Herzstiftung empfiehlt Wiederbelebung ohne Atemspende

(Bild: Markus Brändli)Frankfurt/Main (DHS) – Allein in Deutschland erleiden Jahr für Jahr etwa 65.000 Menschen einen Herzinfarkt, 60.000 von ihnen sterben daran. Nur fünf bis zehn Prozent der Wiederbelebungsversuche sind erfolgreich. Warum so wenige?, fragt die Deutsche Herzstiftung.

„Die Überlebenswahrscheinlichkeit einer Person mit Herz-Kreislauf-Versagen hängt ganz wesentlich davon ab, wie frühzeitig und entschlossen die Zeugen eines Kreislaufzusammenbruchs – meistens medizinische Laien – die Wiederbelebung durchführen“, betont der Notfallmediziner und Herzspezialist Prof. Dr. med. Dietrich Andresen, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.

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Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit für den Patienten pro Minute um etwa zehn Prozent. „Ein extrem kurzes Zeitfenster für eine erfolgreiche Reanimation. Rufen Ersthelfer den Rettungsdienst über die 112, warten dann aber dessen Eintreffen ab, ohne in der Zwischenzeit eine Herzdruckmassage durchzuführen, bedeutet das für den Patienten nach wenigen Minuten den Tod oder schwerste bleibende Hirnschädigungen“, warnt der Kardiologe und betont: „Wer aber sofort nach Absetzen des Notrufs 112 die Herzdruckmassage durchführt, kann so das Leben eines Menschen retten.“

Zusätzliche Atemspende überfordert viele Ersthelfer

Häufiger Grund für das Nichtstun von Ersthelfern ist die zusätzliche Atemspende, wie Prof. Andresen aus eigenen Untersuchungen gemeinsam mit der Berliner Feuerwehr weiß. Viele Ersthelfer lähmt im Ausnahmezustand die Komplexität, neben der Herzdruckmassage zusätzlich die Atemspende anwenden zu müssen.

„Immer wieder berichten Zeugen eines Herz-Kreislauf-Stillstands, sie waren so aufgeregt und geradezu ,kopflos‘, dass sie nicht wussten, wie sie die Mund-zu-Mund-Beatmung einsetzen sollten: im Verhältnis 15:2 oder 30:2? Um nichts falsch zu machen, haben sie dann lieber gar nichts unternommen“, berichtet der Klinikdirektor für Kardiologie am Ev. Hubertus- und Martin-Luther-Krankenhaus Berlin.

Diese lebensrettenden Wiederbelebungsmaßnahmen führen in Deutschland nur etwa 40 Prozent der Ersthelfer durch. „Es müssen und könnten noch viel mehr sein, was andere Länder wie Schweden oder die Niederlande belegen“, so Prof. Andresen. „Wir müssen die Laien-Reanimation so vereinfachen, dass sie jeder sofort ohne Zögern anwenden kann.“ Deshalb empfiehlt die Deutsche Herzstiftung Laien ausdrücklich, die Herzdruckmassage nicht durch die zusätzliche Mund-zu-Mund-Beatmung zu unterbrechen.

Warum keine Beatmung?

Mehrere Studien haben gezeigt, dass eine Unterbrechung der Herzdruckmassage zum Beispiel durch Mund-zu-Mund-Beatmung ungünstig ist. In Schweden konnte gezeigt werden, dass sich viel mehr Menschen trauen, eine Wiederbelebung durchzuführen, wenn die Richtlinien einfach und leicht anwendbar sind. In dem skandinavischen Land ist die Anzahl der Reanimationen mit Herzdruckmassage, aber ohne Mund-zu-Mund-Beatmung, von 5,4 % (im Jahr 2000) auf 30,1 % (im Jahr 2017) gestiegen. Im gleichen Zeitraum sank die Anzahl der Patienten, die nicht reanimiert wurden, von 59 % auf 32 %.

Eine Mund-zu-Mund-Beatmung sollte deshalb nur von Personen angewendet werden, die auch regelmäßig geschult sind und die einzelnen Schritte sicher beherrschen, so die Empfehlung der Herzstiftung. Eine einmalige Schulung reiche dazu nicht aus. In den ersten Minuten befinde sich im Körper nach dem Kollaps noch genügend Sauerstoff im Blut, um die Versorgung des Organismus mit Sauerstoff und Nährstoffen bis zum Eintreffen des Rettungsteams zu gewährleisten.

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Das stimmt ja wohl nicht, dass der Sauerstoff 10 Minuten bis zum Eintreffen des RD ausreicht.

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