Stuttgart: Verschlechterung der Hilfsfristen

Stuttgart_580Stuttgart (rd_de) – Der Rettungsdienst in Baden-Württemberg hat vielerorts ein Problem, die Hilfsfrist einzuhalten. Stuttgart bildete lange eine Ausnahme. Mittlerweile kommen aber auch hier nur noch 93 Prozent der RTW innerhalb von 15 Minuten beim Patienten an.

Die Rettungsdienste in Baden-Württemberg sind gesetzlich dazu angehalten, binnen 15 Minuten am Einsatzort sein. Diese Zeitspanne muss in 95 Prozent aller Fälle eingehalten werden. In den letzten Jahren haben viele Regionen in Baden-Württemberg diese Hilfsfrist nicht erfüllen können (wir berichteten). Stuttgart indes schon.

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Wie die Stuttgarter Nachrichten jetzt schreiben, haben sich die Werte für Stuttgart deutlich verschlechtert. Die Verschlechterung des Hilfsfristen in der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg kann laut der Zeitung mehrere Ursachen haben: Die stetig wachsende Zahl der Einsätze und der Einwohnerzuwachs würden die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben erschweren.

Gegenmaßnahmen scheinen kaum Früchte zu tragen. So habe die Inbetriebnahme eines zusätzlichen Rettungswagens im Februar 2016 nur leichte Verbesserungen gebracht, wie Ordnungsbürgermeister Martin Schairer gegenüber den Stuttgarter Nachrichten sagte. Dies belege auch ein Gutachten, wonach drei RTW weitere vorgehalten werden müssen, um den Bedarf sicher decken zu können.

(08.08.2016; Symbolfoto: Markus Brändli)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hallo,
    wenn ich recht informiert bin lautet die Passage im RDG sinngemäß so, dass der RTW in 10 min., spätestens jedoch in 15 Min. eintreffen soll. Diese feine Nuance scheint keiner mehr wissen zu wollen. Bedeutet dies m.E. einen wesentlich größeren Handlungsbedarf.
    Aber, solange es in BW so ist, dass HiOrgs und Krankenkassen vereinbaren, was die Menschen brauchen wird sich nicht viel ändern. Es wird Zeit, dass auch in BW wie in vielen anderen Bundesländern der Kreis / die Stadt Aufsichtsbehörde ist und nicht nur gnädig geduldeter Beisitzer ohne Stimmrecht bei den Verhandlungen.
    Wer sollte sonst Sorge tragen, dass Gesetze eingehalten werden ?

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  2. Das wirklich Schlimme ist: es scheint niemanden in der Bevölkerung zu interessieren. Also ich weis von keinen Lederkommentaren in den den Printmedien der Region Stuttgart zu diesen Berichten. Scheinbar scheint das alle nichts anzugrhen. Auch in meinem perslnlichen Umfeld spricht mich niemand darauf an. Traurig.
    Vermutlich kann sich die Bevölkerung vor lauter Flüchtlings- und Asyldebatte auf kein anderes Thema mehr konzentrieren.

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  3. Das Problem liegt hier doch klar auf der Hand. Es wird im besten Fall versucht durch eine kontinuierliche Aufstockung der Rettungsmittel dem Phänomen der Nichteinhaltung der Hilfsfristen entgegen zu wirken. Jedoch betrachtet hierbei kaum jemand die wirklichen Effekte weshalb es zu diesen Überschreitungen kommt. Man müsste an verschiedenen Ebenen ansetzen um hier entgegen zu wirken.

    Angefangen bei der Leitstelle. Wie oft fährt man zu “Notfällen” die bestenfalls ein Krankentransport sind -> Verbesserte Abfrage in der Leitstelle

    Personal. Die Ausrückezeiten (Alarmierung bis Status 3) werden immer länger. Ebenso die Standzeiten im Status 8. Jeder weiß was damit gemeint ist. Erst einmal eine halbe Stunde am Haus stehen und eine Rauchen. Oder im Status 8 an die Wache fahren um ja nicht noch einen Einsatz auf dem Heimweg zu bekommen. Hier müssen Anreize und Motivationen geschaffen werden, notfalls per Dienstanweisung.

    Strukturelle Anpassung. Der Arbeitgeber muss die Struktur schaffen damit das Personal optimal arbeiten kann. Ebenso die Kliniken. Immer weitere Schließungen von Krankenhäusern bedeuten längere Fahrtzeiten, häufigere “Notfallverlegungen”, etc. … Auch überfüllte Notaufnahmen verlängern die Status 8 Zeiten immens, wenn man bedenkt, dass man mancherorts bereits als RTW sich mit seiner Trage in einer Schlange aus Tragen einreihen muss um den Patienten zu übergeben.

    Dies sind nur kleine Ansätze, jedoch sollte man auch diese Dinge nachdenken bevor man einen RTW nach dem anderen aus den Boden stampft!

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  4. “Angefangen bei der Leitstelle. Wie oft fährt man zu „Notfällen“ die bestenfalls ein Krankentransport sind -> Verbesserte Abfrage in der Leitstelle”

    Absolut richtig. Die RTWs (unabhängig jetzt ob in BW oder sonst wo in Deutschland) müssen für echte Notfälle freigehalten werden. Diese KTW- oder gar Taxifahrten kosten nicht nur Zeit, blockieren ein Fahrzeug, sondern sind auch sehr demotivierend für das Personal.

    “Personal. Die Ausrückezeiten (Alarmierung bis Status 3) werden immer länger. Ebenso die Standzeiten im Status 8. Jeder weiß was damit gemeint ist. Erst einmal eine halbe Stunde am Haus stehen und eine Rauchen. Oder im Status 8 an die Wache fahren um ja nicht noch einen Einsatz auf dem Heimweg zu bekommen. Hier müssen Anreize und Motivationen geschaffen werden, notfalls per Dienstanweisung.”

    Ja, verständlicher Kommentar, jedoch gilt es hier einige Dinge zu beachten. Oft sind solche “erzwungenen Pausen” ein Weg überhaupt mal eine Pause zum Verschnaufen oder kurze Zeit zum Essen zu bekommen. Dazu kommt noch, dass die Arbeitszeit bei den meisten ja nicht mal voll bezahlt ist. Volles und unermüdliches Durchackern und Schuften wird erwartet, jedoch die volle Arbeitszeit bezahlen will niemand. Da passt halt was nicht zusammen.

    Nichts desto trotz werden diese “Status 8 Pausen” oft von Rauchern übertrieben.. sind halt oft die gleichen, welche auch die Fahrzeughallen der Krankenhäuser mit ihren Kippen schänden (wegwerfen) oder gar an den Wänden ausdrücken.

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  5. @Benjamin:
    da hast du ja recht aber das ist für die Politik und Kostenträger der Weg des gerungsten Widerstandes “nur zusätzliche RTWs” zu generieren. Dieses Personal ist am Billigsten zu haben.

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