Ultraschall für jedes Notarztfahrzeug?

Berlin (idw) – Mithilfe der „fokussierten Notfallsonografie“ (fNFS) können Mediziner schnell zur richtigen Diagnose gelangen. Deshalb sollten nach Meinung der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) nicht nur Rettungshubschrauber, sondern auch Rettungsfahrzeuge mit mobilen Ultraschallgeräten ausgestattet werden.

Jährlich treffen etwa 21 Millionen Menschen in deutschen Notaufnahmen ein. Mit dem üblichen Vorgehen verlöre man aber wertvolle Zeit, moniert die DEGUM. „Durch die konsequente Anwendung der fokussierten Notfallsonografie ließen sich die Überlebenschancen der Patienten erheblich verbessern“, so DEGUM-Präsident Dr. Stefan Nöldeke.

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Sonografiegeräte auch in bodengebundenen Rettungsmitteln

Ein Problem stellt allerdings die unzureichende technische Ausstattung dar. „Mithilfe des Ultraschalls lassen sich ortsunabhängig, mit geringem Aufwand und ohne Strahlenbelastung für den Patienten die richtigen Informationen einholen“, erläutert Dr. Nöldeke. Daher sei es sinnvoll, die mobilen Rettungseinheiten mit tragbaren Ultraschallgeräten auszustatten: „In Rettungshubschraubern sind mobile Sonografiegeräte schon seit Jahren im Einsatz“, so der DEGUM-Präsident. „Es ist Zeit, diese auch in bodengebundenen Rettungsmitteln einzuführen.“

Bislang fehle es jedoch vielerorts auch an entsprechend ausgebildeten Ärzten. Mit einem neuen Ausbildungskonzept will die DEGUM deshalb zur besseren Versorgung beitragen. „Das von uns erarbeitete Curriculum soll sicherstellen, dass alle Anwender – vom Allgemeinmediziner über den Internisten, den Notarzt, den Arzt in der Notfallstation, den Anästhesisten, Chirurgen und Intensivmediziner – die Methode einsetzen können“, erklärt Dr. Nöldeke. Anwender benötigten Kenntnisse und sonografische Fähigkeiten aus ganz verschiedenen Fachrichtungen: Von Anästhesie und Chirurgie über Kardiologie, Gynäkologie bis hin zu Unfallchirurgie und Orthopädie.

(Foto: DRF Luftrettung)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Eine präklinisch durchgeführte Sonographie ist ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik und kann die Sensitivität in Bezug auf die Entscheidung bei bestimmten Interventionen erhöhen.

    Dennoch ist der Ansatz der DGU ein Falscher, der auf die Ärzte abzielt.
    Die hohe Fluktuation im Notarztdienst gewährleisten nicht eine dauerhaft zu 100 % vorhandene Menge an trainierten Ärzten.

    Wie auch schon in der PFAST Studie mit der DRF in Frankfurt der Ansatz war, sollte der RettAss/NFS des NEF diese Diagnostik durchführen. Es ist zwingend notwendig, das das eingesetzte Personal ausreichend gut in der Diagnostik und Sensitivität der Untersuchung geschult ist. Finanziell stellt es keine Grundlage dar, jeden Arzt zu schulen der auf dem NEF sitzt. Prognostisch ist die Verweildauer ca. 1-4 Jahre je nach Arzt und Zugehörigkeit der Fachdiszipin.

    Somit ist die Variable als Diagnostiker einzusetzen, die als konstant anzusehen ist = RettAss / NFS.

    Die Studie in Frankfurt hat auch gezeigt, neben der Notwendigkeit des PFAST, das ein RettAss mit ausreichendem Training eine sehr hohe Sensitivität und geringe Fehlerquote mit unter 3% hatte.

    Kosten für einen NEF Standort wären ca. 16-18.000 EUR wobei ca. 10.000 EUR alleinig auf das Sonographiegerät entfallen. Die restlichen 6-8000 EUR entfallen auf das Training der Mitarbeiter. Somit ist klar, das nur eine konstant vorgehaltene Personalgruppe wirtschaftlich für ein solches Verfahren in Frage kommt.

