Hängetrauma: Gefahr nach Absturzunfällen

Hamburg (rd_de) – Ein Risiko, das der Rettungsdienst und Höhenretter bei einem Absturzunfall immer im Hinterkopf haben müssen, ist das Hängetrauma. Abgestürzte Drachenflieger oder Baumpfleger, die regungslos in ihrem Gurtsystem gefangen am Baum hängen, sind besonders gefährdet.

„Für die Rettung bleibt nur ein kleines Zeitfenster von weniger als 20 Minuten“, macht Michael Sprotte, Höhenrettungs-Ausbilder bei der Feuerwehr Hambgurg, die Dramatik der Situation deutlich. Je mehr Zeit bis zur Rettung vergeht, desto mehr schreitet das Hängetrauma voran. Schlussendlich führt es zu einem lebensbedrohlichen Schockzustand. Beschwerden wie Kribbeln in Armen und Beinen, Schwitzen und Kurzatmigkeit sowie Wahrnehmungs- und Sehstörungen treten als erste Symptome auf.

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„Verbleibt der Patient über längere Zeit in einem bewegungslosen aufrechten Hängezustand, sammelt sich das Blut in den Beinen an“, beschreibt der erfahrene Höhenretter. Hervorgerufen durch die Schwerkraft und die fehlende Muskelpumpe, funktioniert der Rückfluss des venösen Blutes zum Herzen nicht mehr.

„Durch das zuerst im Kopf fehlende Blutvolumen wird der Verunglückte bewusstlos“, erläutert Sprotte. „Das führt zu einem Blutdruckabfall und einer Tachykardie.

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Ist der Betroffene in seiner aufrecht hängenden Körperhaltung durch den Höhenretter am Erdboden angekommen, darf er keinesfalls sofort in die klassische Schocklage gebracht werden. Er darf nicht einmal sofort hingelegt werden, „worauf wir bei der medizinischen Übergabe stets hinweisen“, unterstreicht Kollege Matthias Löffler.

„Der Patient muss mindestens 30 Minuten sitzend oder hockend stabilisiert werden, damit das Herz nicht durch den vermehrten Blutrückfluss überlastet wird“, ergänzt Michael Sprotte. Toxine und Thromben könnten andernfalls eine erneute lebensbedrohliche Situation hervorrufen.

(Text und Foto: Bernd Burschewski; 25.07.2017)[1124]

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Sehr geehrte Damen und Herren,
    den aufklärungsbericht für das Hängetrauma mit Beinen nach unten, finde ich gut beschrieben. Aber könnt ihr auch einen zufälliges Hängetrauma “kopfüber” näher beschreiben? Bin sehr gespannt.
    MfG Meyer

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  2. Hallo Herr Meyer,
    wir werden in einer der nächsten Ausgaben des Rettungs-Magazins ausführlich aufs Hängetrauma eingehen und dabei u.a. auch Ihre Frage beantworten.

    Lars Schmitz-Eggen
    Rettungs-Magazin / http://www.rettungsdienst.de

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