ADAC Luftrettung ist auf Corona-Patienten eingestellt

(Bild: Michael Ehresmann/ADAC)München (ADAC) – Die Corona-Pandemie stellt in Deutschland auch den Rettungsdienst aus der Luft vor große Herausforderungen. Um die notfallmedizinische Versorgung der Bevölkerung aus der Luft weiterhin zu gewährleisten, gelten an den 37 Stationen der ADAC Luftrettung aktuell erhöhte Sicherheitsmaßnahmen.

Inzwischen wurden auch die ersten zwei Corona-Patienten mit ADAC-Rettungshubschraubern transportiert: Sie wurden von einem Krankenhaus im ostfranzösischen Metz in die Uniklinik Homburg/Saar geflogen – im Rahmen von grenzüberschreitender Nachbarschaftshilfe. Im Einsatz hierfür waren die Crews der Rettungshubschrauber „Christoph 77“ in Mainz und „Christoph 66“ in Eßweiler.

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„Wir sind da. So schnell wie bisher und auch so sicher wie bisher“, betont Frédéric Bruder, Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft, die zur ADAC Stiftung gehört. Die weitere Entwicklung sei derzeit allerdings nicht voraussehbar, sodass sich auch die ADAC Luftrettung auf eine weitere Eskalation einstellen muss. Sollte sich das Virus in Deutschland weiter ausbreiten, werden zwei Ersatzhubschrauber bereitgestellt, um einen möglicherweise erhöhten Transportbedarf in bestimmten Regionen leisten zu können.

Bis jetzt ist es noch zu keinen Infektionen von Crew-Mitgliedern der ADAC-Rettungshubschrauber gekommen, die die Einsatzbereitschaft gefährden würden. Aus Sicherheitsgründen hat deshalb derzeit niemand außer den Crews Zutritt zu den Luftrettungsstationen. Auch Ausbildungs-Mitflüge sowie die sozialen Kontakte untereinander werden während des Dienstbetriebs auf ein Minimum reduziert. Soweit möglich gilt der Mindestabstand von zwei Metern.

Zu weiteren Schutzmaßnahmen zählen bei Bedarf neben dem Gebrauch von Schutzmasken und Schutzanzügen auch der verstärkte Einsatz von Desinfektionsmitteln nach jedem Einsatz. Um zu verhindern, dass sich Mitarbeiter wegen fehlender Kinderbetreuung vom Dienst abmelden müssen, hat die ADAC Luftrettung Sonderbudgets für Räumlichkeiten, Kinderbetreuer und Spielzeug für die Kinder unserer Crews zur Verfügung gestellt.

Dr. Matthias Ruppert, Leiter der Flugmedizin, berichtete, dass es vor den ersten zwei Verlegungsflügen von Corona-Patienten bereits etliche Einsätze der ADAC Luftrettung wegen Corona-Infektionen gab, bei denen die Patienten bodengebunden in Kliniken transportiert werden konnten. „Unabhängig von Corona sind wir mit unseren Hubschraubern gerüstet für einen Transport von Patienten mit Infektionserkrankungen”, betont Ruppert.

Zusätzlich zu den Basis-Hygiene-Maßnahmen gilt bei einem Corona-Verdachtsfall, dass der Erkrankte nach den eigenen Standards für einen Lufttransport in die Schutzkategorie drei (höchste Stufe: vier) fällt. Dann darf dieser nur noch im beatmeten Zustand geflogen werden. Dazu Flugmediziner Ruppert: „Im Bedarfsfall muss der Patient so versorgt werden, dass die von ihm ausgehende Ansteckungsgefahr auf ein Minimum reduziert wird.”

Der Vorbehalt, Patienten nur unter Beatmung mit einem geschlossenen System im Hubschrauber transportieren zu können, gelte auch für andere schwerwiegende Atemwegsinfektionen. Insgesamt beobachtet auch die ADAC Luftrettung, dass der Nachschub an Schutzmasken und -anzügen knapp werde, noch aber sei man ausreichend versorgt.

Weil die Crews wegen ihres täglichen Kontakts zu Patienten zu einem Personenkreis mit erhöhtem Risiko zählen, werden aktuell alle größeren Meetings der Luftretter abgesagt. Wenn auch nur ein Teilnehmer erkranken würde, müssten alle, die mit ihm in Kontakt waren, in Quarantäne. Das könnte im schlimmsten Fall die notfallmedizinische Versorgung der Bevölkerung in Deutschland aus der Luft gefährden. Diese aufrechtzuerhalten, hat für die ADAC Luftrettung in den kommenden Wochen oberste Priorität.

Auch in den Rettungsleitstellen hat man auf die Corona-Pandemie reagiert. Wer aktuell bei einem Notfall die 112 anruft, wird in vielen der Leitstellen obligatorisch nach Symptomen oder Kontakt zu Infizierten befragt und sollte laut ADAC Luftrettung zwingend Angaben über Besuche in Risikogebieten machen. Dann kann sich der Rettungsdienst bereits frühzeitig auf einen möglichen Corona-Verdachtsfall einstellen.

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