Partydrogen: Symptome erkennen, richtig behandeln

Intoxikation PartydrogeBremen (rd_de) – Cannabis, Ecstasy, Kokain und andere Amphetamine sind als beliebte “Partydrogen” weit verbreitet. In den letzten Jahren rückten weitaus härtere Substanzen in den Fokus. Der Begriff “Partydroge” verharmlost dabei die hohe Suchtgefahr und führt immer wieder dazu, dass die Wirkungen und damit auch die Risiken unterschätzt werden. Wir geben einen Überblick über aktuelle Substanzen und welche Maßnahmen vom Rettungsfachpersonal durchgeführt werden können. 

Inhalt
Crystal Meth
GHB/GBL – „Liquid Ecstasy“
Speed
Medizinische Maßnahmen nach Drogenkonsum
Was ist eine Amphetaminpsychose?
Behandlung von Partydrogenkonsumenten

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Eine so genannte “Partydroge” ist keinesfalls als Synonym für ein ungefährliches Rauschmittel zu verstehen. Die Bezeichnung geht vielmehr darauf zurück, dass die entsprechenden Drogen zumeist auf Partys bzw. in Discotheken, Clubs und Bars eingenommen werden. Die Konsumenten wollen durch die Substanzen in einen schwerelosen, ungehemmten Rauschzustand gelangen und Ermüdungserscheinungen des Körpers ausblenden, um möglichst lange feiern zu können.

Entsprechende Drogen finden aber auch bei anderen Gelegenheiten Verwendung, etwa um die Leistung zu steigern, sich sexuell zu stimulieren oder eine euphorische Stimmung zu entwickeln. Ein Konsumschwerpunkt ist erfahrungsgemäß vor allem in Discos und Clubs mit elektronischer Musik (Techno, Elektro, House) zu finden.

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So erklärt sich auch, dass Cannabis nicht (mehr) zu den Partydrogen gezählt wird, obwohl der Konsum gerade im Rahmen von bzw. nach entsprechenden Feierlichkeiten stattfindet. Cannabis wirkt eher beruhigend und ermüdend, verfehlt also die gewünschte Wirkung. Gelegentlich wird Cannabis nach einer durchfeierten Nacht eingenommen, um den Körper nach Einnahme einer modernen Partydroge wieder “herunterzuregeln” und so ein wenig Schlaf zu finden.

Auch Kokain ist nur noch eingeschränkt als Partydroge zu sehen. Zwar entfaltet Kokain eine entsprechende Wirkung. Doch letztendlich findet der Konsum in der Party-Szene erheblich seltener statt, da die Preise sehr hoch sind. Als typische Partydrogen werden daher aktuell eher Speed, Ecstasy, LSD oder GHB bezeichnet. Solche Partydrogen können eine substanzinduzierte Psychose (auch bekannt als Drogenpsychose) auslösen.

Gerade – aber nicht nur – in Großstädten wird der Rettungsdienst immer häufiger mit Drogenintoxikationen konfrontiert. Auch der Sanitätsdienst, zum Beispiel bei Musikfestivals, muss sich vermehrt um entsprechende Patienten kümmern.

Crystal Meth

Crystal Meth gilt derzeit als eine der härtesten Drogen weltweit. 18 Millionen Menschen schniefen, rauchen oder spritzen den Stoff. Die Substanz hat die USA bereits fest im Griff. Von Tschechien aus schwappt die Welle gerade nach Deutschland herüber.

Erstaunlicherweise handelt es sich bei Crystal Meth keineswegs um eine neue Substanz. Ein japanischer Chemiker synthetisierte sie im Jahr 1919 erstmalig; 1930 gelangte der Stoff dann nach Deutschland. Hier wurde er für den Einsatz im militärischen Bereich weiterentwickelt und kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs als Pervitin auf den Markt gebracht. Unter dem Begriff “Panzerschokolade” konsumierten die Soldaten den Stoff, der sie zu immer neuen Höchstleistungen antrieb. Auch Hitler selbst soll regelmäßig Pervitin eingenommen haben. Erst 1988 wurde Pervitin vom Markt genommen.

