Reformpotenziale bei Akutfällen in der Notfallversorgung

(Bild: (Symbol)Ahmad Ardity/pixabay.com)Berlin (Zi) – In einem digitalen Forum „Akutfälle in der Notfallversorgung – In die richtige Versorgungsebene steuern“ hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) am Mittwoch vergangener Woche (06.04.2022) mit nationalen und internationalen Experten Perspektiven der Steuerung von Akut- und Notfallpatienten diskutiert.

Demnach scheint in allen Industrieländern aktuell nach Lösungen gesucht zu werden, wie Hilfesuchende zur richtigen Zeit an den richtigen Behandlungsort geführt werden können. Dies umfasst auch die Weiterleitung von Hilfesuchenden, die die Notfallversorgung ohne medizinisch hinreichenden Grund beanspruchen.

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In Deutschland gilt zudem, dass gesetzlich Versicherte die Notaufnahmen der Krankenhäuser nur dann selbstständig aufsuchen dürfen, wenn ein medizinischer Notfall vorliegt. Wie künftig bestimmt wird, ob ein solcher Notfall vorliegt und wie eine Weiterleitung Hilfesuchender in die ambulante ärztliche Versorgung erfolgen soll, berät derzeit der Gemeinsame Bundesausschuss im Auftrag des Gesetzgebers. Umstritten ist dabei, welche Voraussetzungen vorliegen müssen, damit Patientinnen und Patienten auch in Praxen geleitet werden können, die nicht auf dem Gelände der Klinik liegen.

Vor diesem Hintergrund hat das Zi-Forum einen Blick auf aktuelle Entwicklungen und Erfahrungen bei Ersteinschätzungsverfahren in Belgien, Schweden und Deutschland geworfen. In Schweden beispielsweise dominiert seit Jahren das Rapid Emergency Triage and Treatment System (RETTS). Dieses unterscheidet vier Risikostufen, mit denen auf regionaler Ebene über die zeitliche Priorisierung und den Behandlungsort entschieden wird. Der Vorteil ist, dass sowohl Ärztinnen und Ärzte als auch Rettungs- und Sichtungskräfte am Krankenhaustresen das gleiche System nutzen. Dadurch wird eine schnelle und präzise Abstimmung des mit einer Risikostufe verbundenen Handlungsbedarfs unterstützt. Die lokalen Gegebenheiten, die in dünn besiedelten Landstrichen Schwedens völlig anders sind als etwa in Stockholm, finden dabei Berücksichtigung.

In Deutschland werden derzeit zwei Verfahren, die beide als Software bereitgestellt werden, in klinischen Studien wissenschaftlich evaluiert. Das in einem Forschungsverbund um die Uniklinik Göttingen entwickelte OPTINOFA-System sowie die zur Anwendung am Sichtungstresen weiterentwickelte Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland (SmED). SmED basiert auf einem Schweizer System und wird bereits millionenfach in der telefonischen Ersteinschätzung der 116117 eingesetzt.

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