Retter spannen grenzübergreifendes Netzwerk

(Bild: CeBB)Schönsee (CeBB) – Im Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) in Schönsee stellten am 14. Januar 2021 Experten den aktuellen Stand der Zusammenarbeit im grenzübergreifenden Rettungsdienst zwischen Bayern und Tschechien vor. Aufgrund der Corona-Pandemie fand die Veranstaltung online statt.

Im Mittelpunkt stand die Vorstellung des aktuellen, EU-geförderten dreijährigen Projekts „Kommunikation via GPS-Tracking“. Projektträger sind der BRK-Kreisverband Cham und der Rettungsdienst des Bezirks Pilsen. Als assoziierte Partner fungieren die Euregio Bayerwald und die Euregio Egrensis. Den Vortrag hielten Manfred Maurer, Projektleiter des Further Kompetenz- und Koordinierungszentrums Grenzüberschreitender Rettungsdienst, sowie seine tschechische Kollegin und Stellvertreterin, Tereza Homolková.

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Im Rahmen des Projekts wird unter anderem an einer „Speechbox“ gearbeitet. Es handelt sich dabei um eine selbst lernende Verständigungshilfe. Mit dem Tool soll es perspektivisch möglich sein, sechs bis acht ostbayerische Dialekte automatisch in die tschechische Sprache zu übersetzen. Das Programm wird dann ähnlich wie eine Online-Übersetzungsfunktion im Internet funktionieren. Ein zweisprachiges Rettungsdiensthandbuch mit reich bebilderten Spracherklärungen existiert bereits.

Die Arge Grenze mit BRK, Johannitern und Maltesern in der Oberpfalz ist gemeinsamer Partner der Rettungskräfte in der Region Pilsen. Der Unterschied: In Bayern werden bei den drei Verbänden neben den hauptamtlichen Rettungskräften auch ehrenamtliche Helfer eingesetzt. In Tschechien ist der Rettungsdienst dagegen eine staatliche Aufgabe und wird ausschließlich hauptamtlich durchgeführt. Die Einsatzkräfte in Tschechien verfügen über einen universitären Abschluss (Bachelor). Manfred Maurer betonte, dass die gegenseitige Anerkennung der fachlichen Kompetenz geregelt sei. Tereza Homolková hat ihren Bachelor an der medizinischen Fakultät in Pilsen erworben und erläuterte, dass das Studium an der Universität theorielastiger sei als die dreijährige Ausbildung von Notfallsanitätern in Bayern.

Im Wechsel stellten Maurer und Homolková die Projektschwerpunkte des EU-Projekts vor, das Ende 2022 auslaufen wird. Themen sind Einsatzsimulation; Fortentwicklung einer Kommunikationssoftware; Koordination von Großschadenslagen; Aufbau einer Anlaufstelle für Angehörige, deren Verwandte im Nachbarland versorgt werden; gemeinsame Übungen; Erweiterung des GPS-basierten Trackings; eine Übersetzungsplattform sowie die Organisation von Praktika im Nachbarland. Eine bilaterale Rahmenvereinbarung ist vorgesehen und wird derzeit juristisch geprüft.

In einer abschließenden Fragerunde konnte unter anderem die Frage beantwortet werden, wie die unterschiedlichen Kompetenzen deutscher bzw. tschechischer Rettungskräfte im Nachbarland bewertet werden. Die Lösung klingt pragmatisch: Bei grenzüberschreitenden Rettungseinsätzen werden die heimischen Gesetze ins Nachbarland mitgenommen. Das heißt, ein Notfallsanitäter aus Bayern macht auch in Tschechien alles richtig, wenn er sich an deutsches Recht hält.

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