Laut Bundeskriminalamt wurde 2011 in Deutschland eine Rekordmenge von rund 1,4 Tonnen Amphetamin und Methamphetamin beschlagnahmt. Vor allem bei Crystal Meth fanden die Sicherheitsbehörden deutlich größere Mengen als im Jahr zuvor. Der Grund für den rapiden Anstieg liegt nicht zuletzt in Tschechiens Drogenpolitik. Seit 1. Januar 2010 dürfen die Bürger unseres östlichen Nachbarlandes zwei Gramm Crystal Meth legal bei sich führen.

Crystal Meth bzw. Methamphetamin ist ein starkes Psychostimulans auf Amphetamin-Basis. Im Vergleich zu gewöhnlichem Amphetamin (Speed) wirkt Crystal Meth etwa fünfmal stärker. Die Substanz ist in kristalliner Form oder als Pulver erhältlich, gelegentlich auch in Form von Kapseln. In kristalliner Form erinnert der Stoff an Eiskristalle oder Glassplitter, deshalb auch die Bezeichnung “Crystal” (Kristall). Crystal kann geschnieft, geraucht, gespritzt und geschluckt werden. In Deutschland ist vor allem das Schniefen verbreitet.

Rauschgiftdelikte mit Amphetamin, Crystal und Ecstasy haben die letzten Jahre erheblich zugenommen. Quelle: BKA 2015 (Polizeiliche Kriminalstatistik)

Die Wirkung von Crystal Meth ist abhängig von Dosis, Wirkstoffgehalt, der individuellen Gewöhnung, der Verabreichungsform sowie der körperlichen und psychischen Verfassung des Abhängigen. Es bewirkt eine vermehrte Ausschüttung der Botenstoffe Adrenalin, Noradrenalin sowie Dopamin im Gehirn und führt dem Körper keine Energie zu, sondern täuscht eine plötzlich auftretende Gefahrensituation vor. Folglich steht der Organismus unter Dauerstress. Die körperlichen Warnsignale wie Hunger, Durst, Schmerzempfinden und Müdigkeit werden unterdrückt oder gar nicht mehr wahrgenommen.

Der Konsum von Crystal Meth führt sehr schnell zu einer schweren psychischen Abhängigkeit. Rasch werden hohe Konzentrationen im Körper und besonders im Gehirn erreicht. Nebenwirkungen wie beispielsweise Tachykardien nimmt der Betroffene deutlich weniger wahr. Crystal Meth kann also höher dosiert werden als herkömmliches Speed. Der Körper gewöhnt sich auch schneller an Methamphetamin als an Speed oder Kokain. Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, muss folglich die Dosis stetig erhöht werden. Der Mediziner nennt dies Toleranzentwicklung.

Crystal Meth gilt als starkes Nervengift. Es zerstört Nervenzellen und führt zu Schädigungen im Gehirn. Das bedeutet, Abhängige bauen mit der Zeit nicht nur körperlich, sondern vor allem auch geistig ab. Da der Körper immer unter Dauerstress steht, kommt es in der Folge zu wesentlichen körperlichen Veränderungen: Anstieg der Körpertemperatur sowie des Blutdrucks, Tachykardie und -pnoe. Schmerzempfinden und Schlafbedürfnis werden unterdrückt, Hunger und Durstgefühl sind herabgesetzt. Es bestehen ein starker Bewegungsdrang, vermehrtes Schwitzen, aufgerissene Augen und ein ausgesprochener Rededrang. Typisch sind auch starke Euphorie, übersteigertes Selbstbewusstsein, erhöhte Risikobereitschaft, eine luststeigernde, enthemmende Wirkung, Gedankenflucht mit Gedankensprüngen, Wortfindungsstörungen und ein gestörtes Zeitempfinden.

Typische kurzfristige Nebenwirkungen einer Crystal-Meth-Einnahme sind Tachykardien, Schweißausbrüche, Zittern, Muskelkrämpfe, Mundtrockenheit, Appetitlosigkeit und Halluzinationen. Nach der euphorisierenden Wirkung kommt es zu ausgeprägten, oftmals tagelangen Nachwirkungen. Ursächlich sind vermutlich die leeren Dopamin- und Noradrenalin-Speicher im Gehirn, die sich nur sehr langsam wieder auffüllen. Diese Nachwirkungen werden von den Abhängigen oftmals als Entzugserscheinungen empfunden, was zu erneuter Drogeneinnahme führt.

