Hartmannbund lehnt Substitution des Notarztes ab

(Bild: planet_fox/pixabay.com)Berlin (hb) – In dem vor drei Wochen von der Regierungskommission vorgelegten Konzept zur Reform des Rettungsdienstes besteht aus Sicht des Hartmannbund-Landesverbandes Brandenburg Nachbesserungsbedarf.

„Mit den Reformvorschlägen der Regierungskommission für den Rettungsdienst soll die Versorgung der Bürger in der gesamten Bundesrepublik vereinheitlicht und angeblich verbessert werden. Hier werden aus akuten derzeitigen, zum Teil angeblichen Mangelsituationen Schlüsse gezogen, die für Abhilfe sorgen sollen, gleichzeitig jedoch die Situation verschlimmern“, äußert sich der Stellvertretende Vorsitzende des Hartmannbund-Landesverbandes Brandenburg, Ulrich Schwille.

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Einer dieser Vorschläge sei grundsätzlich zu begrüßen, nämlich dass der Einsatz des Notarztes nur bei relevanten und bedrohlichen medizinischen Notfällen erfolgt. Der Teufel stecke jedoch im Detail – und zwar darin, dass nun als Abhilfe neben dem Einsatz von telenotärztlicher Unterstützung für die gut ausgebildeten Notfallsanitäter auch die Substitution der (angeblich fehlenden) Notärzte durch akademisierte Notfallsanitäter vorgeschlagen werde.

„Dies ist jedoch aus verschiedenen Gründen nicht tragfähig. Erstens gibt es keinen Notarztmangel, sondern vielfach eine mangelnde Bereitschaft der Arbeitgeber der Notärzte, diese für den notwendigen Dienst freizustellen. Zweitens gibt es derzeit nach wie vor einen Mangel an Notfallsanitätern, da durch den erhöhten Bedarf an Rettungsmitteln – welcher durch die absehbare Schließung weiterer Krankenhäuser noch mehr steigen wird – diese auch noch nicht in ausreichender Zahl ausgebildet werden können. Und schließlich gibt es zwar keinen Bewerbermangel für die Ausbildung zum Notfallsanitäter, die Akademisierung der Notfallsanitäter nimmt diese jedoch aus dem System, ohne ihnen gleichzeitig die Fähigkeiten und Kompetenzen eines Notarztes zu vermitteln“, erklärt Schwille, der als Anästhesist, Notarzt und Ärztlicher Leiter Rettungsdienst in Brandenburg tätig ist.

Gerade in lebensbedrohlichen Situationen komme es auf ein schnelles Eingreifen an. Die Vorhaltung von Notärzten gerade in Flächenregionen könne deshalb nicht reduziert werden. Darüber hinaus sei auch die ersatzweise vorgeschlagene stärkere Einbindung der Luftrettung nur begrenzt geeignet, die genannten Mängel zu kompensieren. Daneben bedürfe es für die dort eingesetzten Notärzte zunächst geeigneter Weiterbildungsorte, da auch hier Einschränkungen durch physikalische Gegebenheiten in den Helikoptern bestünden.

Der Hartmannbund LV Brandenburg lehnt daher die Substitution von Ärzten durch akademisierte Notfallsanitäter entschieden ab. „Auch und gerade in akuter Not hat der Patient ein Recht darauf, einen Arzt mit entsprechendem Hochschulstudium an seiner Seite zu wissen. Und auch in einem rechtfertigenden Notstand darf das Prinzip des Arztvorbehalts nicht durch entsprechende Änderung der Vorgaben leichtfertig über Bord geworfen werden“, unterstreicht der Vorsitzende des Brandenburger Hartmannbundes, Dr. Hanjo Pohle.

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