Gleich zwei Zwischenfälle: Feuer am Sauerstoffsystem

München/Stuttgart (rd.de) – Selten, untypisch, unglaublich: Die Meldung von der Explosion in einem Rettungswagen in München sorgte für Verwunderung. Als dann am Freitag auch noch die Nachricht von einem ausgebrannten Rettungshubschrauber in Stuttgart aufschreckte, der nach der Prüfung der Sauerstoffanlage in Flammen aufging, erschien eine baldige Aufklärung dringend geboten.

Wie wichtig Sorgfalt im Umgang mit den Druckgasflaschen sein kann, zeigte sich am Himmelfahrtstag in München. Es ist nur dem beherzten und umsichtigen Verhalten der Rettungsasisstenten zu verdanken, dass der Unfall in München glimpflich verlief. Die wichtigste Nachricht vorweg: Die Rettungswagenbesatzung und der Patient des Münchner Roten Kreuz sind wohlauf. Die Rettungsdienstler wurden nach einer Routineuntersuchung wieder aus dem Krankenhaus entlassen.

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Die Polizei hat den zerstörten Rettungswagen sichergestellt. Die Untersuchungen zur Unfallursache sind angelaufen. Zum Unfallhergang ist natürlich noch nicht viel bekannt: „Die Rettungsassistenten sprachen in einer kurzen Stellungnahme von einer sichtbaren Stichflamme“, verrät Dr. Peter Behrbohm, Pressesprecher des BRK in München. Daraufhin hätten die Mitarbeiter samt Patient das Auto umgehend verlassen und noch umstehende Passanten gewarnt.

Unglaublich: Zwei Unfälle in 24 Stunden!

Nach Auskunft der Unfallkasse des Bundes in Wilhelmshaven sind Unfälle im Bereich Rettungsdienst im Zusammenhang mit Druckgasflaschen extrem selten berichtet worden. Daher ist es umso unglaublicher, dass am Freitag ein Rettungshubschrauber vom Typ BK 117 der Deutschen Rettungsflugwacht in einem Hangar am Flughafen Stuttgart ausgebrannt ist.

Laut Informationen der Polizeidirektion in Esslingen geschah der Unfall gegen 7.40 Uhr, als der diensthabende Rettungsassistent seinen üblichen morgendlichen Check der medizinischen Geräte im Hubschrauber durchführte. Bei der Überprüfung einer Sauerstoffflasche, so die Polizeimitteilung, entstand aus bislang ungeklärter Ursache eine Stichflamme. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen übernommen.

Entgegen erster Berichte hat der Rettungsassistent der DRF keine schweren Verletzungen davongetragen.

Gibt es eine gemeinsame Ursache?

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass in beiden Zwischenfällen von einer Stichflamme die Rede ist. Diese Beobachtung lässt eine externe Zündquelle in der Nähe von sauerstoffführenden Leitungen zumindest vermuten. Die Fotos zeigen jedoch, dass die Unfälle einen unterschiedlichen Verlauf genommen haben: Während es beim Rettungswagen in München zu einem explosiven Druckverlust gekommen sein muss, ist der ITH Stuttgart offenbar ausgebrannt, ohne das die Flaschen zerknallt sind. Sicher hat das schnelle Eingreifen der Flughafenfeuerwehr und die umsichtige Kühlung der Sauerstofflasche hier Schlimmeres verhindern können.

Ob es also eine ursächliche Verbindung zwischen den Unfällen in München und Stuttgart gibt, bleibt zu diesem Zeitpunkt offen.

Materialfehler extrem selten

Die Wahrscheinlichkeit eines Materialfehlers an solchen Druckbehältern in zwei Fällen binnen 24 Stunden ist nach unseren Recherchen ausgesprochen gering: Der TÜV-Süd, zu deren Dienstleistung auch die Prüfung von Sauerstoffflaschen gehört, berichtet, dass es praktisch nie mechanische Beanstandungen an den Druckbehältern gäbe. Auch hätten sich in den letzten Jahren keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Stahlflaschen und den modernen Alu-Fiberglasflaschen ergeben. Wenn es bei der Prüfung Beanstandungen gibt, sind solche Mängel an den Ventilen zu finden. Hier kann es zu einer Materialalterung der Dichtungen kommen. Manchmal sind Verschmutzungen an den Ventilen und Dichtungen zu beanstanden. Hierauf wird besonders geachtet, weil die Sauerstoffflaschen unter hohem Druck stehen und Sauerstoff ein sehr starker Brandbeschleuniger ist.

Weitere Infos zu “Prüffristen für Sauerstoffflaschen” hier.

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Natürlich lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt über die Ursache(n) nur spekulieren. Es sei jedoch bemerkt, dass nicht unbedingt ein Materialfehler oder eine externe Zündquelle ursächlich sein müssen.
    Eine bekannte Gefahrenquelle im Zusammenspiel mit Sauerstoff (insbesondere unter Druck) sind mineralische, bzw. organische Schmierstoffe, welche sich bei Kontakt mit O2 selbst entzünden.

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