Adipöse Patienten: So meistert man den Schwerlast-Einsatz

Bremen (rd_de) – Immer mehr Rettungsdienste stellen Schwerlast-RTW in Dienst. Nicht ohne Grund: Der Anteil extrem schwergewichtiger Patienten steigt seit Jahren. Dennoch gibt es keine Normen oder Vorgaben, wie solche Transporte am besten zu meistern sind. Hier unsere To-do-Liste.

1. Idealerweise steht für den Transport Schwergewichtiger ein Spezialfahrzeug in 24-stündiger Vorhaltung mit fester Besatzung bereit. Ist das nicht möglich, müssen Vorlauf- und/oder verlängerte Ausrückzeiten berücksichtigt werden. Alarmierung direkt durch die Leitstelle des Rettungsdienstträgers.

Anzeige

2. Der Transport Schwergewichtiger erfordert einen hohen Personalaufwand (zum Beispiel Trageunterstützung). Es bietet sich an, grundsätzlich ein staffelbesetztes HLF mit zu alarmieren.

Mehr über den Transport Schwergewichtiger im nächsten Rettungs-Magazin. Ab 25. August 2017 im Handel oder versandkostenfrei in unserem Online-Shop bestellen.

3. Im Vorfeld eines solchen Transports muss die Frage der Kostenübernahme geklärt sein. Aufgrund des materiellen und personellen Aufwands summieren sich die Kosten schnell.

4. Mindestens die Besatzung des Schwerlast-RTW muss für derartige Einsätze speziell geschult sein. Ein regelmäßiges Training derartiger Einsätze ist für alle Rettungskräfte sinnvoll. Hierbei sind die Bereiche Medizin, Technik und Organisation einzubeziehen.

5. Bei der Behandlung von Adipositas-Notfallpatienten können spezifische Probleme auftreten: Körperregionen sind aufgrund der Weichteilverhältnisse nicht erreichbar; die Venenverhältnisse sind schlecht; das Pulstasten ist nicht möglich; eine Intubation ist nur unter erschwerten Bedingungen durchführbar.

6. Ein Notarzt wird vorab ein Gespräch mit seinem Kollegen in der aufnehmenden Klinik führen (Arzt-Arzt-Gespräch). Ist kein Arzt involviert, übermittelt der Transportführer des Schwerlast-RTW alle wichtigen Fakten an das Pflegepersonal in der Klinik.

7. Vorab müssen auch die Therapie und der genaue Ablauf des Transports besprochen werden. Daraus resultiert die konkrete Vorbereitung des Fahrzeugs inklusive medizinischer Ausstattung und etwaiger Reserven (zum Beispiel Sauerstoff). Zudem sind die Logistik sowie die Fahrstrecke zu planen.

8. Während der gesamten Übernahme an der Einsatzstelle ist darauf zu achten, dass etwaige Systemwechsel (Monitoring, Medikation usw.) ordnungsgemäß erfolgen und Therapiekontrollen stattfinden. Auf Zeichen eines möglichen Transporttraumas achten!

9. Je nach Zustand des Patienten und Fahrtdauer kann es notwendig sein, den Patienten umzulagern (Dekubitus-Prophylaxe). Alle medizinischen und organisatorischen Maßnahmen, Veränderungen und Vorkommnisse sind zu dokumentieren.

10. Die Patientenunterlagen auf Vollständigkeit prüfen und die Zielklinik über die geschätzte Eintreffzeit unterrichten. Das stellt eine reibungslose Übergabe in der Klinik sicher. Achtung, nicht jedes Krankenhaus hat ausreichend groß ausgelegte Röntgen-, CT-, MRT-Geräte oder passende Schwerlast-OP-Tische!

(Text: Jens Wolff, Lehrrettungsassistent, Dozent im Rettungsdienst, Verbandführer und Organisatorischer Leiter Rettungsdienst; Symbolfoto: Markus Brändli; 24.08.2017)[1163]

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Wir haben Eigens dafür Entwickelt und mehrfach im Ensatz ! Personen bis 350 kg
    sind dmit einfach schnell und Sicher aus einem Gebäude zu Holen !

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar zu Hackenfort Paul

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert