Feuerwehr-Gewerkschaft: Rettungseinsätze am Limit

(Bild: Camilo Jimenez/unsplash.com)Berlin/Hamburg (ots) – Die Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft (DFeuG) schlägt Alarm: In Hamburg und Berlin seien die Feuerwehren durch zu viele Einsätze im Rettungsdienst überlastet.

Der Vorsitzende der DFeuG-Landesgruppe Berlin-Brandenburg, Micha Quäker, nannte dafür im Inforadio vom rbb am Mittwoch (17.11.2021) eine Vielzahl von Gründen: „Zum einen ist die hausärztliche Versorgung schlechter geworden. Gerade wenn ein Patient zu einem Facharzt muss, wird das mittlerweile alles auf die Krankenhäuser abgewälzt. … Dann ist der kassenärztliche Versorgungsdienst auch nicht mehr so schlagkräftig wie früher. Da kommt es teilweise vor, dass ein Patient bis zu sechs Stunden warten muss. Wenn man sich schlecht fühlt, hat man nicht diese Zeit und da wird dann schnell auf die Feuerwehr ausgewichen. Und dann gibt es Bürger, die denken, wenn ich mit der Feuerwehr ins Krankenhaus komme, werde ich schneller behandelt.“

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Dazu gibt es laut dem Gewerkschafter viele Rettungseinsätze, bei denen kein richtiger Notfall vorliegt: „Ich stelle das mal krass und plastisch dar: Wenn ich jetzt zu einem Patienten fahre, der sich in den Finger geschnitten hat, also eine leichte Blutung, die man versorgen könnte mit einem Pflaster und dann zum Arzt gehen könnte, da fahre ich jetzt hin, und der Nachbar nebenan ist beispielsweise gerade umgekippt und reanimationspflichtig. Ja, da bin ich dann und klebe ein Pflaster und sein Nachbar verstirbt. Und das sollte sich jeder Bürger mal wirklich in den Sinn rufen.“

Laut rbb24-Recherche sind die Einsatzzahlen bei der Berliner Feuerwehr zuletzt drastisch gestiegen. Deswegen habe der Berliner Rettungsdienst in diesem Jahr schon 149-Mal den Ausnahmezustand ausgerufen – mehr als doppelt so häufig wie in 2020.

Einsatzaufkommen wie bei Sonderlagen

In Hamburg seien die Einsatzzahlen im Rettungsdienst seit Monaten auf einem derart hohen Niveau, wie man es sonst nur von Sonderlagen beispielsweise an Silvester kenne, beschreibt die Gewerkschaft die aktuelle Situation. Pro Tag werden derzeit mehr als 1.200 Notrufe angenommen. „Ob bei der aktuellen personellen Besetzung in der Leitstelle eine qualifizierte Notrufabfrage oder Beratung der Hilfesuchenden noch möglich ist, lassen wir mal offen…“, heißt es in einer Mitteilung der DFeuG.

Die Gründe für die Auslastung des Hamburger Rettungsdienstes scheinen ähnlich denen in Berlin zu sein. Die Gewerkschaft sieht die Politik in der Verantwortung: „Das jahrelange Versäumnis der Politik auf die stetig wachsenden Einwohnerzahlen mit einem entsprechenden Aufwuchs des Personals bei der Feuerwehr zu reagieren und neue Fahrzeuge strategisch aufzustellen. Dem Amtsleiter der Feuerwehr ist dies sehr wohl bekannt, und es wird versucht, Abhilfe zu schaffen.“

Die Gewerkschaft begrüßen den Versuch, eine Entlastung herbeizuführen. Grundsätzlich fehle es der Feuerwehr Hamburg aber an Notfallsanitätern – ob als Beschäftigte oder im Beamtenverhältnis.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ich bin jetz mal gerade 5 Jahre im Unruhestand. Ich bin mit 65 Jahren aus dem Rettungsdienst ausgeschieden. Und weil ich es auch nicht mehr weitermachen Wollte fahre ich noch ein Hausnotrufauto. Gesundheitlich kann ich das alles liebend gerne bewältigen. Was aber dieses Thema betrifft das für jeden Furz ein RTW angefordert wird war führer auch schon so aber es hielt sich im Rahmen. Heute entscheide wenn eine Oma sich bescheiden fühlt mache ich mit allen Vitalfunktionen eine Eigendiagnostik. Auch BZ Kontrollen gehören dazu. Wenn jemand dann immer noch mein er musste stationär behandelt werden rufe ich meine Kollegen die ich dann wenn möglich an der Haustüre schon “Impfe” Oft stellt sich dann raus das kein Transport ins Krankenhaus notwendig ist. Wenn dann 3 Rettunhskräfte das gleiche zum Patienten sagen hat das mehr Gewicht und somit bleibt Omma und Opa zu Hause. So ist das richtig.Auch wenn die Rettungskräfte noch ein EKG schreiben und dadurch der Patient beruhigt werden kann hat sich alles zum Guten gewendet. Leider sind das nur Einzelfälle die somit steuerbar sind. Wenn jemand aber zu Hause ist und jemand sich geschnitten hat und dann noch jemand den Notruf wählt und dann unklares am Telefon kaum verständlih sich äußert weiß der Leitstellendisponent auch nicht wie er sich verhalten soll. Aber die Notfallsanitäter können oder könnten schon selbst entscheiden ob ein Transport wirklich erforderlich ist. Gerade derweil jetzt in dieser aufflammenden CoronaWelle sitzt an Weekends die halbe Verwandtschaft beim Mittagsmahl. Wenn dann die Omma oder Opa sich verschluckt und stark Hustet hat ja jeder sein Smartphon parat und wählt den Notruf. Oder vor kurzem hatte ich einen Fall wo die Oma gefallen war und hatte sich dadurch den Unterarm irgenwo aufgeschlagen und ihre Pergamenthaut war aufgeplatzt und blutete stark weil sie Blutverdünnungsmedis einnehmen musste sah das alles böse aus. Als ich dort ankam wurde mir Vorschriften gemacht wo dann mein Notarzt sei und warum ich keinen RTW dabei hätte. Hier musste ich dann im Vorfeld erklären was meine Funktion denn ist. Nunja. Ich habe den Leuts über die Leitstelle einen RTW angefordert und fertig wars. Hier war wirklich ein Transport notwendig. Aber die allerwenigsten Einsätze im HNR Dienst sind echte .Notfälle

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  2. Was den Rettungsdienst in Hamburg betrifft, so sind zwar seit ein Paar Jahren die Hilfsorganisationen in der Notfallrettung stärker beteiligt als je zuvor. Hier gäbe es aber noch gewissen Spielraum. Die Hiorg. sollten ihre Kapazitäten im Rahmen des Möglichen steigern, um so zukünftig mehr Fahrzeuge besetzen zu können.

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