Insektengiftallergie – Nicht jeder braucht eine Diagnostik!

(Bild: Capri23auto/pixabay.com)Bonn (idw) – Das bayerische Gesundheitsministerium hat dazu aufgerufen, Menschen mit dem Verdacht auf eine Insektengiftallergie häufiger zu untersuchen. Diese Initiative wird von der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) unterstützt. Allerdings sei nicht jeder so allergisch, dass er nach einem Insektenstich weitere Untersuchungen benötigt, teilte die GPA mit.

Im Spätsommer und Herbst häufen sich Fälle von Insektenstichen. Wespen finden teilweise bis in den November hinein durch langanhaltende Wärmeperioden genug Futter und weiten die Flugzeiten so aus. Während Bienen vor allem Blüten und zuckerhaltige Getränke als Nahrungsquelle nutzen, haben Wespen auch Fleisch auf ihrem Speiseplan. Vor allem Bienen sind von Natur aus nicht aggressiv, aber wenn sie sich bedroht fühlen, greifen sie an und stechen. Insektenstiche sind deshalb gerade zurzeit häufige Fälle in Kinder- und Jugendarzt-Praxen.

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Das Bayerische Gesundheitsministerium hat unlängst dazu aufgerufen, Insektengiftallergien zu untersuchen und richtig behandeln zu lassen. Hierbei ist es wichtig zu wissen, dass eine starke Schwellung nach einem Insektenstich noch kein Hinweis auf eine Insektengiftallergie ist, die eine vorbeugende Behandlung benötigt. Nur sehr wenige Patienten mit starken Lokalreaktionen erleiden bei künftigen Stichen einen allergischen Schock, meist tritt aber erneut eine starke Schwellung auf. Diese kann durch eine frühzeitig eingeleitete Lokalbehandlung gelindert werden.

Die Indikation für eine Testung, ob Antikörper auf Insektengift vorliegen, ist nur dann gegeben, wenn bereits eine schwere allergische Sofortreaktion, zum Beispiel mit Nesselsucht, Kreislaufproblemen oder Atemnot direkt nach einem Stich aufgetreten ist. Bis zu 40% der Erwachsenen und bis zu 50% der Kinder haben Insektengift-Antikörper ausgebildet, sie sind also sensibilisiert, aber nur ca. 3,5% von ihnen reagieren schwer allergisch.

Auch eine besonders starke Sensibilisierung sagt nicht voraus, dass ein Allergierisiko besteht. Dies bedeutet, dass eine unnötige Testung bei rund 47 von 100 Personen unberechtigte Sorgen vor einer Insektenstichallergie auslösen würde. Die entstehende Angst verschlechtert die Lebensqualität der Patienten und kann teilweise sogar dadurch das Stichrisiko erhöhen, dass die Patienten durch schnelle Abwehrbewegungen die Tiere reizen. Insofern sollte der Test nur dann erfolgen, wenn er als Vorbereitung für eine Behandlung notwendig ist.

Diese vorbeugende Behandlung, mit der sehr zuverlässig ein Schutz vor schweren allergischen Reaktionen bei zukünftigen Stichen gegeben ist, ist die spezifische Immuntherapie. Hierbei wird der Körper durch regelmäßige Injektionen des Giftes über mehrere Jahre an das Gift gewöhnt. Diese Behandlung ist prinzipiell in jedem Alter durchführbar.

Zusätzlich müssen Patienten mit einem Risiko für eine schwere allergische Sofortreaktion mit Notfallmedikamenten zum Selbstgebrauch ausgestattet werden, um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes bzw. eines Notarztes zu überbrücken. Auch diese Notfallmedikamente, die einen Adrenalin-Autoinjektor beinhalten sollten, müssen nur von denjenigen Patienten mitgeführt werden, die bereits eine schwere allergische Reaktion erlebt haben.

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