Ebola-Symptome: Hinweise für den Rettungsdienst

Infektionsforscher des DPZ haben einen Ebola-Diagnosekoffer entwickelt. Foto: Karin Tilch/DPZ
Infektionsforscher des DPZ haben einen Ebola-Diagnosekoffer entwickelt. Foto: Karin Tilch/DPZ

Bremen (rd_de) – Die Zahl der Ebola-Opfer ist Anfang Januar 2015 auf 8259 gestiegen. Laut WHO haben sich in den am stärksten betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone bisher 20.972 Menschen mit dem Virus infiziert. Deutschland beteiligt sich im Kampf gegen den Ebola-Virus vor Ort sowohl mit Fachkräften als auch materiell.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) weist darauf hin, dass Ebola-Frühsymptome unspezifisch sind und einem grippalen Infekt ähneln. Die Patienten klagen über Fieber, Kopfschmerz, Schmerzen des Bewegungsapparats, Erbrechen, Durchfall und epigastrische Schmerzen.

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Ebola-Virus-Symptome

Im Verlauf können weitere Symptome hinzukommen, die jedoch nicht immer alle auftreten müssen:

•    Interne und externe Blutungen (Hämorrhagien), welche massiv sein können,
•    Hautexanthem,
•    Rötung der Bindehaut,
•    Halsschmerzen,
•    Brustschmerzen,
•    Schluckbeschwerden und
•    Atemnot.

Besteht der Verdacht, dass es sich um Ebola-Virus-Symptome handeln könnte, sollte der Rettungsdienst oder Notarzt als eine der ersten Maßnahmen mit einem spezialisierten Zentrum Kontakt aufnehmen und das zuständige Gesundheitsamt informieren. Kompetenz- und Behandlungszentren für hochkontagiöse und lebensbedrohliche Erkrankungen sind im Internet unter www.stakob.de zu finden. Sofern möglich, sollte ein Patient mit Verdacht auf eine Ebola-Krankheit laut RKI vorerst zu Hause verbleiben oder auf die Isolationsstation eines Krankenhauses gebracht werden. Transporte in eine Klinik ohne vorherige Information dürfen nicht vorgenommen werden, um Ansteckungen zu verhindern. Mittlerweile bieten erste Hersteller auch schon spezielle Transporteinheiten für Patienten mit Ebola-Verdacht an.

Notarzt und Rettungsdienst sollten im Rahmen der Anamnese folgende Angaben zum Patienten ermitteln, der möglicherweise Ebola-Symptome aufweist:

•    Name und Alter des Patienten,
•    genaue Angaben über Beschwerden/Symptome und deren Beginn und Schwere,
•    Angabe von Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahme, zum Beispiel Impfungen und Malariaprophylaxe (schließt eine Malaria nicht grundsätzlich aus), Impfungen,
•    genauer Zeitraum des Aufenthaltes in einem Endemiegebiet,
•    Art und Ort der Unterkunft,
•    genaue Angabe der Reiseroute,
•    Aufenthalt in Höhlen,
•    berufliche Tätigkeiten in Laboren,
•    weitere Angaben zum Aufenthalt, zum Beispiel Tourismus, Besuch bei Verwandten, berufliche Tätigkeit im Endemiegebiet,
•    Kontakt zu Wildtieren, Verzehr von Wildtierfleisch sowie
•    erkrankte Personen im Umfeld, Beerdigungen.

Wichtig zu wissen ist, dass die Ebola-Krankheit bisher hauptsächlich in Westafrika auftrat.

Foto: WHO
Foto: WHO

Ebola-Virus: Infektionsschutz-Maßnahmen

Die Ansteckungsgefahr wird bei ungeschütztem direktem Kontakt mit Körperflüssigkeiten und Körperausscheidungen des Patienten als sehr hoch eingeschätzt. Insofern müssen Rettungsassistenten und Notärzte entsprechende Schutzmaßnahmen (Augen- und Mundschutz, Handschuhe usw.) anlegen. Eine Übertragung durch die Luft wie bei Influenza findet nicht statt.

