Akutes Abdomen: Lokalisation des Schmerzes

Lokalisation_580Bremen (rd_de) – Im Rahmen eines Akuten Abdomens ist die möglichst genaue Lokalisation des Schmerzes ein wichtiger Punkt bei der Anamnese und körperlichen Untersuchung. Um hieraus richtige Schlussfolgerungen ziehen zu können, sind zumindest grobe anatomische Kenntnisse der Bauchorgane und deren Lage erforderlich.

Verlassen sich die Rettungskräfte nur auf die Lokalisation der Beschwerden, ohne auch andere „bauchfremde“ Ursachen in Betracht zu ziehen, können sie leicht in die Irre geführt werden. Ein Schmerz im Mittelbauch kann beispielsweise nicht nur Hinweis auf eine akute Pankreatitis sein, sondern auch bei einer Aortendissektion auftreten.

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Drei der folgenden vier Punkte sollten bei akuten Bauchschmerzen vom Rettungsdienst immer abgearbeitet werden. Sinnvollerweise auch in der angegebenen Reihenfolge:

1. Inspektion des Abdomens

Hier interessieren insbesondere Zeichen wie Hämatome als Hinweis auf eine Einblutung, zum Beispiel bei einem stumpfen Bauchtrauma. Aber auch ein stark aufgeblähtes bzw. gespanntes Abdomen kann wertvolle Hinweise liefern.

2. Auskultation

Für die richtige Interpretation ist eine gewisse klinische Erfahrung nötig. Die Darmgeräusche können komplett fehlen, zum Beispiel bei einem paralytischen Darmverschluss, „hochgestellt“ sein – infolge eines mechanischen Darmverschlusses – oder sehr lebhaft sein, beispielsweise aufgrund eines Magen-Darm-Infekts.

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3. Perkussion und Palpation

Erst als dritter Schritt sollten die Perkussion (Beklopfen) und Palpation des Bauches erfolgen. Beim Perkutieren kann eine Dämpfung zum Beispiel bei Aszites oder eine starke Blähung des Abdomens auffallen. Durch die gezielte Palpation der vier Quadranten kann sowohl ein punktueller Druckschmerz als auch eine Abwehrspannung ertastet werden.

Da die Palpation mitunter sehr schmerzhaft sein kann, sollte sie als letztes erfolgen. So wird eine mögliche reflektorische Abwehrspannung erst am Schluss der Untersuchung provoziert und der Patient nicht von Anfang an in eine schmerzbedingte Anspannung versetzt.

Als optionaler (vierter) Untersuchungsschritt kann im Einzelfall noch die rektaldigitale Untersuchung ergänzt werden. Diese macht in der präklinischen Diagnostik aber nur selten Sinn. Zum Beispiel bei einem handfesten Verdacht auf eine obere gastrointestinale Blutung, um nach Teerstuhl zu suchen. Manchmal kann dies im Zweifelsfall differenzialdiagnostisch helfen, den richtigen therapeutischen Weg einzuschlagen.

(Text: Dr. Philipp Prause, Facharzt für Allgemeinmedizin, Notfallmedizin und Chirotherapie; Symbolfoto: Markus Brändli; 14.09.2018) [2182]

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Es ist immer lesenswert was der Rettungsdienst eigentlich alles zu beachten hat, aber die Realität sieht da ganz anders aus. Es gibt solche und solche. Ich musste den Rettungsdienst zweimal innerhalb von drei Tagen rufen. Ich bin its Schwester, aber wenn du wirklich Schmerzen hast bei einer Skala von 10 und sie sind bei 10, dann ist dir alles egal. Hauptsache man hilft dir. Aber trotzdem habe ich den Unterschied schon gespürt, zwischen den beiden anrufen als ich den Nodienst brauchte. Ich habe es überlebt, es war der geplatzte Blinddarm mit 3 quadranten Peritonitis..und perforiertem Dünndarm. Und die erste Frage die mir gestellt wurde vom ersten Rettungsdienst ob ich trinke.. Weil ich wackelig auf den Beinen war, bei dieser Diagnose. Der zweite Anruf nach dem Rettungsdienstes, nach zwei Tagen des Leidens, schnell, freundlich, zügig, helfend, fragend. Mit Herz halt. Wie sich das gehört.

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