Baden-Württemberg: Rettungsdienst in der Kostenfalle

Stuttgart (DRK) – Mit Sorge scheint der Präsident des DRK-Landesverbands Baden-Württemberg, Dr. Lorenz Menz, auf die aktuelle Entwicklung im Rettungsdienst zu blicken. Wie die Organisation am Donnerstag (18.07.2013) mitteilte, drohe beim Gehalt der Rettungsfachkräfte eine Abwärtsspirale: Den Grundlohnsummenerhöhungen von 1,98 % im Jahr 2012 und von 2,03 % im Jahr 2013 stünden tarifliche Lohnabschlüsse von 3,5 % im Jahr 2012 und 2,0 % im Jahr 2013 gegenüber.

Im Jahr 2012 hätte die tarifliche Erhöhung noch mit der Grundlohnsummensteigerung ausgeglichen werden können. Die tarifliche Erhöhung hätte erst ab dem 1. Juli 2012 bezahlt werden müssen. „In diesem Jahr reicht es hinten und vorne nicht“, so Dr. Menz, da die Tariferhöhung 2013 auf der Tariferhöhung 2012 aufbaue.

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Nach Berechnungen des DRK-Landesverbands scheinen die tariflichen Erhöhungen der Jahre 2012 und 2013 bei einem Beschäftigten im Rettungsdienst zu einer Mehrbelastung von durchschnittlich 650 Euro im Jahr zu führen. Bei rund 3500 Beschäftigten im Rettungsdienst bedeute dies ein Defizit von zirka 2,3 Millionen Euro. Ein Blick in die Vergangenheit zeige, dass die Schere zwischen Tarifsteigerungen und den von den Kassen gewährten Grundlohnsummensteigerungen immer weiter auseinanderginge. In den letzten 14 Jahren sei die Differenz auf über 9 % gewachsen.

Verständnis der Krankenkassen

Vor diesem Hintergrund hatten die beiden DRK-Landesverbände und auch die anderen Leistungserbringer des baden-württembergischen Rettungsdienstes das Gespräch mit den Krankenkassen gesucht. In Gesprächen auf Vorstandsebene sei grundsätzlich Verständnis für die Problematik geäußert worden. Wie das DRK mitteilt, sei man übereingekommen, einen Zuschlag zur Grundlohnsumme von 0,8 % ins Auge zu fassen. Damit sollte zumindest die Hälfte der Differenz zwischen Tarifsteigerungen (5,5 %) und Grundlohnsummenerhöhung (4,01 %) der beiden Jahre ausgeglichen werden.

Die Krankenkassen hätten ihre Zustimmung jedoch an der Voraussetzung geknüpft, dass mehr als 90 % der Leistungserbringer diese Erhöhung akzeptierten und auf gesonderte Verhandlungen verzichteten. Diese Quote scheint vom DRK nicht erreich worden zu sein. Grund ist nach Angaben des Verbands ein erheblicher Nachholbedarf im Rettungsdienstbudget.

Dr. Menz bedauere, dass es nicht gelungen sei, eine einvernehmliche und konstruktive Lösung mit den Krankenkassen zu finden. Er geht davon aus, dass in der Folge immer mehr Rettungsdienste rote Zahlen schrieben und Schiedsstellen angerufen werden müssten.

(19.07.2013)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Das Prinzip der Selbstverwaltung im Konzessionsmodell scheint doch nicht so ganz zu funktionieren.

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  2. Zitat: “Die Krankenkassen hätten ihre Zustimmung jedoch an der Voraussetzung geknüpft, dass mehr als 90 % der Leistungserbringer diese Erhöhung akzeptierten und auf gesonderte Verhandlungen verzichteten.”

    Vielleicht sollte man einfach mal die Anzahl der Krankenkassen reduzieren!?

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  3. Ich sage immernoch,der Rettungsdienst sollte kommunal betrieben werden und nach Tvöd bezahlt. werden bzw. anerkannt wie Feuerwehr und Polizeiberuf!

    Schönen Gruß

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  4. Ja, Achim, da gebe ich dir recht. Deshalb sollte, alle Konzessionsländer auf das Submissionsmodell wechseln und die zuständigen Behörden, am besten eine landesweite Fachbehörde wie es in Bayern die BEG für den ÖPNV ist, sich darum kümmern.
    Diese Oberfirma entwickelt, schreibt aus, bezahlt, kontrolliert und führt ein Qualitätsregister (Siehe Bayrische Eisenbahgesellschaft – Tochtunternehmen des Wirtschaftsministeriums)
    Somit werden Benutzungsgebühren festgelegt und der Weg des Geldes ist transparent – von den Kassen – zu der Behörde/Firma – zu den Beauftragten des RD

    Da würde man schauen, was man Geld in gewissen Bereichen sparen kann und dafür in die Verbesserung des RD stecken kann.

    Ich bin dafür, dass man es analog der BEG macht, dass hat Hand und Fuß wie man so schön sagt.
    Das DRK beweißt ein ums andere Mal, dass Sie es nicht können, aber auch die Politik kann es nicht!!

    Deshalb hat man ja in Bayern ein Tochterunternehmen für den ÖPNV gegründet um “Fachleute” zu generieren, weil Beamt dies nicht können. Die haben die Beamtenprüfung und von Wirtschaft keine Ahnung.
    Das DRK ist in die Grube gefallen, die Sie für die Privaten ausgebaggert hat!!

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  5. @Sepp und alle

    Was mich immer wieder am meisten wundert, in Zusammenhang mit diesem und anderen RD Themen wie z.B. die EU- Ausschreibungsproblematik, ist der Umstand wie wenig Notiz in der Öffentlichkeit und vor allem in der freien Presse zu diesem Bereich genommen wird. Und wenn, dann werden fertige Statements von Interessensgruppen übernommen aber so gut wie nie wird investigativ recherchiert.
    Mir scheint es als wolle man einen Mythos unbedingt am Leben erhalten der sonst unweigerlich sterben würde.

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  6. Dem Roten Kreuz – und damit der Notfallversorgung – im Ländle drohen massive Personalengpässe. Dies befürchtet zumindest der Präsident des in Stuttgart ansässigen DRK-Landesverbandes Baden-Württemberg e. V., Herr Dr. Lorenz Menz.

    Der Start der Ausbildung zum Notfallsanitäter verzögere sich, weil zwischen Land und Krankenkassen die Kostenfrage bislang nicht geklärt sei. Ausbildungswillige würden bereits abspringen, die Lage könnte in drei Jahren dramatisch werden…

    vgl. http://www.drk-baden-wuerttemberg.de/aktuelles/newsdetails/archiv/2014/maerz/28/meldung/116-rettungswagen-ohne-retter.html vom 28.03.2014

    Sonnige Grüße aus dem Südwesten

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  7. Da wundert man sich das dieser Beruf ganz weit hinten steht….., selbst Tvöd ist ein Witz.

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  8. @Jörn und alle

    Besonders süffisant finde ich noch diesen Spruch in dieser Verlautbarung:

    “…„Wir können und dürfen keine angelernten Laien auf die Rettungswagen setzen. …“

    Also ich denke hierzu kann man sich jeden weiteren Kommentar sparen.

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