Mehr Wissen über „Erste Hilfe für die Seele“

(Bild: Holger Langmaier/pixabay.com)Steinfurt (pm) – Erste-Hilfe-Kurse für die Versorgung von Verletzungen oder akuten Erkrankungen sind hinlänglich bekannt. Ebenso wichtig seien Erste-Hilfe-Kurse für die Seele, ist Dr. Karlheinz Fuchs überzeugt. Als Dezernent für Gesundheit und Bevölkerungsschutz beim Kreis Steinfurt weist er deshalb auf derartige Schulungen hin – nicht zuletzt, um den Rettungsdienst zu entlasten.

Dr. Fuchs beobachtet beim Rettungsdienst, dass die Einsatzkräfte immer öfter auch in psychischen Krisen gerufen werden. Einige Einsätze wären seiner Ansicht nach vermeidbar. Wenn das Umfeld sicherer mit psychischen Erkrankungen oder Belastungen umgehen könnte, wäre das für den Betroffenen stressfreier. Der Rettungsdienst stünde zudem für „echte“ Notfälle zur Verfügung. Oft sind Angehörige, Kolleginnen und Kollegen oder Freunde aber unsicher, wie sie unterstützen und Erste Hilfe für die psychische Gesundheit leisten können.

Anzeige

Medizinische Laien zu schulen, wie sie „Erste psychische Notfallhilfe“ leisten könnten, ist eine komplexe Aufgabe. Das ursprünglich in Australien entwickelte Konzept des „Mental Health First Aid“ (MHFA), das Ersthelfern Wissen zu Hilfen für Menschen in psychischen Krisen vermittelt, wird mittlerweile auch in Deutschland angeboten. Ein solcher Ersthelfer-Kurs für psychische Gesundheit soll das Wissen über die psychische Gesundheit verbessern, stigmatisierendes Verhalten vermindern, das Vertrauen in die eigenen Helferkompetenzen steigern und die eigene psychische Gesundheit stärken. In den entsprechenden Kursen erfolgt zunächst die Vermittlung von Basiswissen zu psychischen Störungen. Daran anknüpfend werden konkrete Maßnahmen bei sich entwickelnden psychischen Gesundheitsproblemen und bei akuten psychischen Krisen erlernt und durch praktische Übungen verfestigt.

Ersthelfer-Kurse werden unter verschiedenen Bezeichnungen von unterschiedlichen Institutionen oder auch von der Ärzteschaft angeboten, wobei das Angebot sowohl Präsenzkurse als auch internetbasierte Formate umfasst. Die Kursdauer variiert je Anbieter und liegt meist bei zehn bis zwölf Unterrichtsstunden.

In Deutschland sind laut der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde jedes Jahr etwa 27,8 Prozent der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen. Vorrangig sollen sie Hilfe bei professionellen Ansprechpartnern wie niedergelassenen (Fach)-ärzten, Fachkliniken, den Sozialpsychiatrischen Diensten, ggf. auch ehrenamtlichen Selbsthilfeorganisationen oder der Telefonseelsorge erhalten. Ein erstes frühzeitiges Wahrnehmen und Ansprechen der psychischen Probleme soll dazu führen, dass Betroffene eher in das professionelle Helfersystem gelangen. Denn je früher Betroffene professionelle Hilfe erhalten, desto höher sind die Chancen auf eine Gesundung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert