Chronischer Botulismus: Übertragung von Rind auf Mensch

Mainz/Horstmar-Leer (ots/pm) – Wissenschaftler und Veterinäre warnen vor einer besorgniserregenden Ausbreitung der Rinderkrankheit Botulismus. Wie das ARD-Magazin „Report Mainz” berichtete, griff die Erkrankungen von Rindern auf Landwirte über.

In einem Milchviehbetrieb im Landkreis Steinburg (Schleswig-Holstein) mit rund 850 Rindern, sind etliche Tiere am so genannten chronischen Botulismus gestorben oder mussten getötet werden, weil der größte Teil der Herde erkrankt war. Die Tiere litten unter Muskellähmungen, starken Bewegungsstörungen und stark infizierten, stinkenden Geschwüren. Man geht davon aus, dass dieses Krankheitsbild durch eine chronische Toxikoinfektion mit dem Bakterium Clostridium Botulinum hervorgerufen wurde.

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Auch die Landwirte, die die Tiere versorgten, sind an den gleichen Symptomen erkrankt. Das ergab eine Untersuchung des anerkannten Botulinumspezialisten Prof. Dirk Dressler von der Medizinischen Hochschule Hannover. Erstmals beschreibt er dieses Erkrankungsbild auch beim Menschen. Dirk Dressler in “Report Mainz”: “Die Landwirte, die wir untersuchen konnten, hatten Beschwerden, die typisch sind für eine Vergiftung mit Botulinumtoxin: Auf der einen Seite gab es Störungen des motorischen Systems: Schwächegefühle in den Armen in den Beinen im Gesichtsbereich. Und es gab Ausfälle des vegetativen Nervensystems: Blasenstörungen, Störungen der Pupillenmotorik, Mundtrockenheit, Trockenheit im Augenbereich.”

Der Tiermediziner Prof. Helge Böhnel berichtet, dass bundesweit schon rund 1.000 Betriebe betroffen gewesen sein sollen. Offizielle Zahlen liegen nicht vor, da die Krankheit nicht meldepflichtig ist.

Die Agrar- und Veterinär- Akademie (AVA) in Horstmar-Leer bestätigt die Ausführungen des Fernsehberichts. In einer Botulinum-Tagung Anfang Oktober, wurden die unterschiedlichen Sichtweisen zur Problematik des chronischen Botulismus bei Mensch und Tier intensiv diskutiert. Die AVA fordert eine einheitliche Analytik (standardisierte Nachweismethode), einen vereinfachten Impfstoffeinsatz sowie Forschungsanstrengungen zur Entstehung und der Intoxikationswege.

(12.10.2010)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Wir haben eine neue Seuche und keiner wills wissen. Vogel-Strauß-Politik LIVE!!! Chronischer Botulismus? Kennen wir nicht – wissen wir nicht. Was muß noch alles geschehen? Ca. 1.000 betroffene Höfe mit an chron. Botulismus erkrankten Rindern in Deutschland und z.T. auch infizierten Landwirten sind schon schlimm genug, daß aber offensichtlich infizierte Rinder und deren Milch einfach so in unsere Nahrungskette gelangen können, ist ein Skandal ohne Gleichen. Angeblich weiß man zu wenig über das Krankheitsbild und infizierte Tiere werden ja sowieso aussortiert usw. Doch wie in der Sendung “Exakt” vom MDR dargelegt, kann man chronischen Botulismus bei der Fleischbeschau gar nicht feststellen. Nach dem Dioxin-Skandal, mit aus der Mineralölindustrie stammenden giftigen Rückständen in Futtermitteln, kann es nur eine logische Konsequenz geben: Frau Aigner bitte zurücktreten, aber schnell! Sie haben Ihr letztes Fünkchen Vertrauen quasi weg-gelächelt. Ihren populistischen Maut-Parteichef können Sie gleich mitnehmen. Die Grünen können sich auf dem Weg ins Kanzleramt schon fast zurücklehnen. Verkehrte Welt??? Toll!!!

