Brandalarm am Kehlsteinhaus

Berchtesgaden (BRK) – 576 Menschen saßen am Samstagnachmittag vorrübergehend am Kehlsteinhaus fest, nachdem ein Brandalarm gegen 16.15 Uhr zu einer Notabschaltung des Aufzugs geführt hatte, mit dem die Besucher von der oberen Buswendeplatte zum Haus transportiert werden. Die ursprüngliche Meldung, dass im Maschinenraum ein Schwelbrand ausgebrochen sei, bestätigte sich bei der ersten Lageerkundung durch die Einsatzkräfte nicht; ein Feuer war zu keiner Zeit festzustellen. Da der Aufzug aber durch den Alarm nicht mehr betriebsbereit war und der alternative Fußweg vom Gipfel zur oberen Buswendeplatte größtenteils mit Schnee blockiert war, wurde ein Großaufgebot an Rettungskräften zur Evakuierung der gefangenen Touristen alarmiert.

Insgesamt wurden sechs Hubschrauber von Polizei (3), Bundespolizei (1) und Bundeswehr (2) sowie der Traunsteiner Rettungshubschrauber „Christoph 14“ zum Kehlstein angefordert, um die Betroffenen im Pendelverkehr auszufliegen. Gleichzeitig richteten die Einsatzkräfte am Obersalzberg einen Zwischenlandeplatz und eine Betreuungsstelle mit Behandlungsplatz ein. Der für einen möglichen Hubschrauber-Löscheinsatz vorbereitete Waldbrandsatz der Feuerwehr kam nicht zum Einsatz.

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Aufgrund der rund eineinhalb Meter dicken Schneedecke auf über 1.800 Metern und starker Höhenwinde am Gipfelgrat konnten die Maschinen aber nur mit Schwierigkeiten an der Einsatzstelle anlanden; 13 Menschen wurden in vier Flügen zur oberen Buswendeplatte transportiert, weitere 82 Touristen führte die Berchtesgadener Bergwacht über den provisorisch freigeschaufelten und mit einem Seilgeländer gesicherten Fußweg zu den Bussen. Nach rund zwei Stunden konnten Techniker den Aufzug wieder in Betrieb nehmen und die restlichen Wartenden abtransportieren, die größtenteils nur über leichtes Schuhwerk verfügten. Der Aufzug fasst pro Fahrt 47 Personen.

Alle 576 Geretteten wurden mit RVO-Bussen bis zur Betreuungsstelle am Obersalzberg gefahren, wo sie vom BRK namentlich registriert und gesichtet wurden; sie kommen  aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Ungarn, China, Japan,  England, den USA, Australien, Griechenland, Holland, Kroatien, der Slowakei, Polen, Süd-Afrika, Slowenien, Tschechien, den Niederlanden und Schweden. Eine Frau klagte auf der Talfahrt im Bus über Kreislaufprobleme und musste medizinisch versorgt werden, ein zweiter Patient zog sich bei einem Sturz Verletzungen zu und musste nach notärztlicher Versorgung per Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden. Die Geschäftsführung des Intercontinental-Resorts am Obersalzberg unterstützte spontan die Einsatzkräfte und stellte zur Verpflegung der Helfer und betroffenen Touristen kostenlos Kaltgetränke und heißen Tee bereit. Über die Ursache der Notabschaltung liegen laut Polizeiangaben noch keine Erkenntnisse vor. Monteure einer Spezialfirma begannen nach der Evakuierung sofort mit der Fehlersuche. Die Kriminalpolizei Traunstein hat die Ermittlungen übernommen.

An der Rettungsaktion waren 24 Polizeibeamte, etwa 90 Feuerwehrleute, 66 Einsatzkräfte des Roten Kreuzes, darunter 19 Retter der Bergwacht Berchtesgaden, vier Schnell-Einsatz-Gruppen sowie die Sanitätseinsatzleitung mit Unterstützungsgruppe beteiligt. Die Zusammenarbeit der Einsatzorganisationen klappte besonders reibungslos, da ein nahezu identisches Schadenszenario bereits im Oktober 2004 Inhalt einer Großübung am Kehlsteinhaus war.  Die Besucher nahmen die unfreiwillige Wartepause gelassen hin und verhielten sich während der gesamten Rettungsaktion ausgesprochen diszipliniert und geordnet, was den Helfern ihre Arbeit wesentlich erleichterte.

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