Typische Nachwirkungen sind beispielsweise depressive Verstimmung, starke Müdigkeit, Erschöpfungs- und Katerstimmung, Antriebs- und Interessenlosigkeit, Schlafstörungen, die Tage bis Wochen dauern können, sowie Konzentrationsschwierigkeiten und generelle Gedächtnisbeeinträchtigungen. Crystal Meth ist eine hochpotente Substanz. Das Risiko lebensgefährlicher Überdosierungen ist sehr groß. Mögliche Anzeichen einer Überdosierung können Hyperthermie, starkes Schwitzen, starke Kopfschmerzen, trockener Mund, Übelkeit und Erbrechen, plötzlicher Blutdruckabfall, Lähmungserscheinungen, Bewusstlosigkeit oder eine Intoxikationspsychose mit einem Realitätsverlust und Angst sein. Im schlimmsten Fall kann es zum Herzstillstand kommen.

Wird Crystal Meth über einen längeren Zeitraum eingenommen, kommt es zu körperlichen Langzeitwirkungen. Fast alle chronisch Abhängigen leiden an starkem Gewichtsverlust, Störungen der Konzentrations- und Merkfähigkeit, chronischen Hautentzündungen („Crystal Akne“), Schädigungen der Zähne bis zum Zahnausfall, Magenerkrankungen (Magengeschwür bis hin zur Perforation), Herzrhythmusstörungen, Störungen des Monatszyklus, Schwächung des Immunsystems mit erhöhter Infektionsanfälligkeit, einem beschleunigten, vorzeitigen Alterungsprozess oder Nieren- und Leberschäden. Auch ein Apoplex kann sich im Rahmen der dauerhaften Einnahme entwickeln.

Mindestens ebenso gefährlich sind die psychischen Langzeitwirkungen wie Depressionen, Angstzustände und Panikattacken, aggressives Verhalten gegen sich selbst und andere, Verfolgungswahn, Halluzinationen, Zwangsgedanken und -handlungen, starke Persönlichkeitsveränderungen, ständige körperliche Unruhe, Schlafstörungen, Essstörungen und ein erhöhtes Suizidrisiko.

GHB/GBL – „Liquid Ecstasy“

Gamma-Butyrolacton (GBL) ist ein Grundstoff zur Herstellung von Gammahydroxybuttersäure (GHB). Die Substanz wird auch “Liquid Ecstasy” genannt, obwohl es keinerlei chemische Verwandtschaft zu Ecstasy aufweist und auch von seiner Wirkung her Ecstasy nicht ähnelt. In der Vergangenheit wurde GHB unter dem Namen “K.o.-Tropfen”bekannt.

GHB wurde 1960 als verschreibungspflichtiges Medikament mit der Anwendung als Anästhetikum, Antidepressivum und Wachmacher zugelassen, aber auch als Entzugsmittel bei Suchtkrankheiten, vor allem bei Alkohol und Opiaten.

KO-Tropfen

Heute wird GBL als Lösungsmittel in der Industrie und als Ausgangsstoff zur Herstellung von Pharmazeutika und Chemikalien eingesetzt. Es ist in seiner Wirkung dem GHB sehr ähnlich. GBL wird im Körper zu GHB umgewandelt und kann daher dieselben tödlichen Vergiftungserscheinungen hervorrufen. GBL ist schwieriger zu dosieren als GHB, da die Substanz individuell unterschiedlich aufgenommen und unterschiedlich schnell umgewandelt wird.

GHB unterliegt seit März 2002 dem Betäubungsmittelgesetz. GBL zwar nicht, wurde jedoch als bedenkliches Arzneimittel eingestuft. GHB ist eine geruchs- und farblose Flüssigkeit. Selten taucht die Substanz in Pulverform auf.

