Baden-Württemberg: Rettungsdienst am Anschlag

(Bild: (Symbol) pixabay.com)Stuttgart (DRK/MHD) – Sowohl das Deutsche Rote Kreuz in Baden-Württemberg als auch die Malteser beispielsweise in der Region Neckar-Alb verzeichnet eine verschärfte Personalsituation im Rettungsdienst.

Das DRK verwies darauf, dass trotz aller Schutzmaßnahmen die Zahl der Corona-Infektionen bei den Mitarbeitenden von Tag zu Tag steige. In der Folge seien deutlich längere Quarantänephasen und Krankheitszeiten von bis zu 20 Tagen zu verkraften. Das verbleibende Personal befinde sich an der Belastungsgrenze. Dies gefährde temporär die flächendeckende Sicherstellung eines schnellen Rettungsdiensts.

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„Die Kolleginnen und Kollegen geben ihr Bestes, verzichten auf Urlaub und übernehmen immer wieder kurzfristig Zusatzschichten. Wir versuchen mit großer Flexibilität und Solidarität Personalengpässe auszugleichen, damit der Betrieb überall weitergehen kann. Aber auch das hat seine Grenzen“, so Marcus Schauer, Leiter Team Rettungsdienst beim DRK in Baden-Württemberg.

Die Problematik betreffe nicht nur die Notfallrettung, sondern auch den Krankentransport. Das DRK greife mittlerweile auch auf ehrenamtliche DRK-Einsatzkräfte mit den notwendigen Qualifikationen für den Einsatz im Rettungsdienst zurück, die einspringen, wo immer es geht.

Dass aufgrund einer ebenfalls angespannten Personalsituation viele Kliniken bereits Aufnahmestopps verhängen müssen, verstärkt das Problem. „Die Einsatzzeiten verlängern sich, wenn das eigentlich nächste geeignete Krankenhaus nicht aufnahmebereit ist. Das Fahrzeug und seine Besatzung stehen in der Zeit nicht für die Versorgung weiterer Notfälle zur Verfügung“, so Birgit Wiloth-Sacherer, Landesgeschäftsführerin des DRK-Landesverbands Badisches Rotes Kreuz.

Um der schwierigen Lage zu begegnen, wurden mit dem Innenministerium Baden-Württemberg Ausnahmeregelungen definiert. Doch ist die Lage noch nicht entschärft. Darüber hinaus erhöht sich derzeit das Einsatzaufkommen und damit die Belastung der Mitarbeitenden aufgrund der Hitzewelle noch weiter.

Die Malteser aus der Region Neckar-Alb melden, dass auch bei ihnen der Rettungsdienste „am Anschlag“ sei. Die Malteser luden daher am Mittwoch letzter Woche (10.08.2022) gemeinsam mit Vertretern des DRK und der Johanniter zu einem politischen Gespräch über die aktuelle Situation ein.

Ein großes Problem stellen die Fehlfahrten dar. „Bis zu 30 Prozent der Einsätze erfolgen inzwischen, ohne dass es zu einem Transport ins Krankenhaus kommt“, schilderte etwa Michael Wucherer, Rettungsdienstleiter beim DRK Esslingen-Nürtingen.

„Es gibt in der Gesellschaft ein zunehmendes Versorgungsproblem“, hat Marc Lippe, Bezirksgeschäftsführer der Malteser Neckar-Alb, erkannt. „Und wenn die Menschen nicht mehr klarkommen, rufen sie den Rettungsdienst. Wir beobachten diese Entwicklung tagtäglich.“

„Unsere Leute fahren inzwischen ohne Pause von Einsatz zu Einsatz durch. Sie sind an der Belastungsgrenze – und viele kehren uns den Rücken“, sagt DRK-Rettungsdienstleiter Wucherer. Und Lippe ergänzt: „Alle Hilfsorganisationen bilden bis zum Anschlag aus, aber alle Personallücken können wir damit nicht füllen.“ Auch, weil viele Auszubildenden von fehlenden Ruhepausen und unnötigen Einsätzen zunehmend frustriert sind. „Von zwölf Auszubildenden zum Notfallsanitäter, die in diesem Jahr fertig werden, stehen uns anschließend nur sieben zur Verfügung“, macht der Malteser-Bezirksgeschäftsführer deutlich.

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Ohjee. Ich bin gespannt was dann ende kommenden Jahres passiert.
    Dann wenn die RA’s nicht mehr beifahren dürfen. Auch hier (NRW) wird wie oben genannt auf EA-Personal zurückgegriffen. Was dabei scheinbar kaum Beachtung findet ist das ein nicht unerheblicher Anteil dieser Ehrenamtlichen eben noch RA’s sind.
    Vielleicht sollte man im Hinblick auf das enden der Übergangsfrist noch mal drüber nachdenken den ein oder anderen nachzuqualifizieren bevor der Vorhang fällt. Dafür muss man natürlich auf die leute zugehen und etwas anbieten können. Notfalls hilft vielleicht auch eine erneute Verlängerung der Übergangsfrist. Um dann nochmal mit Schwung so viele leute ins Boot holen wie geht. Zumindest um den Zeitraum zu kompensieren in dem wegen Pandemie beispielsweise einige EP-Kurse ausgefallen sind.

    Und ja, viele denken darüber nach was anderes zu machen oder umzuschulen. Und ganz ehrlich? Ich kann es den Kollegen nicht übel nehmen. Die Luft ist vielerorts raus nach 2,5 Jahren Cov19, Personalnot und einer stetig steigenden Anzahl von Fehleinsätzen…

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