Die Firma Bode Chemie erinnert beim Thema Hygiene auf ihrer Webseite daran, im Umgang mit der Ebola-Krankheit doppelte Handschuhe zu tragen, falls größere Blutmengen, andere Körperflüssigkeiten, Erbrochenes oder Ausscheidungen beseitigt werden müssen. Dadurch würde das Restrisiko einer Mikroperformation des Handschuhs reduziert.

Für die Hände-Desinfektion wird ein Desinfektionsmittel mit begrenztem viruzidem Wirkungsspektrum empfohlen. Beim Flächen-Desinfektionsmittel ist darauf zu achten, dass Wirksamkeit gegenüber behüllten Viren gegeben ist.

Aufgrund der weiterhin anhaltenden Gefahr, die von Ebola ausgeht, wappnen sich immer mehr Kliniken in Deutschland, um schnell entsprechende Patienten aufnehmen zu können. In Berlin, Düsseldorf, Hamburg, München, Frankfurt/Main, Stuttgart und Leipzig gibt es laut “Ärzte Zeitung” spezielle Kliniken, die besonders für die Behandlung hochinfektiöser Patienten eingerichtet sind. Hier gibt es unter anderem separate Liegendanfahrten für den Rettungsdienst, um Patienten mit Verdacht auf eine Ebola-Infektion abgeschirm von anderen Patienten einzuliefern.

Ebola: Hilfe aus Deutschland

Das Deutsche Rote Kreuz rief Ende September freiwillige Helfer auf, sich für den Einsatz in Afrika gegen die Ebola-Epidemie zu melden. Innerhalb weniger Tage gingen rund 1350 Bewerbungen beim DRK ein. Gesucht werden vor allem:

  • Ärzte (auch in Leitungsfunktionen),
  • Hebammen,
  • Physiotherapeuten,
  • Kranken- und Gesundheitspflegepersonal
  • Pharmazeuten,
  • Labortechniker,
  • Röntgenfachkräfte

Interessierte Helfer können sich über das Online-Bewerbungssystem DRK HRnet melden: https://drkhrnet.drk.de/Home

Das Technische Hilfswerk (THW) ist derzeit mit zwei Erkundungsteams in Ghana und im Senegal tätig. “Die Epidemie hat sich auf mehrere westafrikanische Staaten ausgebreitet. Es ist daher wichtig, dass wir von verschiedenen Standorten aus prüfen, wie wir helfen können“, sagte THW-Präsident Albrecht Broemme. Die Einsatzoptionen des THW könnten im technisch-logistischen Bereich sowie in der Unterstützung der Koordinierungsaufgaben der internationalen Akteure liegen.

Unfallversicherungsschutz für Freiwillig

Freiwillige, die in den Diensten einer Hilfsorganisation stehen und sich für die Ebola-Bekämpfung in Westafrika melden, stehen unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung. Darauf weisen Berufsgenossenschaften und Unfallkassen hin. Der Unfallversicherungsschutz umfasst neben Arbeits- und Wegeunfällen auch eine mögliche Infektion mit dem Ebola-Virus. In diesem Fall übernimmt die zuständige Berufsgenossenschaft oder Unfallkasse die Kosten für den Rücktransport nach Deutschland und die Heilbehandlung.

“Bei einer Entsendung ins Ausland läuft der Versicherungsschutz über die jeweils entsendende Organisation”, erklärt Dr. Joachim Breuer, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Zuständig ist die jeweilige Unfallkasse oder Berufsgenossenschaft der Hilfsorganisation. Beamte oder Soldaten sind über den jeweiligen Dienstherren abgesichert.

“Wer extra für einen Auslandseinsatz angestellt wird, sollte Rücksprache mit seinem Arbeitgeber halten”, empfiehlt Breuer. Denn auf diese Arbeitsverhältnisse erstreckt sich der gesetzliche Unfallversicherungsschutz im Regelfall nicht. Es sei denn, der zuständige Unfallversicherungsträger bietet eine spezielle Auslandsversicherung an, die der Arbeitgeber dann auch abschließt. Und, so Breuer: “Wer auf eigene Faust reist, ist nicht gesetzlich unfallversichert.”