Nach der oralen Einnahme kommt es bereits nach fünf Minuten zu einer ein- bis dreistündigen Wirkung. In Einzelfällen kann die Wirkung auch bis zu einem Tag dauern. Der Effekt von GHB ist stark dosisabhängig und variiert darüber hinaus auch je nach individueller Empfindlichkeit von Mensch zu Mensch. Die Wirkung kommt einem Alkoholrausch sehr nahe: Es tritt ein Zustand der Entspannung, starker Euphorie, sexueller Anregung, Antriebssteigerung sowie intensiverer Wahrnehmung der Umwelt ein. Höhere Dosen führen zu Schläfrigkeit bis hin zum komatösen Tiefschlaf. Kurzeitig kann es zu Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Atemnot, Schwindelgefühl, Hypotonie, Benommenheit, Muskelverspannungen, Verwirrtheit sowie vorübergehendem Gedächtnisverlust kommen.

Wird der Rettungsdienst zu einer Person gerufen, bei der der Verdacht auf die Verabreichung von K.o.-Tropfen besteht, ist schnelles Handeln angesagt. Die Nachweiszeit von GHB/GBL im Blut beträgt lediglich zwölf Stunden für eine eventuell notwendige Untersuchung (Verdacht auf Vergewaltigung oder ähnliches). Bei häufigem Konsum kann die Leber- und Nierenfunktion beeinträchtigt werden. Nicht selten kann es bei langfristiger Einnahme zu anhaltenden Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen kommen. Wird die Substanz abgesetzt, kommt es zu starken Entzugserscheinungen, ähnlich einem Benzodiazepin-Entzug.

Speed

Speed ist eine Mischung verschiedener Amphetamine mit unterschiedlichen Verschnittstoffen. Meistens wird Speed als weißes, gelegentlich eingefärbtes Pulver angeboten. Seltener wird es in Tabletten- bzw. Kapselform oder als Tropfen in Umlauf gebracht.

Speed wird häufig mit Koffein, Milchpulver, Ephedrin oder Paracetamol gestreckt. Es ist ein indirektes Sympathomimetikum und hat somit eine anregende Wirkung auf das Zentralnervensystem.

Die Erstsynthese des Amphetamins gelang 1887 an der Berliner Humboldt-Universität. Ursprünglich wurde es als Bronchospasmolytikum und zur Gewichtskontrolle eingesetzt. Die heutige medizinische Verwendung beschränkt sich auf die Behandlung der Narkolepsie und der Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADS/ADHS).

Seit den 1960er-Jahren wurde das Amphetaminderivat Fenfluramin als Appetitzügler eingesetzt, ehe es 1997 aufgrund von Nebenwirkungen vom Markt genommen werden musste. Amphetamin wird im Sport auch als Dopingmittel verwendet.

Die pulverförmige Substanz wird üblicherweise geschnieft, kann aber auch oral eingenommen werden. Viel seltener wird es geraucht oder injiziert. Bei der Injektion von Amphetamin kann es sehr schnell zu einer akuten Vergiftung durch Überdosierung kommen.

Durch die Freisetzung der Botenstoffe Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin steigt die Körpertemperatur, Puls und Atmung werden beschleunigt, der Blutdruck erhöht. Schmerzempfinden, Hunger und Schlafbedürfnis werden unterdrückt.

Speed steigert die körperliche Leistungsfähigkeit und ermöglicht so ein nächtelanges Durchtanzen, ohne subjektiv empfundene Ermüdungs- und Erschöpfungszustände. Wichtige Signale wie Hunger, Durst und Müdigkeit werden unterdrückt. Kontaktfähigkeit und Rededrang sind erhöht. Bei höherer Risikobereitschaft ist die Kritikfähigkeit herabgesetzt. Es kann aufgrund des Schlafmangels zu visuellen und akustischen Halluzinationen kommen. Die Wirkdauer von Speed beträgt durchschnittlich vier bis zehn Stunden.

Als Kurzzeitwirkung tritt beim Schniefen ein starkes Brennen an der Nasen- und Rachenschleimhaut auf, bei langfristiger Einnahme kann es zu einer Schädigung bis zur Auflösung der Nasenscheidewand kommen, ähnlich wie bei Kokain.

Zusätzlich können auftreten: Pupillenweitung, Tachykardie, Zittern, Muskelkrämpfe, Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Übelkeit, erhöhte Körpertemperatur sowie Rhythmusstörungen. Auf psychischer Ebene finden sich Unruhe, Nervosität, Angstzustände, Verfolgungswahn, Aggressionen und Schlafstörungen.

