Greifswald: Grenzen überwinden – Leben retten

(Bild: Laura Schirrmeister/Uni Greifswald)Greifswald (idw) – Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von medizinischen Rettungskräften kann Leben retten, wenn sie gut miteinander kommunizieren. Das belegen die Ergebnisse des EU-Förderprojektes „Mehrschichtige Ansätze zur grenzüberschreitenden Kommunikation und Kooperation in der Notfallmedizin“ (GeKoM).

Seit 2020 haben Mitglieder der Universität Greifswald, der Universitätsmedizin Greifswald und des Wojewodschafts-Rettungsdienstes in Stettin gemeinsam verschiedene Maßnahmen entwickelt, mit denen die grenzüberschreitende Notfallversorgung zwischen Deutschland und Polen verbessert werden kann.

Anzeige

Kern des in diesen Tagen zu Ende gehenden Projekts GeKoM war es daher, die kommunikative Kompetenz des notfallmedizinischen Personals aus Rettungsdiensten und Notaufnahmen zu entwickeln und zu stärken, damit sie einander und die Patienten sowie Patientinnen aus dem jeweiligen Nachbarland besser verstehen können. Dazu wurde ein innovatives Tandem-Sprach- und Simulationstraining entwickelt und in der gemeinsamen Simulationseinrichtung in Misdroy (Polen) durchgeführt.

Das gemeinsame Sprach- und Simulationstraining basierte notfallmedizinisch auf europäischen Leitlinien zur Diagnostik und Therapie verschiedener Erkrankungen. Berücksichtigt wurden auch loco-regionale Unterschiede. Unter anderem werden nicht alle Medikamente, die in Polen verwendet werden, auch im deutschen Rettungsdienst vorgehalten. Außerdem verfügen polnische Notfallsanitäter und -sanitäterinnen über weitreichendere Handlungskompetenzen. Sie dürfen zum Beispiel selbstständig präklinisch Thoraxdrainagen legen.

Die Aufgabe des Kommunikationstrainings bestand in erster Linie darin, dass die Teilnehmenden in möglichst kurzer Zeit praxisorientiert Kommunikationskompetenz erwerben. Das Training fand in gemischten deutsch-polnischen Tandempaaren statt. Der Erwerb von Kommunikationsfähigkeiten lief parallel während des medizinischen Notfall-Simulationstrainings. Dabei ermöglichte der deutsch-polnische Tandemcharakter des Trainings, die erworbenen Fähigkeiten in Echtzeit zu testen und ein Feedback über die Korrektheit der fremdsprachlichen Aussagen zu erhalten.

Zusätzlich zum Training wurde ein Kommunikationshandbuch entwickelt, das es medizinischem Personal, dass nicht im Rahmen des Projektes geschult werden konnte, ermöglichte, mit einem Patienten oder einem Rettungsteam aus dem Nachbarland zu kommunizieren.

Die Aktivitäten des GeKoM-Projekts sollen bis Ende 2022 abgeschlossen sein. „Im Projekt wurden erste und innovative Lösungen für die grenzüberschreitende Kommunikation zwischen den Beteiligten der Rettungskette erprobt und funktionierende Lösungen gefunden“, resümiert Professor Dr. Klaus Hahnenkamp, wissenschaftlicher Leiter des Projekts und Direktor der Klinik für Anästhesie, Intensiv-, Notfall- und Schmerzmedizin der Universitätsmedizin Greifswald. „Nun ist es an der Politik, nachhaltige Systemlösungen der beiden Nachbarländer zu implementieren, um diese Lösungen für eine funktionierende grenzüberschreitende Notfallversorgung zum Wohle der Patienten zu ermöglichen.“

„Nun ist es dringend geboten, die grenzüberschreitende Rettung nicht auf die Notfallmedizin zu beschränken, sondern auch weitere Akteure einzubeziehen, wie zum Beispiel Feuerwehr, Wasserwacht und den Katastrophenschutz“, ergänzt Professor Dr. Steffen Fleßa, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsmanagement an der Universität Greifswald. „Darüber hinaus muss sichergestellt werden, dass eine angemessene politische und finanzielle Unterstützung gewährt wird, damit die derzeitigen projektbezogenen Aktivitäten zum Standard für die barrierefreie Zusammenarbeit zwischen grenzüberschreitenden Notfalldiensten werden.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert