Ungewöhnlich viele Einsätze in Pflegeheimen

(Bild: Markus Brändli)Bremen (idw) – Eine Studie der Universität Bremen unter Leitung der Universität Oldenburg liefert Hinweise darauf, dass Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen sehr häufig vom Rettungsdienst in eine Klinik gebracht werden – auch wenn diese Transporte gar nicht nötig sind. Die Zahlen seien deutlich höher als im internationalen Vergleich, heißt es in einer Mitteilung der Universität Bremen.

Zu häufig würden Pflegeheimbewohner in Notaufnahmen und Krankenhäusern behandelt, sagt Dr. Guido Schmiemann. Der Mediziner und Versorgungsforscher ist an der Studie HOMERN (Hospitalisierung und Notaufnahmebesuche von Pflegeheimbewohnern) beteiligt. Mit der Studie soll herausgefunden werden, wie häufig und warum die Betroffenen in Krankenhäuser eingeliefert werden. Außerdem sollen Versorgungsdefizite aufgedeckt und Verbesserungsmaßnahmen vorgeschlagen werden.

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Um herauszufinden, wer wann welche Entscheidungen für eine Einweisung trifft und welcher Mechanismus dahintersteckt, wurden 14 Pflegeheime mit 802 Bewohnern im Raum Bremen einbezogen. Zwölf Monate lang haben sich die Forschungsteams aus Bremen und Oldenburg die Pflegeheime angeschaut und das Geschehen in Fragebögen erfasst: Warum ist der- oder diejenige ins Krankenhaus gebracht worden? Wie lautete die Diagnose? Wer stellte sie? Wer traf die Entscheidung zum Transport? Wie lange war die Verweildauer im Krankenhaus? Profitierte der Patient davon?

Rettungsdienst als sichere Lösung

Heraus kam, dass Männer sowie Bewohner mit einem höheren Pflegegrad ein größeres Risiko für ungeplante Krankenhaustransporte haben. Darüber hinaus beeinflussen offenbar Ängste vor rechtlichen Konsequenzen die Entscheidung, den Rettungsdienst zu alarmieren.

„Häufig haben Pflegekräfte ohne Einbeziehung von Ärzten die Entscheidung getroffen“, nennt der Wissenschaftler eine Ergebnis der Studie. Die häufigsten Gründe für den Anruf in der Rettungsleitstelle seien Stürze, Unfälle, Verschlechterungen des Allgemeinzustands und neurologische Auffälligkeiten gewesen.

„Wir haben da ein strukturelles Problem“, resümiert Guido Schmiemann. „Der Pflegedienst ruft die 112. Der Disponent, der den Anruf entgegennimmt, haftet persönlich für seine Entscheidung, also wird er im Zweifel eher einen Rettungswagen alarmieren. Der wird für Leerfahrten in den meisten Regionen nicht bezahlt, also nimmt er im Zweifel den oder die Bewohnerin des Pflegeheims mit. Das ist ein Automatismus. Wir müssen Wege finden, wie wir da herauskommen.“

Als zweites großes Problem wurden Mängel in der Kommunikation zwischen Heim und behandelndem Arzt erkannt. In der Hälfte der Fälle sei die Arztpraxis gar nicht informiert worden, wenn ein Patient Symptome aufwies.

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