Stress: Rettungsassistenten hoch belastet

Basel (rd.de) – Neue Untersuchungen der Universität Basel zeigen, dass Rettungsassistenten ein hohes Risiko haben, an posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) zu erkranken.

Die Frage, wie Rettungsassistenten und Rettungssanitäter mit den Erlebnissen der Einsatzgeschehnisse umgehen, war durchaus schon Gegenstand von Studien und Untersuchungen, doch der Aussagegehalt und Belastbarkeit der Ergebnisse gaben immer wieder Anlass zu kontroversen Diskussionen. Vielleicht auch, weil die Ergebnisse in Zahlen sehr weit gestreut waren.

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Die Universität Basel hat nun erste Ergebnisse einer Studie zu posttraumischen Belastungsstörungen bekannt gegeben, bei der über 1.300 Rettungssanitäter der Deutschschweiz und des Fürstentums Liechtenstein Angaben über ihre berufliche Belastung abgegeben sollten. Die Psychologische Fakultät der Universität Basel zog zur Rekrutierung der Studienteilnehmer den Interverbandes für Rettungswesen (IVR) ins Vertrauen, der die Verbindung zu über 80 Rettungsdiensten aufbaute. Etwa 600 Rettungsdienstler beteiligten sich letztlich an der Befragung.

Das Ziel der Studie ist die Erfassung der PTBS-Erkrankungsrate bei RettungssanitäterInnen in der deutschsprachigen Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein sowie mögliche Einflussfaktoren, die die Entstehung der PTBS begünstigen. Unter anderem auch die Fragestellung, ob das Erkrankungsrisiko in einem Zusammenhang zur Berufserfahrung steht.

Die bisherigen Studien, die zu posttraumischen Belastungsstörungen in Deutschland durchgeführt wurden, wie zum Beispiel die Studie von Teegen und Yasu (2000) mit 128 Probanden und die Studie Maercker und Reinhard (2003) mit 92 untersuchten Mitarbeitern fanden bei etwa 80 % der Befragten zumindest ein intrusives Wiedererleben der belastenden Einsatzsituation.

2006 wurden in Nürnberg,Fürth und Erlangen 77 Rettungsassistenten auf Symptome für ein Burnout untersucht. Über 30 % der Rettungsdienstler zeigten hierbei Symptome, 11 % litten unter einem Vollbild der Störung. In der Schweiz wurden von der Universität Zürich ähnliche Untersuchungen mit ähnlichem Ergebnis geführt: Dr. Markus Heinrichs und Prof. Dr. Ulrike Ehlert kamen zu dem provokanten Schluss, jeder fünfte Rettungssanitäter sei krank.

PTBS bei Rettungssanitätern verdient mehr Beachtung

Beim Notfallsymposium im Schweizer Nottwil präsentierte Pascal Häller nun erste Erkenntnisse der neuen PTSB-Studie. Demnach treten bei über einem Viertel der Rettungssanitäter Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) auf. Bei 10 % der eidgenössischen Rettungssanitäter musste ein teilweises oder voll ausgeprägten PTBS-Syndrom festgestellt werden. Die Baseler Zeitung zitiert den Wissenschaftler mit den Worten: „PTBS bei Rettungssanitätern ist eine häufige Erkrankung, die mehr Beachtung verdient.“

Gleichwohl sind die Zahlen in der Deutschschweiz und in Lichtenstein mit 26 % niedriger als der Durchschnitt der deutschen Untersuchungen, der bei 36 % liege. Häller glaubt, dass hier die Vorbereitung der Einsatzkräfte auf belastende Einsatzerlebnisse eine Rolle spielen könnte.

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(31.03.2009)

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