Medizinische Maßnahmen nach Drogenkonsum

Nach dem Abklingen der Rauschwirkung treten starke Erschöpfungszustände und ein großes Schlafbedürfnis, Konzentrationsmangel, Gereiztheit und Heißhunger auf. Möglich sind auch Depressionen. Dauerkonsum führt zu massiven Schlaf- und Kreislaufstörungen, Nervosität, Unruhe, Gewichtsverlust sowie Magenschmerzen. Durch die starke Belastung des Herzens ist eine dauerhafte Blutdruckerhöhung möglich. Die Schwächung des Immunsystems bewirkt eine gesteigerte Infektionsanfälligkeit. Das Hirn wird langfristig geschädigt, es kann zu paranoiden Wahnvorstellungen bis hin zur Amphetaminpsychose kommen.

Was ist eine Amphetaminpsychose?

Unter Amphetaminpsychose wird eine Form der Psychose verstanden, die durch den Missbrauch von Amphetaminen (oder Drogen) ausgelöst werden kann. In ihrem Erscheinungsbild ähnelt die Amphetaminpsychose der Schizophrenie. Zu den Symptomen zählen:

  • zwanghafte Bewegungen,
  • verzerrte Wahrnehmung,
  • Paranoia und Halluzinationen.

Die Amphetaminpsychose verschwindet in der Regel wenige Tage nach dem Absetzen der Substanzen, einige Symptome können jedoch bestehen bleiben.

Die wichtigste Erstmaßnahme beim Eintreffen am Einsatzort ist der Selbstschutz. Dieser umfasst die Beurteilung der Umgebungssituation, hier vor allem mögliche anhaltende Gefahren für Patient und Retter. Zum Selbstschutz gehören in solchen Situationen besonders die Beurteilung des Einsatzortes und das Erkennen möglicher Gefahren, beispielsweise durch umherliegende Gegenstände wie gebrauchte Spritzen. Zu achten ist auch auf mögliche aggressive Drittpersonen sowie eine zusätzlich Gefährdung, beispielsweise durch Suizidabsichten des Patienten.

Intoxikation Partydroge

Das Risiko kann im Einsatz zwar nie gänzlich ausgeschlossen werden. Umso wichtiger ist es daher, durch ein kurzes Innehalten beim Betreten des Einsatzortes mögliche Gefahren und Risiken aktiv zu suchen und entsprechende Bedenken auch zu äußern.

Als Konsequenz kann es unter Umständen zu einer zeitlichen Verzögerung der Patientenversorgung kommen. Beispielsweise, weil erst die Polizei zur Sicherung der Situation erforderlich ist. Derartige Verzögerungen müssen im Interesse des Eigenschutzes in Kauf genommen werden.

Der chronische Konsum von Drogen führt zu pathophysiologischen Veränderungen zahlreicher Organsysteme. Für die präklinische Notfallmedizin sind vor allem Beeinträchtigungen des zentralen Nervensystems, des Herz-Kreislauf-Systems und der Atmung von Bedeutung.

Behandlung von Partydrogenkonsumenten

Am Einsatzort steht in den meisten Fällen kein Drogenschnelltest zur Verfügung. Der Rettungsdienst ist deshalb auf die Eigen- und Fremdanamnese angewiesen. Die Einsatzkräfte sollten zum Beispiel möglichst genau erfragen, wann welche Drogen in welcher Menge eingenommen wurden. Nicht selten liegen Mischintoxikationen vor – beispielsweise GHB/GBL mit Alkohol oder Amphetamine mit Marihuana. Deswegen wird die Therapie im Rettungsdienst in den meisten Fällen symptomorientiert erfolgen.

Die initiale Therapie beginnt damit, dass die Vigilanz des Patienten überprüft wird. Dies geschieht durch steigende Reizintensität:

  1. Ansprechen
  2. Berühren
  3. Setzen eines Schmerzreizes

Aus der Reaktion hieraus resultiert der erste Eindruck zur Bewusstseinslage. Oberste Priorität hat die Sicherung der Vitalfunktionen. Bei Bewusstseinsminderung und Koma ist die Gefahr eines verlegten Atemweges und fehlenden Schutzreflexen mit erhöhter Aspirationsgefahr besonders groß.