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  2. Da konnen weder die Grünen noch Gelben oder Roten etwas dafür!Wie soll eine Partei wissen,dass Vegetarier(Kühen und Rinder)Fleisch verfüttert wird!Und wenn,sind offensichtlich keine Studien vorhanden wie derartig gestaltete Silage wirken kann…Und was mir viel wichtiger scheint- weshalb muss immer die Politik und Wirtschaft herhalten die mein ungebändigtes Bedürfnis nach Billignahrung befriedigen will? Da bin ich als Konsumentin ebenso verantwortlich- denn Ich alleine kann diesen Markt steuern in dem ich bewusst einkauffe und esse!

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  3. Der Giftstoff kann genauso durch Pflanzen aufgenommen werden und sich im Körper ausbreiten. Selbst wen das Tier nur Grünfutter, Silage usw bekommt, ist es doch nicht ausgeschlossen, dass dieser Giftstoff in das Tier gelangt. Meine Meinung.

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  4. Es ist nicht mehr nachvollziehbar, was man dem Verbraucher noch alles zumutet. Staendig kommen neue Katastrophen Meldungen in die Medien.
    Ich verstehe auch nicht, warum die Kuehe unbedingt. teueres Kraftfutter bekommen muessen. Das steigert keinesfalls den Faktor Effizienz in der LW. Koennen unsete Landwirte wirklich nicht rechnen??? Einerseits klagen sie ueber den niedrigen Preis der Milch und andererseits werfen sie die Wurst nach dem Schinken

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  5. Ich kann nicht verstehen das so eine Erkrankung nicht meidepflichtig ist.Aber wie es immer ist,die Profitgier der Kraftfutterlieferanten kennt keine Grenzen.Die dürfen alles hineinmotschen was Geld bringt.Armes Deutschland!!!!!!

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  6. Das Bakterium selbst wird durch eine 5 Minuten dauernde Erhitzung über 100° zuverlässig getötet.
    Die Infizierung der Rinder erfolgt entweder über Silage, die Kadaver enthält (z.B. totgemähte junge Hasen oder Kitze) oder z.B. auch mit Hühnerkot gedüngte oder durch Hochwasser überschwemmte Wiesen (wodurch z.B. Tierkadaver entstehen).

    Die Erkrankung sollte endlich ernst genommen werden und es sollten Maßnahmen wie das Imfpen ergriffen werden dürfen.

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  7. @Sambi:

    Bei Clostridien handelt es sich um sog. Sporenbildner, denen praktisch weder große Hitze, noch Kälte etwas anhaben können. Wenn die Bedingungen widrig für sie sind, bilden sie Sporen aus und keimen wieder aus, sobald die Konditionen günstig für sie sind.

    Die Infizierung von Rindern ist besonders durch die heutige Massen-Tierhaltung und Silagenfütterung zum Problem geworden. Besondere Probleme bereitet dies bspw. auch bei der Käseherstellung:

    http://www.repossi.it/de/zunehmend-mehr-clostridien-in-der-milch/

    Ich persönlich habe allerdings mehr Angst vor einer generellen kontinuierlichen Belastung mit Keimen durch die heutige Tierhaltung und beschränke daher meinen Konsum von tierischen Produkten auf das absolut “nötigste”.

    Hier noch eine Website, wo viele Infos rund um die Belastung mit Erregern durch heutige Landwirtschaft, abgerufen werden können:

    http://www.vor-aus-sicht.de/index.html

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  8. Guten tag,
    Bei uns ist der gesamte pferdebestand betroffen seid fast 3 monaten.
    Zudem haben sich 3 menschen mit den selben symptomen in ärztliche behandlung begeben. Alle labore dauern an. Und von wichtigen Institutionen wird alles gedeckelt. Es ist eine schande.

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