45 Jahre Björn-Steiger-Stiftung

Bremen (rd.de) – Auf den Tag genau vor 45 Jahren wurde die Björn-Steiger-Stiftung gegründet. Am 7. Juli 1969 fanden sich auf Initiative von Siegfried und Ute Steiger in Winnenden (Baden-Württemberg) mehrere Personen zusammen, die alle das Ziel hatten, das Rettungswesen in Deutschland grundlegend zu modernisieren. Sie gründeten eine Stiftung, auf die bis heute zum Teil wegweisende Innovationen zurückzuführen sind.

Ausschlaggebend für die Gründung der Stiftung war der Tod Björn Steigers, des achtjährigen Sohnes von Ute und Siegfried Steiger. Der Junge wurde am 3. Mai 1969 bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt. Erst eine Stunde später traf ein Rettungswagen ein. Björn Steiger starb auf dem Weg ins Krankenhaus.

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Kein Sprechfunk, kaum Notärzte

Ute und Siegfried Steiger arbeiteten zu jener Zeit als Architekten und wussten nichts über den Rettungsdienst der damaligen Zeit. Schnell erkannten sie aber, welche Missstände herrschten: keine Sprechfunkgeräte in den Rettungsfahrzeugen, keine Notrufmöglichkeiten an den Straßen und eine unzureichende notärztliche Versorgung.

Damit ein ähnliches Schicksal wie ihrem Sohn anderen erspart blieb, gründeten die Steigers eine Stiftung, die sie nach ihrem verstorbenen Sohn nannten. Ihr Ziel, das sie zusammen mit diversen Mitstreitern verfolgten, war es, eine verlässliche Notfallhilfe in Deutschland zu etablieren. Doch bis zur Einführung einheitlicher Notrufnummern und Rettungsleitstellen, die eingehenden Alarmierungen hätten bearbeiten und koordinieren können, war es noch ein weiter Weg.

Das Hauptproblem: Für die Notfallhilfe fühlte sich damals in Deutschland niemand zuständig. Steiger formulierte deshalb einen offenen Brief, den er an die Innenminister der Bundesländer richtete. Darin stellte Siegfried Steiger ein 15-Punkte-Programm vor, das nach Ansicht der Björn-Steiger-Stiftung zur Optimierung des Rettungswesens umgesetzt werden müsste.

Die Initiative zeigte Wirkung. Dennoch geschah zunächst kaum etwas Greifbares. Der Grund: kein Geld. Die Björn-Steiger-Stiftung veranstaltete deshalb Tombolas, sammelte Altpapier und Altkleider, versteigerte Waren und wendete sich mit Spendenaufrufen an die Öffentlichkeit. Von dem so gesammelten Geld wurden im August 1970 für die Rettungsdienste in Nord-Württemberg 100 Funkgeräte angeschafft.

Schnellbergungswagen für technische Hilfeleistung

Als Folge des unermüdlichen Einsatzes wurden bald die ersten Notruftelefone an Bundes- und Landesstraßen errichtet. Die Björn-Steiger-Stiftung entwickelte und finanzierte 1974 den ersten Baby-Notarztwagen mit integriertem Transport-Inkubator. Außerdem konzipierte und realisierte die Stiftung zusammen mit der Stuttgarter Feuerwehr einen geländegängigen Schnellbergungswagen, um technische Hilfe nach Verkehrsunfällen leisten zu können (siehe Foto).

Auch die nahezu flächendeckende Einführung der Notrufnummern 110 sowie 112 geht auf die Björn-Steiger-Stiftung zurück. Sie waren bundesweit nach Meinung von Fachleuten und Politikern damals nicht zu finanzieren. Für den damaligen Regierungsbezirk Nord-Württemberg, wo die Notruf-nummern seit 1971 eingeführt waren, hatte die Björn-Steiger-Stiftung aber die Kosten ermitteln lassen: 385.000 Mark (rund 197.000 Euro). Für die Björn-Steiger-Stiftung war das finanzierbar.

Die Stiftung bot den Landräten der 19 Stadt- und Landkreise die Notrufnummern 110 und 112 für alle Ortsnetze ihrer Kreise an, wenn sie sich mit 20.000 Mark (10.225 Euro) beteiligten. Fast alle machten mit. So trug die Stiftung mit einer Investition von 25.000 Mark (rund 12.800 Euro) maßgeblich dazu bei, dass die einheitlichen Notrufnummern in einem ganzen Regierungsbezirk eingeführt wurden.

Die Björn-Steiger-Stiftung engagierte sich auch für die Luftrettung. Als die Bundesregierung den für Frankfurt am Main zugesagten Rettungshubschrauber nicht bezahlen konnte und der ADAC sich finanziell nicht beteiligte, sprang die Stiftung ein. Aus den Erlösen einer Benefizschallplatte und der Verpfändung des Wohnhauses der Familie Steiger wurde die erste Maschine mit dem Rufnamen „Christoph 2“ gekauft. Die Björn-Steiger-Stiftung übergab den Hubschrauber am 15. August 1972 dem Bundesinnenministerium. Im September 1972 gründete Steiger die Deutsche Rettungsflugwacht, heute unter dem Namen DRF Luftrettung bekannt.

(24.03.2018; Text: Lars Schmitz-Eggen, Chefredakteur Rettungs-Magazin; Foto: Björn-Steiger-Stiftung)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Glückwunsch!! Für die tolle Sache durfte ich auch mal arbeiten!!

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