Ösophagusvarizenblutung: gefürchtete Komplikation bei Leberzirrhose

ÖsophagusvarizenblutungBremen (rd_de) – Etwa drei Millionen Menschen leben in Deutschland mit einer chronischen Lebererkrankung. Von ihnen weisen rund eine Million eine Leberzirrhose auf. Eine gefürchtete Komplikation ist die Ösophagusvarizenblutung, die mit einer Sterblichkeitsrate von bis zu 30 Prozent einhergeht.

Bei Patienten mit Verdacht auf eine akute Ösophagusvarizenblutung sollten zum einen die üblichen kreislaufstabilisierenden Maßnahmen ergriffen werden:

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•    mindestens zwei großlumige Zugänge und
•    Volumengabe mittels kristalloider Lösung und/oder HES sowie
•    den Einsatz von Tranexamsäure erwägen.

Zum anderen ist es ratsam, bereits frühzeitig mit vasoaktiven Substanzen eine Senkung des Pfortaderdrucks einzuleiten. Häufig kann damit schon die Blutung zum Stillstand gebracht bzw. reduziert werden. Eingesetzt werden kann Terlipressin (1 – 2 mg i.v. als Bolus, dann 1 – 2 mg i.v. alle vier Stunden). Kontraindikationen sind beispielsweise ein entgleister Bluthochdruck und eine koronare Herzerkrankung. Der Einsatz sollte patientenindividuell entschieden werden.

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Eine obere gastrointestinale Blutung bei Patienten mit Leberzirrhose kann in etwa 30 bis 50 Prozent eine andere Ursache als Ösophagusvarizen haben. Dies rechtfertigt in der Klinik die Gabe von Protonenpumpeninhibitoren wie Omeprazol oder Pantprazol.

Die Indikation zur prophylaktischen endotrachealen Intubation zur Vermeidung einer Aspiration stellt eine Einzelfallentscheidung dar. Bei massiver Blutung und/oder Zeichen der hepatischen Enzephalopathie ist sie im Zweifelsfall durchzuführen. Eine Magensonde zur vorherigen Magenspülung ist nicht indiziert. Durch sie besteht ein zusätzliches Verletzungsrisiko. Außerdem besteht dadurch die Gefahr, dass Erbrechen provoziert wird und es zu einer Aspiration kommt.

Ballontamponaden wie die Sengstaken-Blakemore-Sonde bei Ösophagusvarizen oder die Linton-Nachlasssonde bei Magenfundusvarizen werden heutzutage nur noch selten eingesetzt. Im präklinischen Bereich sollte die Anlage dieser Sonden vermieden werden. Die Verletzungsgefahr für den Patienten ist zu groß. Außerdem dauert diese Maßnahme präklinisch zu lange

(Text: Dr. Ingo Blank, Notarzt und Dozent; Symbolfoto: Markus Brändli; 11.07.2017)[1149]

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