DGU: „Wir nehmen die Terrorbedrohung sehr ernst“

(Bild: (Symbol) Markus Brändli)Berlin (DGU) – Anlässlich des Terroranschlages in Wien am vergangenen Montag (02.11.2020) und den in Frankreich (16. und 29.10.2020) bekräftigt die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) die Notwendigkeit, Kliniken auf die Bewältigung einer derartigen lebensbedrohlichen Einsatzlage vorzubereiten.

„Wir nehmen die Terrorbedrohung unverändert sehr ernst und arbeiten schon länger daran, dass Mediziner für die Versorgung von Schuss- und Explosionsverletzungen ausgebildet werden. Jetzt fordern wir die flächendeckende Umsetzung unserer Konzepte. Sie sind ein wichtiger Baustein der Daseinsvorsorge“, sagt DGU-Präsident Prof. Dr. Michael J. Raschke.

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Die Fachgesellschaft hat in ihrem neuen, erst kürzlich veröffentlichten Weißbuch „Schwerverletzenversorgung“ (3. Auflage) eingeführt, dass sich Kliniken verpflichtend auf die Bewältigung von Terror- oder Amoksituationen vorbereiten müssen. Das betrifft die derzeit über 700 Traumazentren, die am TraumaNetzwerk DGU teilnehmen. Bisher war die medizinische Vorbereitung zum Management eines Ernstfalles freiwillig.

Mit dem Kapitel „Großschadensereignis Massenanfall von Verletzten (MANV)/Massenanfall von Verletzten bei lebensbedrohlichen Einsatzlagen (TerrorMANV)“ spricht die DGU erstmals verbindliche Empfehlungen zur Bewältigung einer lebensbedrohlichen Einsatzlage aus. „Zur medizinischen Beherrschung eines TerrorMANV stehen Kliniken vor einer bisher unbekannten Herausforderung. Daher sorgen wir dafür, dass ihre Handlungsfähigkeit für diese Fälle erweitert wird“, sagt DGU-Generalsekretär Prof. Dr. Dietmar Pennig.

Ein TerrorMANV ist eine medizinische und logistische Ausnahmesituation. Unter großem Zeitdruck müssen Rettungskräfte und Klinikpersonal eine hohe Zahl von lebensgefährlich verletzten Menschen retten und zeitnah versorgen. Dazu kommen eine unübersichtliche Lage, nicht übliche bzw. aus dem Alltag vertraute Verletzungsmuster nach Explosionen oder Schusswaffengebrauch und die Gefahr eines „second hit“ in den Kliniken selbst. Auch die Höhe und die Dynamik des Zustroms der Verletzten in die Klinik sind nicht abschätzbar.

Das 2006 erstmals erschienene 40-seitige Weißbuch enthält Eckdaten, wie eine zugelassene Klinik personell und strukturell ausgestattet sein muss, um die bestmöglichen Überlebenschancen für Schwerverletzte zu bieten. Dazu zählt beispielsweise die Qualifikation des Personals, die Ausstattung mit diagnostischen Geräten und standardisierte Diagnose-Behandlungsabläufe.

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Doppelt traurig! Draurig , daß dies nun Thema ist . Genauso traurig , daß in der Vergangenheit scheinbar nie die Versorgung von Explosionsverletzungen
    anderen Ursprungs Thema war. Anscheinend glauben Unfallchirurgen , daß z.Bsp.Gas , Mehl-oder Sägewerksstaub, Chemikalien, Treibstoffe u.ä.m. genausowenig explodieren können , wie Blindgänger aus WK2 oder die “Fackeln” von Klärwerken u.Mülldeponien.
    Die Kurzsichtigkeit und das “Scheuklappendenken ” dieser Berufsgruppe ist für mich das Erschreckenste ! Leider auch schon selbst bei der Abschlußübung für angehende Notärzte erlebt.

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