Berufsgenossenschaften und Unfallkassen machen zudem darauf aufmerksam, dass auch im Fall einer Entsendung die Bestimmungen zum Schutz von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit gelten. Das heißt, die Gefährdungen für die Beschäftigten müssen beurteilt und entsprechende Schutzmaßnahmen festgelegt werden. Die Freiwilligen müssen vor Aufnahme der Tätigkeit in Fragen der Hygiene und der Anwendung persönlicher Schutzausrüstung unterwiesen werden.

Evakuierungsflugzeug „Robert Koch“

Foto: BMG/Schinkel
Foto: BMG/Schinkel

Für den Transport von Ebola-Patienten hat die Bundesregierung im November 2014 einen umgebauten Airbus mit einer Isolationseinheit in Betrieb genommen. Freiwillige Helfer, die sich mit dem Virus infiziert haben, können dadurch bereits während des Rückflugs aus Westafrika intensivmedizinisch betreut werden.

“Das Flugzeug ‘Robert Koch’ für medizinische Evakuierungen (MedEvac) ist eine weltweit einzigartige Lufttransportmöglichkeit, die dem Schutzkonzept einer deutschen Sonderisolierstation entspricht. Patienten, die an einem viralen hämorrhagischen Fieber erkrankt sind, können hier in jedem Krankheitsstadium versorgt und transportiert werden. Das Konzept wurde unter der Federführung des Auswärtigen Amtes von Experten des Robert-Koch-Instituts erarbeitet”, teilte das Robert-Koch-Institut mit. Mehr zu dem Spezialflugzeug lesen Sie hier.

„Labor-im-Koffer“

Infektionsforscher des Deutschen Primatenzentrums (DPZ) haben einen Diagnosekoffer entwickelt, der alle notwendigen Reagenzien und Ausrüstung enthält, um das Ebolavirus innerhalb von 15 Minuten direkt vor Ort nachzuweisen. Das „Labor-im-Koffer“ wird mit Solarstrom betrieben und kommt ohne kühlbedürftige Reagenzien aus. Der Erfinder des Diagnosekoffers, Ahmed Abd El Wahed, ist Wissenschaftler in der Abteilung Infektionsmodelle des DPZ und wird fünf dieser Koffer für Untersuchungen in mehreren Ebola-Behandlungszentren in Guinea zusammenstellen.

„Globale Allianz der Untätigkeit“

Ein Jahr nach der offiziellen Bekanntgabe des Ebola-Ausbruchs in Westafrika hat Ärzte ohne Grenzen eine kritische Analyse der globalen Bekämpfung der Krankheit veröffentlicht. „Die Ebola-Epidemie hat schonungslos offengelegt, wie ineffizient und langsam die internationalen Gesundheits- und Hilfssysteme auf Notfälle reagieren“, sagt Joanne Liu, die internationale Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen. Die Organisation warnt davor, den Ausbruch in Westafrika vorschnell für beendet zu erklären. Die Zahl der Neuinfektionen ist zuletzt wieder gestiegen. Ärzte ohne Grenzen spricht von einer „globalen Allianz der Untätigkeit“ in den ersten Monaten.

(Text: Lars Schmitz-Eggen, Rettungsassistent, Chefredakteur Rettungs-Magazin und www.rettungsdienst.de; 24.03.2015)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Das Ebola-Virus ist auf jeden Fall ernst zu nehmen. Vor allem wenn man liest, dass es mittlerweile auch schon in den USA angekommen ist und auf Wikipedia nachliest und feststellt, dass es nie zuvor so viele Infizierte und auch Tote aufgrund des Virus gab, sollte man sich so langsam Gedanken machen.

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  2. Ebola, Corona & Co. sind wirklich uebel! 🙁 Gut das es das RKI gibt!

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