Bei vorhandener Spontanatmung kann der Patient in die stabile Seitenlage gebracht werden. Tief komatöse Patienten (GCS ≤ 8) müssen in der Regel wegen erhöhter Aspirationsgefahr und insuffizienter Atmung intubiert werden. Bei unklarer Bewusstlosigkeit muss stets eine Blutzuckerbestimmung erfolgen.

Weiterführende Links:

Nach der Vigilanzprüfung werden die Vitalparameter (Blutdruck, Puls, O2-Sättigung) gemessen und ein EKG abgeleitet. Wünschenswert ist es, wenn ein venöser Zugang gelegt und eine Ringer-Acetat-Lösung (500 ml) zum Offenhalten angeschlossen wird. Einen i.v.-Zugang zu legen, wird bei diesen Patienten nicht immer gelingen. Grund: Eine mögliche Nebenwirkung der Drogeneinnahme ist aggressives Verhalten. Auch durch beruhigendes Zureden wird sich das nicht immer abbauen lassen. Im Zweifelsfall sollte der Versuch unterlassen werden, einen venösen Zugang zu legen. Anschließend sollte nach den ABC-Regeln untersucht und symptomatisch behandelt werden.

Durch Partydrogen kommt es zu „erregenden“ somatischen Begleiterscheinungen. Stellt sich zum Beispiel ein Hyperventilationssyndrom ein, resultiert daraus, dass das Kohlendioxid im Blut sinkt und der pH-Wert steigt. Als Folge entwickelt sich eine respiratorische Alkalose mit relativer Hypokalziämie. Begleitend treten oft Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen, Parästhesien und sogar Lähmungen der Extremitäten auf.

Möglicherweise kann dem Patient durch beruhigendes Zureden und der Anleitung, langsam zu atmen, geholfen werden. Eventuell hilft auch die Rückatmung in eine Plastiktüte. Helfen diese einfachen Maßnahmen nicht, können Benzodiazepine wie Diazepam 1-mg-weise bis zur gewünschten Wirkung verabreicht werden. Dabei ist vorsichtig vorzugehen, da die Gefahr einer Atemdepression besteht.

Intoxikationen mit Sympathomimetika, wie sie Amphetamine darstellen, können eine Bronchialobstruktion bis hin zu schwersten Asthma bronchiale-Anfällen auslösen. Therapeutisch stehen dann die Behandlung der Hypoxie und die Reversion der Bronchialobstruktion im Vordergrund. Der Patient sollte mit erhöhtem Oberkörper gelagert werden, um die Atmung zu erleichtern. Sauerstoff sollte am besten über eine Maske mit dem Zielwert SpO2 > 92 Prozent angeboten werden.

Zur Bronchodilatation erfolgt die Aerosol-Gabe eines rasch wirkenden Beta-2-Sympathomimetikums, zum Beispiel 2 bis 4 Hübe Fenoterol, Salbutamol oder Terbutalin. Zur Therapie gehört auch die Gabe von 50 bis 100 mg Prednisolon i.v.

Tachykardien zählen zu den häufigsten somatischen Begleiterscheinungen im Rahmen von Drogennotfällen. Liegen Zeichen einer Kreislaufinstabilität vor, muss eine entsprechende Therapie erfolgen.

Denken Sie darüber nach, sich das Leben zu nehmen? Die Telefonseelsorge bietet Hilfe in Lebenskrisen und ist Tag und Nacht anonym unter 0800/1 11 01 11 oder 0800/1 11 02 22 erreichbar.

