Psychologische Erste Hilfe: Tipps für die Praxis

Psychologische Erste Hilfe_580Bremen (rd_de) – Nicht nur Verletzte, auch psychisch traumatisierte Menschen brauchen Hilfe. Freunde oder Angehörige sind jetzt wichtig. Sie stehen aber nicht immer und sofort zur Verfügung. Auch Notfallseelsorger oder das Kriseninterventionsteam benötigen Zeit, um zur Einsatzstelle zu kommen. Jeder Notfallsanitäter, Rettungsassistent und Rettungssanitäter sollte daher auch ohne Ausbildung in Krisenintervention die Grundlagen der psychologischen Ersten Hilfe kennen.

  1. Leisten Sie „psychische Erste Hilfe“: Heutzutage kann es als Qualitätsmerkmal eines ganzheitlich ausgerichteten und professionellen Rettungsdienstes betrachtet werden.
  2. Unterstützung von nahestehenden Menschen: Verwandte und Freunde kommen hier primär in Frage. Da diese an einer Einsatzstelle aber nicht immer zur Verfügung stehen, fällt Mitarbeitern des Rettungsdienstes eine wichtige Rolle zu.
  3. Eigene Ressourcen mobilisieren: Krisenintervention ist größtenteils Hilfe zur Selbsthilfe.
  4. Die Handlungsfähigkeit wieder herstellen: Dabei gilt es abzuwägen, welche Handlungen man einem Betroffenen zumuten kann bzw. welche Handlungen eine Überforderung darstellen würden.
  5. Struktur ins Chaos bringen: Krisenintervention durch Einsatzkräfte kann Betroffene auch darin unterstützen, das gerade Erlebte zu begreifen und das Gedanken- und Gefühlschaos zu strukturieren.
  6. Informieren: Eine Person, der die Todesnachricht eines nahen Verwandten mitgeteilt wurde, möchte die Umstände erfahren. Ihr nach und nach diese Informationen zu geben, hilft, das Geschehene zu begreifen.
  7. Aufmerksamkeit verlagern: Auf unbeschwerte Momente, schöne Erlebnisse in der Beziehung zwischen dem Betroffenen und dem gerade Verstorbenen hinzuweisen, ist kein Ablenken von der Realität, sondern sorgt für Entlastung.
  8. Setting schaffen: Komplexität des Notfallerlebens für den Betroffenen reduzieren, gleichzeitig deutlich machen, dass seine Bedürfnisse berücksichtigt werden. Vorsicht, Bevormundung vermeiden!
  9. Dosierte Informationen: Den Betroffenen mit Details nicht „überfluten“. Nur Relevantes mitteilen. Er kann dann durch Nachfragen selbst bestimmen, wann er weitere Informationen wünscht.
  10. Psychoedukation: Informationen darüber, welche körperlichen und emotionalen Reaktionen in der Zeit nach einem belastenden Ereignis auftreten können.
  11. Individuelles Vorgehen: Die beschriebenen Interventionsformen haben sich in vielen Fällen als hilfreich erwiesen. Eine Garantie, dass sie immer wirksam sind, gibt es nicht.
  12. Effektive Hilfe: Der Rettungsdienst-Mitarbeiter darf darauf vertrauen, dass der Betroffene in der Lage ist zu signalisieren, ob ein Angebot für ihn hilfreich ist.

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(Text: Timo Grünbacher, kath. Theologe, Sozialpädagoge, Rettungssanitäter und Mitarbeiter des ASB-Kriseninterventionsteams, München; Symbolfoto: Johanniter; zuletzt aktualisiert: 27.09.2018) [2377]

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