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  2. Schön und gut, aber Präklinisch bringt uns das nicht wirklich weiter. Zeitverschwendung. Dann können wir uns ein Ct, MRT, alles für Uro-Diagnostik, Gyn-Stuhl etc. auf den Wagen packen. Man muss die Kirchge auch im Dorf lassen. Das was wir haben reicht aus

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  3. Das ist nicht korrekt. Die Sensitivität der Diagnostik in Bezug auf ein akute Blutung im Abdomen konnte um ein Vielfaches gesteigert werden – habe die genauen Zahlen gerade nicht schnell zur Hand. Weiterhin konnte das Schockraummanagement um bis zu 20 min optimiert werden, wodurch der Patient ein Packing etc. viel schneller erhalten konnte.
    Auch die Messung nach ROSC der Effektivität von Ventrikelleistung etc. ist eine weiterführende Option die die Therapieoptionen verbessert.

    Da die Untersuchung lediglich im Mittel nur 3-4 Minuten dauert, ist dieses im Zuge des Gesamtmanagement eine vertretbare Zeit.

    Die Unterscheidung die Sie hier treffen in Bezug auf Kosten/Nutzen und nicht nachgewiesenem Erfolg, ist da viel zu schwammig.

    Für PFAST etc. gibt es Bereits Daten, die entsprechendes besagen – s.o.

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  4. Ultraschall auf NEF! Wir haben bis heute noch kein Beatmungsgeräte auf dem NEF bzw. 12 Kanal auf dem RTW. Ch Lyse oder Lukas Fehlanzeige. Von daher brauch ich mich mit sowas die nächsten Jahre nicht zu beschäftigen. 🙁

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  5. Es ist bezeichnend, daß dieser Unfug nicht von den Notärzten gefordert wird, sondern von einer Hinterhofgesellschaft in der Medizin. Es wird immer mehr diagnostiziert und zu wenig gehandelt.
    Vom seltenen Mechanismus der Herzbeuteltamponade abgesehen, gibt es keinerlei lebensrettendes Anwendungsgebiet. Vorausgesetzt, man ist in der Lage, die Tamponade zu behandeln. Sonst verliert man nur Zeit.

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  6. Es ist zwar schön das man dadurch Zeit sparen könnte und dadurch für den Pat im Schockraum während und in der Diagnostik Zeit gewinnt, aber wenn wir mal genau überlegen müssten wir einen Jumbo-Anhänger mit diversen Sachen mitziehen. Ct,MRT usw.

    Mir ist bekannt das es ein Stroke Mobil gibt, was in der Stadt fraglich ist und wenn dann eher im ländlichen den Einsatz finden müsste

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  7. Also, ich gebe meinen Vorredner recht. Ein 12 Kanal EKG auf dem RTW und ein Lukas auf dem NEF wären bestimmt die Sachen die zu erst beschafft werden sollten.
    Es ist bestimmt ganz nett das wir am Unfallort wissen das der Patient jetzt in das Abdomen blutet, aber dennoch braucht er einen chrirugischen Eingriff. Und den gibt es nur im KH. Und mal ganz ehrlich, welcher Arzt im Schockraum wird einem RA/NFS glauben wenn der sagt er blutet oder blutet nicht im Abdomen. Kein Arzt wird diese Verantwortung übernehmen. Er wird immer seinen eigenen Schallkopf draufhalten und selbst diagnostizieren.
    Sonst können wir ja auch eine Peritnoeallavage machen.

    Fangen wir doch lieber erst mit dem gehen an und kommen dann zum tanzen.

    In diese Sinne ein ruhigen Dienst euch.

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  8. “Fangen wir doch lieber erst mit dem gehen an und kommen dann zum tanzen.”

    Ein sehr passender Satz, denn so wie die Vorredner schon bestätigten, ist es in Deutschland eben doch sehr häufig so, dass ein RTW eben nicht mit Dingen wie einem 12-Kanal EKG ausgestattet ist. Standard. Eigentlich.

    Die Rettungsdienste sind teilweise so dermaßen unterschiedlich ausgestattet, dass man beim Übertreten gewisser Kreisgrenzen meinen könnte, man würde in ein Land fahren, in dem Patienten noch mit der Schubkarre zum Medizinmann gekarrt werden.

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  9. @ tangotango on Juni 21st, 2013 15:16

    “…Die Rettungsdienste sind teilweise so dermaßen unterschiedlich ausgestattet, dass man beim Übertreten gewisser Kreisgrenzen meinen könnte, man würde in ein Land fahren, in dem Patienten noch mit der Schubkarre zum Medizinmann gekarrt werden.”

    Ich glaube du wohnst auch im “Ländle”, oder?! 🙂

    Aber egal, dem schließe ich mich Vorbehalt los an!