(Text: Dr. Ingo Blank, Chirurg und Notarzt; Symbolfotos: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 07.05.2018) [1204]

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Bei einer Hyperventilation SINKT das CO2 im Blut 😉

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  2. Mein Neffe so denken wir ist drogenabhängig , er war immer sehr fleißig und zuferlessig aber seit ein paar Jahren total verlogen ,psychisch undtabil und gereizt. Meine Schwester ist am Ende mit Nerven und weint wenn sie sein Name erwähnt

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  3. Offen drauf ansprechen und auf keinen Fall Angst haben, das verschlimmert es bloß. Als erstes mit den Eltern darüber reden und dann Maßnahmen wie suchtberatung oder das Krankenhaus aufsuchen

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  4. Hallo ich möchte wissen, wie es einen abhängigen nach Monaten abstibenz ergeht? Also wenn er nichts mehr nimmt an Amphetamine. Ist der Körper müde und kraftlos? Ist man unmotiviert?
    Und wie lange braucht jemand der aufputschende Mittel zu sich genommen hat, auch was das sexuelle Libido angeht, wieder körperlich fit zu werden und Freude am Leben findet ohne Rausch…danke

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  5. Hallo Rosi,
    ich bin werder Arzt, noch Psychologe. Allerdings habe ich ein paar Jahre Erfahrung in meinem damaligen Freundeskreis sammel können. Unfreiwillig! :/
    Davon mal ab dass sich alle Möglichkeiten der “Entzugserscheinungen” in jedem Einzelfall so extrem individuell Verhalten, kann man glaube ich grob behaupten das selten eine körperliche Abhängigkeit besteht. Die Müdigkeit und Kraftlosigkeit ist oft nur das Ergebnis von Ideemagel und starkem Desinteresse. Allerdings gerade wenn so ein paar Wochen/ Monate ohne Konsum vergangen sind und sich alles fit bei einem anfühlt, fallen den Personen meist die dynamischen Glücksmomente und die viele Freunde und “Freunde” wieder ein. Die meisten habe diese Kontakte nie richtig gecancelt und der Weg dorthin ist ein Leichtes. Nur sehr wenige schaffen den Spagat oder einen kontinuierlichen Abstand mit Neuausrichtung der persönlichen Ziele und Interessen.
    Was die Libido betrifft ist das ja bei Männern und Frauen eh krass unterschiedlich. Könnte mir gut vorstellen dass Männer das alles erstmal wieder trainieren müssen. Könnte mir aber auch gut vorstellen dass die wenigsten damit ein Problem haben. 😉 Ist ja quasi Hobby und Sport im männlichen Tagesgeschäft. Viel Glück Dir bzw Euch!

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  6. Hi. Was kann der Konsument selbst tun, um die Nebenwirkungen zu reduzieren?

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  7. Nicht nachlegen, oder gar nix nehmen?! Dann gibts auch keine nebenwirkungen. Das problem liegt im mischkonsum

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  8. …man kann speed nicht rauchen, nur so nebenbei bemerkt. Habs probiert und direkt im Strahl gekotzt.

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  9. Wer kommt denn auch auf sowas?

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  10. NIEMAND wird dazu gezwungen, Drogen zu nehmen!

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  11. Richtig…
    Menschen neigen aber dazu genau wie Affen, Elefanten usw sich zu berauschend… Tiere er verdorbenes Obst… Menschen ehr Drogen /Alkohol /Medikamente… Aber eins sollten wir nicht vergessen, dass das Leben unsere Erfahrungen /Erlebnisse (Umfeld) zu dem gemacht der wir sind…
    Keiner wird vielleicht direkt gezwungen…
    Aber du hast doch bestimmt auch schonmal eine Tablette verschrieben bekommen,dass ist auch nur Chemie die nicht als Droge deklariert ist.
    Die meisten Drogen waren früher Medikamente…
    Wenn eure Kommentare, so etwas wie niemand zwingt einen/selber schuld oder sonst was beinhaltet, denkt über eure eigenen Probleme nach und lasst diese dummen Kommentare.
    Bringt niemanden weiter.
    Hast du, ein Pobleme oder kennst jemanden, stell eine Frage sonst lässt es….

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  12. Hallo, wie genau kann man bei Ecstasy erkennen, ob man das genommen hat.
    Also was sind Anzeichen dafür, das man es genommen hat. Das würde mich mal interessieren, ich habe mir schon viel über diese Droge durchgelesen aber das stand nirgendswo was.

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  13. Du kannst das sehr gut an den pupillen erkennen meistens sind die pupillen sehr geweitet der kiefer bewegt sich und die person neigt zu viel körperkontakt oder möchte sich viel bewegen

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  14. Wenn ich das so lese, hört es sich glatt so an, das er//sie an einer Depression durch diese chemischen Drogen leidet.

