16 Tote bei Amoklauf in Baden-Württemberg

Winnenden/Wendlingen (rd.de) – Ein Amoklauf in Baden-Württemberg hat 16 Menschenleben gefordert, darunter neun Schüler und drei Lehrerinnen einer Realschule. Zudem starben außerhalb der Schule drei Passanten. Auch der 17-jährige Amokschütze ist unter den Toten – er kam während einer Schießerei mit der Polizei ums Leben. Elf Menschen erlitten Verletzungen.

Der 17-Jährige hatte gegen 9.30 Uhr an der Albertville-Schule in Winnenden (Rems-Murr-Kreis) mit der Schießerei begonnen. Der ehemalige Schüler drang in zwei Klassenräume ein und eröffnete wortlos das Feuer. Kurz danach erschoss der Amokläufer einen Passanten in einer nahen Parkanlage und nahm einen Autofahrer als Geisel. Über Umwege gelangte der VW Sharan ins rund 40 Kilometer entfernte Wendlingen am Neckar (Kreis Esslingen). In einer Kurve geriet der VW auf den Grünstreifen, der Fahrer konnte flüchten. Der Amokläufer lief zu Fuß in ein Industriegebiet. Er erschoss einen Autoverkäufer und einen Kunden, die gerade ein Verkaufsgespräch führten und schoss auf einen Streifenwagen, verletzte zwei Polizisten schwer. Ein Zivilbeamter traf den Täter mit einer Kugel im Bein, dieser konnte dennoch flüchten. Später fanden Polizisten den 17-Jährigen tot auf, offenbar hatte er sich selbst erschossen.

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Die betroffene Realschule ist zusammen mit einem Gymnasium in einem Schulzentrum mit insgesamt 580 Schülern untergebracht. Beide Schulen wurden geräumt. Die Schüler werden nach Angaben des baden-württembergischen Innenministeriums psychologisch betreut. Rund 1.000 Einsatzkräfte waren vor Ort. Das DRK richtete drei Betreuungszentren bzw. Verletztensammelstellen ein.

Am 18. Oktober 2002 war der Rems-Murr-Kreis bei einem Zwischenfall an einer Schule schon einmal ins Blickfeld der weltweiten Öffentlichkeit gerückt. An der Friedensschule im unweit von Winnenden gelegenen Waiblingen-Neustadt hatte ein 16-Jähriger mehrere Schüler als Geiseln genommen. Damals gab es keine Verletzten, der Täter konnte festgenommen werden. Jahre nach der Tat hatte der junge Mann Suizid begangen.

Denken Sie darüber nach, sich das Leben zu nehmen? Die Telefonseelsorge bietet Hilfe in Lebenskrisen und ist Tag und Nacht anonym unter 0800/1 11 01 11 oder 0800/1 11 02 22 erreichbar.

(11.03.2009)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Warum? Warum nur?
    Wo leben wir denn heutzutage? Hätte das sein müssen?
    Wir alle wollen es eigentlich auch gar nicht wissen, da wir so etwas nie verstehen werden können und auch wollen.
    Ich wünsche allen Einsatzkräften, Schülern, Lehrern und Hinterbliebenen ganz viel Kraft, dies alles durchzustehen.

    In Trauer,
    JRKler

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  2. Was mir dabei zu schaffen macht: In der ganzen ungeklärten Situation wird als einer der ersten der örtliche Rettungsdienst angefordert. Und schwupps stehst Du mit Deiner Mühle an einem Kriegsschauplatz und läufst Gefahr selbst in die Schusslinie zu geraten. Da liegen etliche Patienten und Du kannst irgendwie nichts machen… Würde mich wirklich interessieren, wie das für die Kollegen vor Ort ablief.

    Ansonsten: Traurig, traurig…

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  3. Man meint immer, Amerika ist so weit weg von uns.
    Mit einem solchen Ereigniss wird uns wieder einmal klar gemacht, dass dies jederzeit auch bei uns passieren kann.
    Vor kurzem machten sich Schüler aus einer Realschule im Landkreis Cham daraus einen Spass daraus, einen Amoklauf in ihrer Schule im Internet anzukündigen. Gott sei Dank ist bei uns nichts passiert.
    Anders ging es heute den Schülern, Lehrern und Einsatzkräften in Winnenden. Sie mussten das mitmachen, das vor wenigen Jahren auch schon die Kollegen aus Erfurth erleben mussten.
    Ganz zu Schweigen von den Beteiligten Schülern und Lehrern. Die traumatischen Verletzungen können wieder geheilt oder zumindestens gelindert werden. Wie aber sieht es in den Seelen von den Beteiligten und den Rettungskräften aus?

    Ich hoffe, dass dieses posttraumatische Syndrom von allen Beteiligten irgendwann einmal einigermaßen verarbeitet werden kann.

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  4. Traurig, und beängstigend zugleich!!!

    Mein Mitgefühl für alle Betroffenen.

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  5. Eine Frage noch: Der gezeigte Helfer auf dem Foto ist halb in zivil unterwegs. Ist das irgendwie ein Schul-Sani? Soll keine Verurteilung sein, ist mehr Interesse.

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  6. Immer dieser herumgewimmer – Mimimimimimi….

    Meine Güte, auf der Welt gibt es so viel Trauer und Elend und es interessiert uns nicht. Aber kaum passiert mal was bei uns im Land, dann wollen sie alle Mitleid.
    Klar, es ist tragisch, ich leugne es nicht. Aber dieses herumgewimmer ist einfach schrecklich.
    Wenn irgendwo Krieg herrscht trauert hier zulande auch keiner…
    Auch das breittreten der Medien bezüglich des Themas ist einfach daneben.
    Ich warte nur noch darauf das wieder gesagt wird das “Killerspiele” wie Counter Strike daran schuld sein sollen oder Schützenvereine.
    Nicht zuletzt diese schwachsinnige Aktion von den Musiksendern, bezüglich der aktuerren Ereignisse nur noch Musik zu senden.

    Wann lernt ihr endlich das die Welt nicht nur Zuckerstandenessen ist??
    Tragisches passiert nunmal… klar wird euch jetzt auch beigestanden und geholfen, aber lasst das öffentliche gejammer!

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  7. @Mario

    Vielleicht verstehe ich, was Du sagen willst. Angemessen finde ich es nicht. Es berührt nunmal mehr, wenn was “vor der Haustür” passiert. Irgendwo in Afrika ist vor ein paar Tagen auch ein Haus eingestürzt, angeblich soll es mehr als hundert Tote geben. Und wer registrierts?

    Vom Mitleid abgesehen – es ist nunmal eine andere Kiste als ein VU oder Herzinsuff. Vielleicht gehörden Beileidsbekundungen auch zur Aufarbeitung, zum Verstehen… Insofern wäre ein wenig Zurückhaltung angebracht, jedenfalls ist DIESE FORM der Meinungsäußerung ziemlich daneben!

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  8. Ist schon schlimm was da passiert ist 🙁 ich beginne dieses jahr erst meine ausbildung im rettungsdienst…hoffentlich muß ich so was net mit erleben…

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  9. To Eddie:

    Die Dame mit der Handtasche im Vordergrund ist vermutlich von der Notfallnachsorge des DRK Kreisverbandes und daher etwas zivil gekleidet. Das Foto entstand wohl so 1-2 Stunden nach der Tat.

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