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  10. Ich empfehle den Beteiligten die Studien zum Thema PFAST und prehospital ultrasound diagnosis zu sichten und dann zu schreiben.

    Auch Vergleiche sind hier mit 12 Kanal EKG nicht zulässig, da es darum ja nun mal eben nicht geht, sondern um den Nutzen des US in Bezug auf die Sensitivtät.
    Wer was nicht hat ist bedauerlich, sagt aber nichts über den Nutzen von US in der Präklinik.

    Es ist sogar wichtig das nachfolgend der Unfallchirurg kurz im Schockraum nochmal nachschallt, um die Ausdehnung der Blutung zu bestimmen. Den Zeitvorteil habe ich aber durch die Alarmierung des OP Teams und Bereitstellung durch die Diagnostik von der Einsatzstelle, somit das Team im OP bereit steht, wenn der Patient den Schockraum erreicht.

    Bevor jetzt wieder wilde Spekulation auftauchen – bitte die Frankfurter Studie, die Studie aus Texas, Illinois, Australien sichten, um eine klare Datenlage zu haben.

    ….Aussagen wie: Wer traut schon dem RettAss der da geschallt hat (hat man übrigens in der Frankfurter Studie und macht man aktuell auch noch in Frankfurt), muss sich fragen ob er mit der richtigen Einstellung seinen Job macht. Wer das Ergebnis herbeigeführt hat ist in diesem Zusammenhang für die Sensitivität und Qualität von untergeordneter Bedeutung.

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  11. Studie hin, Studie her (und die meisten Studien wurden ja wohl in Gegenden gemacht, wo der nächste Schamane 3 Wochen Fußmarsch entfernt ist), wir sollten uns auf unseren klinischen Blick verlassen und nicht alles den Apparaten überlassen. Gerade in Frankfurt, wo der Weg ins nächste Klinikum der Maximalversorgung extrem kurz ist, erschließt sich mir der Nutzen der fNFS nicht. Dass die DEGUM (Na, Sascha, wohl selber Mitglied ? 😉 es fordert, macht die Forderung nicht automatisch sinnvoll.

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  12. Nein nein, kein Mitglied der DEGUM ;).

    Dennoch bin ich auf die weiteren Studien zu dem Thema aus Queensland und den USA gespannt, die auch derzeit verschiedene US Systeme in verschiedenen Indikationsstellungen testen.

    Ich gehe mit, das die Klinik und deren Untersuchung immer noch das Wichtigste ist, aber wenn ich die Wahl habe zwischen Vakuummatratze oder PFAST, würde ich mich nutzbringender immer für ein PFAST entscheiden 😀

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  13. Liebe Kollegen, ich halte es für schwierig, eine fundierte Meinung zu einer Sache zu äußern, mit der man selbst eigentlich gar keine Erfahrung hat und das scheint mir in dieser Diskussion bei den meisten der Fall zu sein.
    Als NA mit über 20jähriger Erfahrung in der Luft- und Bodenrettung habe ich sowohl ohne als auch mit Sonographie gearbeitet und ihr könnt mir glauben: ich möchte es nicht mehr missen.
    Es ist nicht nur die FF im Bauch.
    Pneumothoraxdiagnose oder -ausschluß, Lungenödem, Schockdifferenzierung (ja, es gibt nicht nur den Volumenmangelschock), Lungenembolie oder ein gedeckt perforiertes BAA sind alles Diagnosen, die sonographisch bereits präklinisch gestellt werden können und bei denen durch eine frühzeitige Diagnose die Entscheidungsfindung vor Ort abgekürzt und eine frühstmögliche zielgenaue Therapie begonnen werden kann. Verbesserung der Patientenversorgung!
    Die Studienlage ist mittlerweile eindeutig: in der Frankfurter Arbeit wurden durch den Einsatz des Ultraschall Versorgungsstrategien bis hin zum späteren innerklinischen Management relevant verändert und messbar Versorgungszeit EINGESPART!
    Natürlich wird ein Anwender (egal ob RA oder NA) Zeit verlieren, wenn er/sie nicht trainiert ist, aber das gilt für die Anlage einer VVK auch. Jeder fängt halt mal an und braucht am Anfang länger. Das sagt aber nichts über den Nutzen der Methode aus.
    Beschäftigt euch ernsthaft in der Praxis mit der Materie und bildet euch eine fundierte Meinung, dann taugt die Diskussion was.

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