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  15. Ich kenne viele Menschen die schwere Traumata erlitten und meistens auch mehrere.
    Sie sind gefangen und es zerfrisst sie. Von den Menschen die ich kennengelernt habe, die Drogen konsumieren, wollen viele sich auch glücklich fühlen wie andere Menschen auch. Sie wollen den Horror vergessen und unbeschwert und leicht sein, auch wenn nur für ein paar Stunden. Viele haben Missbrauch erlebt und sexuelle Übergriffe usvm.
    Es war keiner für sie da, oder sie hatten angst und Scham darüber zu reden und dadurch fangen sie schon in sehr jungen Jahren Drogen zu nehmen. Ich habe schon ein paar mal den Grund gehört “drogen sind immer da und machen mich glücklich”, “mir hört keiner zu und nimmt es nicht ernst das mir das passiert ist”
    Die Menschen geben dadurch auf.
    Deswegen ist es immer wichtig wenn man dies bei Personen aus dem Umfeld mitkriegt, mit Empathie auf sie zu zukommen und mit ihnen das Gespräch zu suchen, weil sehr warscheinlich viel mehr dahinter steckt.
    Die Drogen sind eben ein Mittel zum Zweck.
    Genau wie bei Alkoholikern etc.
    Oder Menschen die sich selbstverletzen.

    Ich bedanke mich schonmal jetzt, da ich einen ziemlich langen text verfasst habe falls du ihn liest.

    LG

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  16. Das klappt aber auch nur wenn der Betroffene es selbst möchte wenn er es nicht möchte kann man machen was man will er wird weiter konsumieren.

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  17. Ehm ich kenne jetzt nicht die genaue Statistik aber ich sag jetzt mal mindestens 75% der Menschheit konsumiert Drogen..

    Und es fängt nicht bei Cannabis an wie es immer heißt sondern beim Nikotin, Alkohol aber das zählt fast die ganze Menschheit nicht dazu..

    Fängt ja schon bei der Polizei Kontrolle an ” Haben sie Drogen genommen oder Alkohol getrunken”

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  18. Ich habe sehr aufmerksam dein Kommentar gelesen. Sehr gut beschrieben. Ja, es war meistens niemand da für sie oder sie schämen sich für etwas und können nicht darüber sprechen.

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  19. Gerade für einen Rettungsdienst ist es aus meiner Sicht grob fahrlässig, einen solchen extrem schlecht recherchierten Artikel zu publizieren.

    “Cannabis, Ecstasy, Kokain und andere Amphetamine…” – Cannabis, Ecstasy und Kokain sind keine Amphetamine.
    Die Wirkung und Bedeutung von Cannabis beschreiben Sie komplett falsch und verharmlosend. Auf die äußerst gefährlichen synthetischen Cannabinoide gehen Sie nicht ein.
    Kokain behandeln Sie als irrelevant, weil teuer. Tatsächlich ist Kokain für einen Apfel und ein Ei zu haben und rangiert derzeit laut Umfragen auf Platz 3 nach Cannabis und Ecstasy – 36 % der Berliner Clubbesucher geben an, in den letzten 4 Wochen Kokain konsumiert zu haben.
    Bitte gehen Sie nochmal kritisch über diesen Artikel, er scheint mir teilweise etwas kontraproduktiv

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  20. Hallo Florian,

    Du hast so Recht, ich bin da genau Deiner Meinung. Vielen Dank für den Kommentar

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  21. Guten Morgen @all,
    bin etwas Ratlos und bin daher auf der Suche nach Ursachen… Unser Junior (17) geht seit einiger Zeit Samstags auf die Partymeile und hat ab Sonntagsabend in den Montag hinein Fieberschübe von 39/40 welches erst ab Dienstags abklingt. Habt Ihr eine Idee, woran dieses liegen könnte, bzw. was dieses fast mit Ansage auslösen kann ? Mache mir hier doch viele Sorgen, das etwas konsumiert wird, was den jungen Körper zu solchen Notbremsen veranlasst. Bin für jeden Hinweis dankbar, euch einen schönen Wochenstart. LG

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