Schweine-Influenza: Vorbereitung auf den Ernstfall

Bonn (rd.de) – Die beunruhigenden Meldungen über den Ausbruch einer Schweine-Influenza treiben die Spekulationen in immer größere Höhen. Für die Rettungsdienste beginnt die Zeit der Vorbereitung.

In den USA und vor allem in Mexiko sind insgesamt mehrere hundert Menschen an Schweine-Influenza erkrankt, die durch ein neuartiges Influenzavirus verursacht wurden. Auch in Kanada wurden erste Fälle bestätigt, in Spanien gibt es einen Fall. Die Symptome sind ähnlich wie bei saisonaler Influenza, vor allem Fieber, Atemwegsbeschwerden und Gliederschmerzen; in Mexiko gab es eine Reihe von Todesfällen.

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WHO erhöht auf Warnstufe 4

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat dieses so genannte A/H1N1-Virus am 25. April 2009 als gesundheitliches Risiko von internationaler Bedeutung eingestuft. Eine vergleichbare Einstufung gab es beim Auftreten von SARS 2003. Die pandemische Warnstufe 3 der WHO, die seit einigen Jahren aufgrund der Vogelgrippe A/H5N1 gilt, ist in den letzten Stunden auf die Warnstufe 4 erhöht worden.

Die WHO in Genf begründet diesen Schritt damit, dass dieses Grippe-Virus mit hoher Wahrscheinlichkeit von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Es kommt hinzu, dass durch den weltweiten Reiseverkehr die jetzigen Erkrankungsfälle nicht mehr lokal begrenzt und isoliert voneinander auftreten.

“Auf eine solche Situation hat sich Deutschland in den vergangenen Jahren vorbereitet”, sagt Jörg Hacker, Präsident des Robert Koch-Instituts. Das RKI hat den gemeinsam von Bund und Ländern getragenen Nationalen Pandemieplan Anfang 2005 und eine aktualisierte Fassung 2007 veröffentlicht. Der Pandemieplan enthält Maßnahmen, Aufgaben sowie Handlungsempfehlungen und erläutert die wissenschaftlichen Zusammenhänge der Pandemieplanung.

Täglicher Informationsaustausch

Wie die vorgesehenen Mechanismen greifen, lässt sich an den zahlreichen Pressemitteilungen der Gemeinde-Gesundheitsämter und Feuerwehren erkennen. So meldete gestern das Refereat Gesundheit und Umwelt der Stadt München, dass für den Fall einer Influenzapandemie alle Einsatzstrukturen, insbesondere Krankenhäuser, Behörden, Gemeinschaftseinrichtungen und niedergelassene Ärzteschaft, auf der Basis des bayerischen Rahmenplanes durch das Referat sensibilisiert und auf die Notwendigkeit eigener Pandemiepläne hingewiesen worden sei.

Die Meldung der Feuerwehr in Essen ist schon eher geeignet, Unbehagen auszulösen. Dort hieß es: Das Gesundheitsamt der Stadt Essen hat gemeinsam mit Virologen und der Feuerwehr einen Pandemieplan entwickelt, der im Ernstfall zur Anwendung kommt. Die dann erforderlichen Maßnahmen werden das öffentliche Leben möglicherweise vorübergehend einschränken.

In den meisten Gemeinden tauschen sich derzeit die Gesundheitsämter täglich mit Feuerwehr und Rettungsdienst aus, um rechtzeitig auf Gefahren reagieren zu können.

Keine Panik!

Beim DRK möchte man eine unnütze Panik unter der Zivilbevölkerung vermeiden: „Die Situation ist zwar ernst, aber wir sollten alle Ruhe bewahren“, mahnt DRK-Präsident Dr. Rudolf Seiters. In Deutschland sei bisher kein Fall gemeldet worden. Das DRK rät jedoch Menschen, die etwa aus Mexiko mit Anzeichen einer Erkältung zurückkehren, einen Arzt aufzusuchen.

Auch das Robert-Koch-Institut sieht für die Bevölkerung derzeit keine allgemeine Gefährdung durch die Schweinegrippe. Generell werden persönliche Hygienemaßnahmen wie Händewaschen empfohlen und darauf hingeweisen, dass Influenzaviren vor allem durch Tröpfcheninfektion übertragen werden.

Ausführliche Informationen zu persönlichen Schutzmaßnahmen bei Virusinfektionen sind in der Broschüre “Selbstverteidigung gegen Viren” enthalten, die ab Mitte Mai bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln bestellt werden kann und unter www.wir-gegen-viren.de abrufbar ist.

Die Neuraminidasehemmer (antivirale Medikamente gegen Influenzaviren) scheinen bei dem Schweinevirus wirksam zu sein. Es ist bislang nicht bekannt, ob der saisonale H1N1-Impfstoff gegen dieses Virus schützt.

Wirtschaftliche Auswirkungen auch ohne Pandemie

An den Börsen in Asien wurde die Pandemiewarnung mit Besorgnis zur Kenntnis genommen. Vor allem Aktien von Fluglinien, Hotelketten und Touristikunternehmen gerieten massiv unter Druck.

Service: Nationaler Pandemieplan zum Herunterladen

(28.04.2009)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Aktualisierung:

    Inzwischen sind 10 bestätigte Fälle von A/H1N1 in Deutschland registriert worden. Die Pandemie Warnstufe der WHO wurde auf Stufe 5 erhöht. Stand, 07.05.2009

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