrecher im Haus. Dann ist der sinnvollste Weg, die Polizei anzurufen und so zu tun, als wäre man nicht da, weil ansonsten die Täter_innen gewarnt sind und flüchten (und den nächsten Einbruch begehen), oder man kriegt sogar eins auf die Nuss, wenn man eingreift.
    Wenn man aber die 110 anruft, hören die Täter_innen das natürlich und sind gewarnt, solange man nicht weit genug entfernt ist. Man kann auch versuchen, leise sprechen, aber dadurch wird es evtl. unverständlich, womit es länger dauert, bis die Polizei am Tatort ist.

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  7. Die Leitstelle kann ein Notfall- Fax erhalten, die SMS müsste so umgewandelt werden, das die Informationen auf dem Notfall- Fax ausgefüllt werden und sich dann verschickt.

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  8. Ich bin sprachbehindert und kriege keinen Ton raus, wenn ich aufgeregt bin. Was mache ich wenn meine Frau einen Schlaganfall o.ä. erleidet ?

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  9. Man denke z.b. an eine Laute Fabrikhalle oder einen Einbrecher im Haus während man sich irgendwo versteckt

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  10. …. ich, selbst Betroffene, bin einfach entsetzt wie wenig für Hörgeschädigte und Gehörlose getan wird …..gerade auch jetzt in Coronazeiten …. und wie wenig Verständnis es gibt in der Gesellschaft. Unfassbar. Als
    Randgruppe kann man auf uns wahrscheinlich verzichten …. also wozu Nothilfeplan und etwas für Hörgeschädigte tun? Der Mundschutz ist gerade die Krönung …. letzte Verständigungsmöglichkeit geht da verloren, sogar Ärzten und Schwestern ist es wurscht …. könnte heulen …. wo gibt es Hilfe …. Infos? Am Besten kommt immer: “Rufen sie vorher an.”

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  11. Und was mache ich, wen ich z.B. im Wald liege, mir den Fuß gebrochen habe es aber nicht genug Empfang gibt um zu telefonieren? Die SMS geht deshalb immer noch raus.
    Andreas

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