DINK: Experten diskutierten Probleme der Notfallversorgung

(Bild: Thorsten Töller/pixabay.com)Koblenz (BDA/DGAI) – Anlässlich des „Deutschen Interdisziplinären Notfallmedizin-Kongresses“ (DINK) diskutierten Ende letzter Woche (09./10.03.2023) mehr als 1.000 Teilnehmende in Koblenz Probleme und Lösungsansätze der Notfallversorgung in Deutschland.

„Der Rettungsdienst in Deutschland steckt in einem Dilemma, das es seit seiner Entstehung noch nicht gegeben hat“, sagte Dr. Jörg Brokmann, Notarzt mit Erfahrungen aus zehntausenden Einsätzen und einer der DINK-Organisatoren. „Auf der einen Seite haben wir die Notfallpatienten mit akuten Erkrankungen oder schweren Verletzungen, die dringend unsere Hilfe brauchen. Auf der anderen Seite erleben wir ständig zunehmende Probleme wie die enorme Einsatzbelastung, den Personalmangel im Rettungsdienst und bei Notärzten oder die wachsende Gewalt gegenüber Einsatzkräften. Dadurch entsteht ein Spagat, der an manchen Tagen nicht mehr zu bewältigen ist, emotional und organisatorisch!“

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Wie die aktuellen Probleme möglicherweise in den Griff zu bekommen sind, diskutierten rund 1.000 Notfall- und Rettungssanitäter, Notärzte sowie viele andere Interessierte auf der Veranstaltung in Koblenz. Neben den Diskussionen über strukturelle Probleme standen bei dem Kongress auch wieder zahlreiche medizinische Themen auf dem Programm. Dabei ging es unter anderem um die Versorgung von Patienten mit Schussverletzungen, Verbesserungen bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung oder die Versorgung von Kindern mit Verbrennungen. Auch über den Transport von Verletzten aus der Ukraine nach Deutschland und über mehr Nachhaltigkeit im Rettungsdienst sprachen die Teilnehmenden.

Brokmann, Leiter der Notaufnahme am Universitätsklinikum Aachen, will auch die lokalen Stellen in die Pflicht nehmen: „Jeder Landrat und jeder Bürgermeister muss dafür sorgen, dass sein Rettungsdienst problemlos arbeiten kann. In den Städten und Gemeinden müssen Ämter, niedergelassene Ärzte, Hospizdienste und andere Beteiligte gemeinsam mit den Rettungsleitstellen Netzwerke bilden, damit jeder Anrufer die wirklich passende Hilfe bekommt und nicht jedes Hilfeersuchen mit der Alarmierung eines Rettungswagens beantwortet wird.“

Vor der Corona-Pandemie waren die Einsatzzahlen für Rettungswagen, Notarzt-Einsatzfahrzeuge und Rettungshubschrauber in manchen Regionen um bis zu zehn Prozent pro Jahr gestiegen. Nach der Pandemie scheint sich dieser Trend nun fortzusetzen.

„Durch die geplante Krankenhaus-Reform werden sich für die Rettungsdienste zusätzliche, große Probleme ergeben“, befürchtet Brokmann. Beispiele seien weitere Transportstrecken, dadurch längere Einsatzzeiten und mehr Patientenverlegungen zwischen den Krankenhäusern. Die Sorgen der Rettungsdienste würden im Moment nicht weniger, sondern könnten sogar noch zunehmen.

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